Digitales Fiasko? Wie steht es in Österreich zum Schulstart mit der Schulbuchaktion und mit digitaler Bildung?
Wien (OTS) - Die österreichische Schulbuchaktion als „Klassiker“ garantiert mit den bewährten Genehmigungsverfahren („Approbation“) eine hohe Qualität des Inhalts und der Ausgestaltung („Layout“) der auf dem österreichischen Markt befindlichen Schulbücher. Das ist wichtig und soll auch so bleiben. Zudem schützt die Approbation die Kids in Zeiten der digitalen „Goldgräberstimmung“ vor überteuertem, digitalen „Schrott“.
Welche gravierenden Mängel sind jedoch zu verzeichnen?
Zu wenig Budget und keine Interessenvertretung für digitalen Content
Es fehlen schon für gedruckte Schulbücher zumindest 15 Mio Euro. Die für jede/n SchülerIn verfügbaren Mittel für die Auswahl der Schulbücher decken die Kosten längst nicht mehr ab. Die Schulbuchbestellung in den Schulen wird dadurch vielfach zur Mängelverwaltung. Eltern müssen wichtige Bücher wie Übungsteile, Geographieatlanten oft selbst bezahlen. Das ist unsozial und für viele eine echte Belastung. Ursache dafür ist, dass die Kosten für die Schulbuchaktion gedeckelt sind, die Kosten für die Schulbücher jedoch jährlich steigen.
Für approbierte digitale Schulbücher gibt es überhaupt kaum finanzielle Mittel.
Die Entwicklung approbierter digitaler Inhalte für den Unterricht ist derzeit nur für jene Inhalte möglich, die direkt an gedruckte Schulbücher andocken. Sämtliche digitalen Entwicklungen – mit denen sich die offizielle Bildungspolitik gerne in der Öffentlichkeit rühmt – werden in Wahrheit von den Verlagen auf Risiko finanziert. Diese Situation ist untragbar. Hohen Entwicklungskosten stehen derzeit keine nur annähernd entsprechenden Einnahmen aus dem Schulbuchbudget gegenüber. Will man den digitalen Content mit seinen beträchlichen Investitionskosten fair abgelten, so müssten beim Status quo von rund €100 Mio aus der Schulbuchaktion, diese zu Ungunsten des „Papiercontents“ und des Buchhandels - diesem geht in der digitalen Wertschöpfungskette seine Rolle abhanden - umverteilt werden. Was aber schon deshalb nicht sehr realistisch ist, weil die finanziellen Mittel aus der Schulbuchaktion nicht einmal für die gedruckten Schulbücher ausreichen.
Die Abgeltung für den digitalen Content erfolgt derzeit aus einem „Extra-Topf“ mit höchst fragwürdigen Rahmenbedingungen: Für ein durchschnittliches digitales Schulbuch PLUS erhalten die Verlage pro Stück derzeit rund 1/10-tel von dem, was für ein „Papierbuch“ bezahlt wird, obwohl die Investitionen dafür ein Vielfaches ausmachen. Und, wie schon erwähnt, können digitale Schulbücher ausschließlich in Kombination mit „Papier“ Bücher“ inklusive digitale Inhalte im Rahmen der regulären SBA bestellt werden, selbst dann, wenn der digitale Content approbiert ist! Ein Kniefall vor der WKO und vor dem Buchhandel (der gut an der Schulbuchaktion verdient) und allein schon aus Umweltschutzgründen ein Anachronismus. Warum zwingt man etwa die zahlreichen Laptop-Klassen zum Kauf gedruckter Schulbücher?
Die Nachfrage für Schulbücher mit Ebook PLUS (Anm: das sind multimediale, interaktive Onlineanwendungen) explodiert jedoch: Waren es im Schuljahr 2018/19 noch rd. 100.000 digitale Schulbücher, die von Österreichs Schulen im Rahmen der Schulbuchaktion bestellt worden sind, so waren es für 2019/20 bereits rd. 900.000. Also eine Verneunfachung (9x)! Trotzdem steht kurz vor dem Schulstart noch immer nicht fest, wieviel konkret ein Verlag für seinen digitalen Content, der ab 2. September 2019 in Österreichs Schulen eingesetzt wird, abgegolten bekommt. Und für das Schuljahr 2020/21 haben die Gespräche noch gar nicht begonnen. Das liegt hauptsächlich daran, dass der Fachverband zwar die Interessen der Buchhändler und der „Papierbuchverleger“ vertritt, de facto jedoch nicht die für digitalen Content. Der Grund liegt auf der Hand: die Interessen divergieren!
Was ist zu tun?
Digitale Bildung muss auf der Grundlage approbierter Inhalte erfolgen, um Qualität zu garantieren. Die Entwicklung kostet viel Geld. Der Status quo, dass Verlage ohne zu wissen, ob/wann/was sie dafür refundiert erhalten, ist nicht nur untragbar sondern in der Wirtschaft vermutlich einzigartig. Dazu kommt noch die Finanzierung von Hardware (Tabletts, etc.), digitaler Ausbildung an Unis, PHs sowie digitaler Fortbildung. Und, es braucht geeignete WLAN-Netzabdeckung in den Schulen.
Um das sinnvoll realisieren zu können ist für digitalen Content zusätzlich ein 30 Millionen Budget/Jahr für digitale Bücher sowie zusätzlich zumindest 15 Mio. Euro für gedruckte Schulbücher im Rahmen der Schulbuchaktion ab 2020/21 notwendig. Inklusive einer jährlichen Valorisierung der Schulbuchaktion auf der Basis des VPI (Verbraucherpreisindex).
Digitaler Content bzw. digitale Schulbuchverleger benötigen dringend eine eigene Interessenvertretung!
Und was bedeutet das für die Eltern und die Kinder? Alle Studien und Erfahrungen mit digitalem Lernen weltweit zeigen eine signifikante Verbesserung der Leistungen der Schüler (Stichwort: PISA). Die Kosten für Nachhilfe würden sinken.
Der Bildungsverlag Lemberger und die Chocolate Managemenet und Verlag GmbH sind in Mathematik in der Unterstufe Marktführer, sowohl analog (Buch) als auch digital (Ebook PLUS)
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