• 14.11.2019, 12:41:01
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  • OTS0152

Ärztekammer ortet Versorgungsengpass bei AKH-Transgender-Ambulanz

Abteilung stößt an Kapazitätsgrenzen – Ärztewarnung vor Schwächung des Standorts

Utl.: Abteilung stößt an Kapazitätsgrenzen – Ärztewarnung vor
Schwächung des Standorts =

Wien (OTS) - „Es ist absolut inakzeptabel, wenn die Politik unser
Gesundheitssystem an die Wand fährt und gleichzeitig einen Teil
unserer Gesellschaft damit marginalisiert“, betont Wolfgang
Weismüller, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der
Ärztekammer für Wien. Dass man nun sogar überlege, die für die
Transgender-Ambulanz zuständige Abteilung an eine andere Abteilung
anzugliedern, bezeichnet Weismüller aus Sicht für Wien als Standort
auf diesem Fachgebiet für ganz Österreich als „nicht akzeptabel“.
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Anlass ist ein Interview mit Christian Egarter, dem Leiter der
Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin,
auf der Gesundheitsplattform www.medinlive.at. Darin warnt er, dass
trotz steigender Patientenzahlen das Wiener AKH die Ambulanzzeiten in
der Transgender-Ambulanz deutlich reduzieren müsse. Weismüller: „Das
Wiener AKH hat die größte Transgender-Ambulanz in Österreich, die
nächstgrößere ist in München und somit im Ausland. Besteht hier gar
der politische Wille, Personen dieses Teils unserer Gesellschaft aus
Wien und Österreich zu vertreiben?“

Transgender-Personen haben das Gefühl, im falschen Körper zu
leben. Sie können sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht
identifizieren. Eine körperliche Angleichung ist für Betroffene meist
der einzige Weg zu ihrer wahren Identität. Viele Transgender nutzen
dafür hormonelle und/oder chirurgische Therapieoptionen. In der
Transgender-Ambulanz des AKH wurden im vergangenen Jahr mehr als 700
Mann-zu-Frau- und 600 Frau-zu-Mann-Personen mit gegengeschlechtlicher
Therapie kontrolliert.

„In unserer Ambulanz haben wir in den letzten Jahren einen
massiven Frequenzanstieg beobachtet, vermutlich durch die zunehmende
gesellschaftliche Liberalisierung dieses Themas und den erleichterten
Zugang zu entsprechenden Spezialambulanzen“, erklärt Egarter.
Gleichzeitig habe die Gemeinde Wien aufgrund überbordender Frequenzen
beschlossen, die Fallzahlen zukünftig zu limitieren. „Das AKH als
Universitätsspital hat dann zusätzlich auch noch den Auftrag der
MedUni Wien, die Ambulanzzahlen dann noch einmal zu reduzieren.“

Man müsse also laut Egarter den gigantischen Frequenzanstieg in
Einklang mit den offiziellen Aufträgen der Gemeinde und der MedUni
Wien bringen und etwa die Ambulanzzahlen um ein Drittel reduzieren.
„Wohin sollen aber die betroffenen Menschen gehen?“, fragt Egarter.
„Derzeit versuchen wir, niedergelassene Kolleginnen und Kollegen für
diese durchaus komplexe Thematik zu gewinnen, an die wir dann
Kontrollen auslagern könnten.“ Neben Transgender-Personen würden hier
Patientinnen mit Hormonbehandlungen oder Kinderwunschtherapien sowie
onkologische Patientinnen mit Fertilitätstherapien betroffen sein.

Wartezeiten für Ausbildung und Patienten steigen

Eine mögliche Anbindung der Transgender-Ambulanz an eine andere
Abteilung wäre für Egarter auch für die Ausbildung von Spezialisten
auf diesem Fachgebiet besonders „deletär“. Egarter: „Wir sind eines
von 14 Zentren in ganz Europa, die als Ausbildungszentrum
zertifiziert sind. Durch eine Anbindung an eine andere Abteilung
würde zunehmend Expertise in Bezug auf die Lehre der zukünftigen
Mediziner verloren gehen.“ Die Endokrinologie sei ohnehin schon „eine
Art Flaschenhals“ in der Ausbildung für Geburtshilfe und Gynäkologie,
man habe deswegen bereits eine lange Warteliste bei den
Ausbildungsstellen.

Patienten sind ebenfalls schon jetzt betroffen. „Die Wartezeiten
werden immer länger. Auf einen Termin in der Hormonambulanz müssen
Patienten derzeit ungefähr fünf Monate warten, Operationen sind
schneller möglich“, sagt Egarter. Man führe ungefähr zwölf bis 20
operative Eingriffe bei Transgender-Personen pro Jahr durch. (ast)

(S E R V I C E - Das gesamte Interview mit Christian Egarter ist
auf www.medinlive.at nachzulesen:
https://www.medinlive.at/gesundheitspolitik/transgender-ambulanz-stoe
sst-ihre-grenzen)

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