- 30.09.2019, 12:08:09
- /
- OTS0090
AK-Umfrage: Ein Drittel der Menschen mit Behinderung fühlt sich bei Arbeit diskriminiert
Anderl: „Die gesetzliche Gleichstellung wird großteils ignoriert“
Utl.: Anderl: „Die gesetzliche Gleichstellung wird großteils
ignoriert“ =
Wien (OTS) - „Die Beratungserfahrungen der Arbeiterkammer und eine
neue Umfrage zeigen deutlich, dass Menschen mit Behinderung noch
immer in vielen Bereichen mit unzulässigen und unnötigen Barrieren
konfrontiert sind“, kritisiert AK Präsidentin Renate Anderl im
Vorfeld einer Fachtagung im ÖGB. Im Auftrag der AK hat SORA 2.300
Personen zwischen 14 und 65 Jahren befragt, die Auswertung zeigt:
Menschen mit Behinderung werden trotz gesetzlichen
Gleichstellungsgebots benachteiligt und ausgeschlossen.
Seit 2006 ist in Österreich das Behindertengleichstellungspaket in
Kraft, seit 2008 gilt die UN-Behindertenrechtskonvention. „Die
gesetzliche Gleichstellung wird allerdings großteils ignoriert,
insbesondere das Recht auf gleichen Zugang zu Arbeit“, so Anderl.
Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft
ist ein gleichberechtigter Zugang zu Arbeit, wie er auch in den
UN-Konvention festgeschrieben ist. AK Präsidentin Renate Anderl:
„Immerhin ein Fünftel aller Betriebe nimmt diesen Auftrag ernst und
kommt der Beschäftigungspflicht gegenüber begünstigten behinderten
Menschen nach. Aber rund 80 Prozent der Unternehmen erfüllen ihre
Verpflichtung nicht zur Gänze und schließen Menschen mit Behinderung
aus. Offensichtlich ist die Ausgleichstaxe, die dafür zu zahlen ist,
zu gering – sie muss spürbar höher werden. Mit den Mitteln können
Betriebe unterstützt werden, die auf den wertvollen Beitrag von
ArbeitnehmerInnen mit Behinderung nicht verzichten wollen.“
Die AK-Umfrage hat ergeben, dass sich Menschen mit Behinderung in den
vergangenen drei Jahren in allen Lebensbereichen diskriminiert
fühlten:
Ein Drittel fühlt sich im Bereich Arbeit benachteiligt oder sogar
ausgeschlossen.
Ein Drittel fühlt sich im Bereich Gesundheit diskriminiert.
Jede bzw. jeder Sechste fühlt ich beim Wohnen diskriminiert.
Jede bzw. jeder Zehnte fühlt sich bei der Bildung diskriminiert.
Über 20.000 Menschen sind in sogenannten „Tagesstrukturen
(geschützten Werkstätten)“ beschäftigt. Seit Jänner 2011 sind die in
Werkstätten tätigen Personen zumindest unfallversichert. „Sie haben
aber weder Pensionsversicherung noch eine eigene Krankenversicherung
und erhalten nur Taschengeld,“ kritisiert Anderl.
„Es gibt viele Hebel, die man in Bewegung setzen kann, um die
Situation zu verbessern“, sagt Anderl. „Alle Kinder und Jugendlichen,
auch jene mit Behinderung, müssen die notwendige Unterstützung für
eine gute Bildung im allgemeinen Bildungssystem erhalten, baulich,
räumlich und pädagogisch.“ Auch in den Beriechen Gesundheit und
Wohnen muss es barriere- und diskriminierungsfreien Zugang geben.
Weitere Elemente sind unter anderem die Erhöhung der Ausgleichstaxe,
Unterstützungsangebote wie Jobcoaching und Arbeitsassistenz und ein
AMS-Förderbudget für Menschen mit Behinderungen. Anderl:
„Grundsätzlich geht es darum, Barrieren und Vorurteile in unseren
Köpfen abzubauen. Wir müssen unseren Blick auf die Menschen richten,
wer sie sind und was ihre Fähigkeiten sind. Dann kann es gelingen,
Diskriminierung erst gar nicht entstehen zu lassen.“
Link zur Umfrage:
https://wien.arbeiterkammer.at/service/studien/Gleichbehandlung/Diskr
iminierungserfahrungen_in_Oestereich.html
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | AKW