• 04.10.2019, 16:10:52
  • /
  • OTS0147

Wir haben Bildung gewählt: Initiative NEUSTART SCHULE präsentiert zentrale Forderungen an eine neue Regierung

Wien (OTS) - Im vergangenen Intensivwahlkampf spielten Bildungsthemen
eine untergeordnete Rolle. Die Initiative NEUSTART SCHULE fordert
daher eine Rückkehr zu sachlicher Bildungspolitik und konzentriert
sich unmittelbar nach der Wahl auf zentrale Forderungen, die jede
künftige Regierung – unabhängig ihrer Parteienkonstellation – in der
nächsten Legislaturperiode angehen muss.

Die Wahl ist geschlagen, der Wahlkampf vorbei. Anlass für die
Initiative NEUSTART SCHULE, gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern
aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Praxis zentrale Forderungen
für eine erfolgreiche und zukunftstaugliche Bildungspolitik in
Österreich zu präsentieren. Der gemeinsame Tenor in Richtung der
politisch Verantwortlichen: Die zukunftsorientierte Gestaltung von
Bildung ist die beste Garantie, um die Herausforderungen der
kommenden Jahre zu bewältigen!

In Zukunftsthemen und mehr Qualität investieren

Wolfgang Lutz, Sozialwissenschaftler und Gründungsdirektor des
Wittgenstein Centre for Demography & Global Human Capital, plädiert
für eine auf Fakten und Wissenschaft basierte Bildungspolitik, die
Bildung als wichtigste Investition in die Zukunft priorisiert:
„Qualitätsvolle Bildung von den ersten Lebensjahren an ist ein
entscheidender Faktor dafür, wie es künftigen Generationen gehen
wird. Investitionen in die Förderung der kognitiven Entwicklung und
Kompetenzen sind der Schlüssel für befriedigende Arbeit, Gesundheit,
Langlebigkeit und Wirtschaftswachstum – das ist wissenschaftlich gut
belegt.“ Außerdem verbessere gute Bildung den
gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Klimawandel – auf nationaler
ebenso wie auf globaler Ebene.

Für einen Bildungs-Neustart setzt sich Georg Kapsch, Präsident der
Industriellenvereinigung (IV), ein, denn es brauche eine
Qualitätsoffensive für Grundbildung. „Wir brauchen
Exzellenzinitiativen auf allen Bildungsebenen. Was wir auf einer
frühen Bildungsebene nicht erreichen können, werden wir weiter oben
nicht mehr einholen“, so Kapsch. Demnach müsse die heutige
Pflichtschulzeit, so Kapsch, für die Elementarpädagogik und die
Schule von 6 bis 14 Jahre neu strukturiert werden und mit einem
aussagekräftigen, qualitativ hochwertigen Abschluss – dem
Grundbildungsnachweis – enden. Dafür brauche es zusätzliche Mittel
als Finanzierungsimpuls bei gleichzeitiger Konsolidierung der
Bildungsausgaben: „Wir müssen umdenken, wenn es um unsere
Zukunftsfähigkeit geht – weg von einer Ausgaben- und hin zu einer
Investitionslogik.“

Hannes Androsch, Initiator des Bildungsvolksbegehrens, verweist auf
lang überfällige Forderungen: „Sämtliche PISA-Studien zeigen, dass
unser Land im internationalen Vergleich unter Bildungsarmut und damit
unter Bildungsungerechtigkeit leidet.“ Das habe zur Folge, dass bei
konstant niedriger Geburtenrate der Talentepool nicht ausgeschöpft
werde und in Kauf genommen wird, dass 20 Prozent der 15-jährigen
Jugendlichen nicht hinreichend lesen, schreiben und rechnen können.
„Viel zu lange hat sich die Bildungspolitik nahezu ausschließlich mit
Schulorganisation beschäftigt“, so Androsch weiter „dabei braucht es
vielmehr optimale Lehr- und Lernbedingungen. Es gibt in unserem Land
nach wie vor kein Verständnis für qualitativ hochwertige elementare
Bildungsangebote, eine verschränkte Ganztagsschule und das Ende der
allzu frühen Trennung von Bildungswegen.“

Bildungspolitischer Fokus auf die Phase bis 6 Jahre

„Gute Elementarbildung ist das Fundament für einen erfolgreichen
lebenslangen Bildungsweg, den Übertritt in die Schule, die frühe
Förderung von Begabungen und für faire Bildungschancen. Investitionen
zahlen sich in diesem Feld am meisten aus – für Kinder, Familien,
Wirtschaft und die Gesellschaft“, bringt es ÖDKH-Vorsitzende Raphaela
Keller auf den Punkt. Dafür brauche es nach jahrelangen
Lippenbekenntnissen endlich bundesweit einheitlich höchste
Qualitätskriterien, adäquate Rahmenbedingungen sowie die Umsetzung
des 2. verpflichtenden Kindergartenjahres für alle Kinder. Viele
Forderungen seien zwar Dauerbrenner in diversen Regierungsprogrammen,
aber – so wie die Anhebung der Ausbildung von Elementarpädagoginnen
und –pädagogen auf tertiäre Ebene – noch immer nicht umgesetzt.

