Wien (OTS) - Zum Ö3-Sommergespräch hat der Spitzenkandidat der Grünen
Werner Kogler in ein Ausflugslokal am Rande der Stopfenreuther Au
geladen, wo er 1984 federführend bei der Au-Besetzung mitgewirkt
hatte: „Meine Aufgabe war es, in der Nacht mit den Bussen Leute
herunterzubringen durch das Sperrgebiet und sie an den Wachposten
vorbei durchzuschleusen. Da war ich halt ein Schlepper, super.“
Über das derzeitige Umfragehoch (die Grünen liegen bei 12% in der
Sonntagsfrage, Quelle: profil) meint der Grün-Politiker: „Ja, es
freut mich sehr, jetzt müssen halt alle am Boden bleiben, ich auch.“
Auch die Bemerkung von Peter Pilz im Ö3-Sommergespräch am vergangenen
Sonntag (21.7.), dass sich die Grünen „bei der Greta Thunberg
bedanken müssen. Das ist jetzt eine Welle auf der die Grüne Partei
surft.“, kommentiert der Steirer heute auf Ö3: „Diese Welle gibt es,
die hilft uns, ja. Aber man muss halt auch eine Welle reiten können.
Ich lass mir ja gern nachsagen, dass wir diese Welle reiten, wenn
andere woanders untergehen wollen, ist es ja ihr eigenes Problem. Ich
hab da überhaupt keine Steine nachzuwerfen.“ Trotzdem sieht Kogler
eine Zusammenarbeit mit Peter Pilz möglich, sollte die Liste JETZT
nicht ins Parlament kommen: „Ich schließe nicht aus, da oder dort
gemeinsam etwas zu machen. Es geht ja nicht immer nur um Mandate,
sondern auch um andere politische Projekte vielleicht.“
In Sachen Klimaschutz sieht Kogler nicht den Weg der Verbote, sondern
zuerst einmal die Steuerung durch den Preis: „Ich verlange als ersten
Schritt einmal, nicht dass Inlandsflüge verboten werden, sondern dass
der Liter Kerosin gleich besteuert wird, wie das Benzin für den
Autofahrer. Die Gaunerei ist wie bei all diesen Umweltfragen, dass
die, die sich umweltbewusst verhalten, mehr zahlen als die anderen.
Auch das Zugfahren muss billiger werden als das Fliegen.“ Als
persönliche Öko-Sünde nennt der Bundessprecher der Grünen, dass er
aus Zeitgründen ab und an das Flugzeug nimmt. Ansonsten würde er
höchst umweltbewusst leben. „Ich schmeiße nicht einmal ein T-Shirt
weg, selbst wenn es irgendwo ein Loch hat, dann ziehe ich es halt
zuhause an oder als Unterhemd - selbst für Grüne agiere ich
umweltmäßig am Rande des Verdachts zum Skurrilen.“
Persönlich verriet der 57-Jährige auf Ö3, welches Erlebnis dem
Kampfgeist zugrunde liegt, den er für die Rettung der Grünen derzeit
braucht. Es war ein schwerer Motorradunfall vor 36 Jahren: „Ich war
Beifahrer, ohne Helm, Flugluftbahn 13 Meter, wir sind am Asphalt
radiert. Es war nicht klar, ob ich überlebe. Auch am Gesicht war ich
wiederherzustellen, die Oberlippe war so weit weg, dass Teile davon
von der Nase gezogen werden mussten. An manchen Tagen, wenn ich
besonders wenig schlafe, sieht man Narben noch, die sind quer über
das Gesicht verteilt. Da habe ich kämpfen gelernt.“
Auch über seine private Koalition sprach Kogler auf Ö3, seit neun
Jahren ist er mit Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen
Wirtschaft liiert. Dass ihre 20-jährige Tochter Miriam das
Down-Syndrom hat, nennt er prägend: „Menschen mit Down Syndrom haben
eine gewisse Offenheit, Unbekümmertheit, eine Grundehrlichkeit, das
vermisst man ja manchmal vielleicht bei anderen. Für mich ist das
eine Bereicherung.“
Die Ö3-Sommergespräche in „Frühstück bei mir“
Im Rahmen der Ö3-Sommergespräche waren die Spitzenkandidatinnen und
Spitzenkandidaten zur Nationalratswahl in Ö3-„Frühstück bei mir“ zu
Gast. Selten war Politik spannender als in diesem Sommer und selten
die Personen so sehr im Rampenlicht wie gerade jetzt. Ö3-Moderatorin
Claudia Stöckl setzte auf persönliche Gespräche: Wie viel
Öffentlichkeit vertragen Österreichs öffentlichste Personen? Welche
privaten Seiten wollen sie verraten? Und wann regieren bei den
Entscheidern des Landes die Gefühle? Nach Sebastian Kurz (ÖVP) am
23.6., Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) am 30.6., Norbert Hofer (FPÖ) am
7.7., Beate Meinl-Reisinger (NEOS) am 14.7. und Peter Pilz (JETZT) am
21.7. war heute (28.7.) zum Abschluss der Reihe Werner Kogler (GRÜNE)
im großen Interview der Woche zu hören.
Die Audio-Ausschnitte gibt es zum Nachhören auf der Ö3-Homepage und
das gesamte Gespräch im „Frühstück bei mir“-Podcast.
„Frühstück bei mir“-Spezial mit Claudia Stöckl – die
Spitzenkandidat/innen ganz persönlich – jeweils am Sonntag von 9.00
bis 11.00 Uhr im Hitradio Ö3.
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