- 03.09.2019, 22:00:01
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Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 4. September 2019. Von PETER NINDLER. "Gewalt lässt sich nicht wegträumen".
Innsbruck (OTS) - Die Politik in Tirol darf vor
Zuwanderungskriminalität nicht die Augen verschließen. Deshalb muss
sie auf die Flüchtlingsquartiere besonderes Augenmerk legen. Jeder
Vorfall ist einer zu viel – und darf nicht kleingeredet werden.
Mit Sicherheit spielt man nicht. Die Flüchtlingskrise hat das
subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung gehörig strapaziert und
der Populismus konnte sich im Vakuum der Schönfärberei breitmachen.
Weil die Politik nicht selten Antworten auf die Bedürfnisse der
Einheimischen schuldig geblieben ist. Österreich und Deutschland
haben ein Gesicht der Menschlichkeit gezeigt, doch nicht jeder
Asylwerber ist deshalb gleich der nette Flüchtling von nebenan. Wie
auch nicht alle Geflüchteten pauschal gewaltbereit, kriminell oder
Integrationsverweigerer sind. Gewalt wurde häufig zu ihrem
Lebensbegleiter, schwer traumatisiert fristen viele Asylwerber ihr
Leben von Tag zu Tag; in Großquartieren und von Abschiebung bedroht.
Darin steckt jedoch der Keim von Zuwanderungskriminalität und
Übergriffen. Natürlich auch in Tirol, das lässt sich nicht
wegträumen.
Unabhängig davon, dass sich die Landesflüchtlingsgesellschaft Tiroler
Soziale Dienste (TSD) durch interne und politische Unzulänglichkeiten
selbst beschädigt hat, ist sie leider mit Blindheit geschlagen.
Gewollt oder ungewollt. Denn bis heute wurde nicht verstanden, dass
gerade Flüchtlingsunterkünfte jene Reibungsflächen bieten, wo sich
Konflikte entzünden – verbal und körperlich. Und die davon
betroffenen Opfer sind fast durchwegs selbst Migranten. Es geht
deshalb nicht um Statistiken, sondern um politischen Realismus. Um
Gespür und Vorbeugung. Schlicht um professionelle Sicherheit für
Asylwerber, Flüchtlingsbetreuer und die Tiroler Bevölkerung.
Ist es die grüne Brille der politisch Verantwortlichen für das
Flüchtlingswesen in Tirol, die den Blick auf die notwendigen
Maßnahmen trübt? Skandalisierung ist nur möglich, wenn Probleme
kleingeredet und verharmlost werden. Das hat Soziallandesrätin
Gabriele Fischer (Grüne) unterschätzt. Wohl wissend, dass bereits
ihre Vorgängerin Christine Baur durch das Nicht-hinsehen-Wollen
berechtigtes Misstrauen in eine an sich gut funktionierende
Flüchtlingsbetreuung heraufbeschworen hat.
Die Opposition wird sich hüten, die TSD mit Samthandschuhen
anzufassen. Zu viel ist seit der Ausgliederung der
Flüchtlingskoordination dort schiefgelaufen. Es gibt
Sicherheitsdefizite, die auch den Untersuchungsausschuss
aufmunitionieren. Weil die Politik amateurhaft agiert und dort
gespart hat, wo – überspitzt formuliert – Geld keine Rolle spielen
darf. Bei der Sicherheit. Darauf haben sowohl die Schutzbefohlenen in
der Grundversorgung als auch die Bevölkerung ein Anrecht. Nicht erst
morgen, sondern bereits seit gestern.
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