Auf die zentrale Rolle von Pädagoginnen und Pädagogen verweist auch
Gebhard Ottacher, Geschäftsführer von Teach for Austria, und
kritisiert gleichzeitig den Gap zwischen Image und gelebter Praxis:
„Das Ansehen des pädagogischen Berufes matcht sich nicht mit den
Herausforderungen in der Praxis und dem engagierten
Rollenverständnis, das wir täglich in elementaren und schulischen
Bildungseinrichtungen wahrnehmen. Das Sozialprestige muss daher
dringend gesteigert werden und das gelingt ein Stückweit auch mit
professionellen Karriereperspektiven. Denn so gewinnt man die
engagiertesten Leute.“, so Ottacher.

Individuelle Bildungskarrieren brauchen Rahmenbedingungen

Bildungseinrichtungen sollten die Gesellschaft in ihrer Heterogenität
abbilden und die Unterschiedlichkeit der einzelnen Individuen
kultivieren, so Heidi Schrodt, Vorsitzende von Bildung Grenzenlos.
„Den Spagat zwischen der Förderung von Talenten und der Unterstützung
der Schwächeren schaffen wir nur durch Individualisierung. Für mehr
Spitze und mehr Breite braucht es jedoch ein ganzes Maßnahmenbündel
zur Verbesserung der Rahmenbedingungen: administrative Unterstützung
zur Entlastung des pädagogischen Personals, multiprofessionelle
Teams, ein Mehr an Teamkultur in und zwischen den
Bildungseinrichtungen aber auch die Weiterentwicklung der personellen
und finanziellen Schulautonomie.“

Tragfähige Entscheidungen, die halten – über Parteigrenzen und
politische Konstellationen hinweg

„Zuerst brauchen wir ein gemeinsames Ziel. Und erst dann die
Ableitung von konkreten Maßnahmen.“ Mit diesem Appell spricht sich
Christiane Spiel, Bildungspsychologin an der Uni Wien, für einen
parteien- und institutionenübergreifenden Dialogprozess aus, und zwar
am Beginn der Legislaturperiode „Was erwarten wir uns von Bildung in
Österreich? Erst wenn ein gemeinsames Ziel feststeht können wir –
forschungs- und erfahrungsbasiert – über geeignete
Umsetzungsmaßnahmen entscheiden. Dafür muss eine
Implementierungsstrategie entwickelt werden, in die sämtliche
Beteiligtengruppen eingebunden sind. Nur so ist gesichert, dass
bildungspolitische Maßnahmen kontinuierlich über Legislaturperioden
hinweg durchgeführt werden und auch flächendeckend greifen“, so
Spiel abschließend.

Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner
• Hannes Androsch, Volksbegehren Bildungsinitiative, Initiator
• Raphaela Keller, ÖDKH, Vorsitzende
• Georg Kapsch, Industriellenvereinigung, Präsident
• Wolfgang Lutz, Wittgenstein Centre for Demography & Global Human
Capital, Gründungsdirektor
• Gebhard Ottacher, Teach for Austria, Geschäftsführer
• Heidi Schrodt, Bildung Grenzenlos, Vorsitzende
• Christiane Spiel, Universität Wien

Über NEUSTART SCHULE

NEUSTART SCHULE ist eine Initiative der Industriellenvereinigung und
ihrer Partner für Bewegung in der österreichischen Bildungspolitik.
Ziel der Initiative ist es, mit der Unterstützung von
Partnerorganisationen, ExpertInnen und der Bevölkerung die Qualität
von Grundbildung in Österreich nachhaltig zu verbessern und die
Politik dafür zu gewinnen. Die Unterstützerinnen und Unterstützer
eint das gemeinsame Anliegen, die Zukunft von Bildung in Österreich
zu thematisieren und eine Plattform für Dialog anzubieten. Weitere
Informationen unter www.neustart-schule.at und auf Facebook unter
www.facebook.com/neustartschule.

Sämtliche Pressematerialien, druckfähige Fotos und Forderungskatalog
zum Download unter
www.neustart-schule.at/presse

Alle NEUSTART SCHULE Aktivitäten zur Nationalratswahl 2019 unter
www.neustart-schule.at/wahl2019

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NPI

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel