• 24.06.2019, 12:23:36
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  • OTS0117

Ärztekammer äußert sich kritisch zu Pflegeversicherung

Forderung nach mehr Investitionen in die medizinische Versorgung

Utl.: Forderung nach mehr Investitionen in die medizinische
Versorgung =

Wien (OTS) - Das heute von der ÖVP vorgelegte Pflegekonzept wird
seitens der Ärztekammer kritisch betrachtet. „Wie auch die
Industriellenvereinigung und andere Sozialpartner sehe ich die Pläne
des Altkanzlers für eine eigene Pflegeversicherung sehr kritisch.
Österreich braucht nicht zwingend eine neue Versicherung neben den
vier bestehenden – Kranken-, Pensions-, Unfall- und
Arbeitslosenversicherung –, sondern eine bessere Verteilung der schon
bestehenden Mittel sowie Investitionen in Prävention, medizinische
Versorgung und eben den Pflegebereich“, betont Ärztekammerpräsident
Thomas Szekeres. ****

Im Gesundheitssystem gehe es, wie in vielen anderen Bereichen
auch, unter anderem um einen Bürokratieabbau. Ebenso sollte der
Kompetenzdschungel der Zuständigkeiten im Pflegebereich zwischen Bund
und Ländern endlich gelichtet werden.

Grundsätzlich sei der Gedanke, die Pflege von pflegebedürftigen
Angehörigen zu Hause zu forcieren, gut. Einerseits sei eine vertraute
Umgebung im Interesse des zu Pflegenden, andererseits sei die Pflege
zu Hause auch meist billiger als in Pflegeheimen. „Dafür aber muss
die Pflege zu Hause verstärkt finanziell unterstützt werden, da es
sich viele Menschen sonst nicht leisten können“, so Szekeres.

Die Idee einer Pflegeversicherung ohne Mehrbelastung und ohne eine
Erhöhung der Steuer- und Abgabenquote – weil durch Einsparungen und
Steuersenkungen auf anderen Ebenen finanziert – klinge zwar
verlockend, berge aber die Gefahr von bürokratischem Mehraufwand mit
sich, wo am Ende des Tages bestenfalls „ein Nullsummenspiel,
wahrscheinlich aber doch höhere Kosten“, stünden.

Szekeres sieht auch die Gefahr von Einsparungen im
Gesundheitssystem, sollte eine Pflegeversicherung ohne zusätzliche
Budgets realisiert werden. Von einer zukünftigen Bundesregierung
erwartet er im Gegenzug sogar mehr Mittel für die
Gesundheitsversorgung in Österreich: „Die Bevölkerung wächst, die
Menschen werden immer älter und damit auch pflegebedürftiger, es gibt
weniger Ärztinnen und Ärzte, vor allem im niedergelassenen
Kassenbereich, und der medizinische Nachwuchs fehlt – nur ungefähr 60
Prozent der Absolventen eines Medizinstudiums in Österreich bleiben
bei uns im Land, 40 Prozent gehen ins Ausland.“

Viele Medizinabsolventen zieht es vor allem nach Deutschland oder
in die Schweiz. Hier weist Szekeres darauf hin, dass dies exakt jene
zwei Nachbarländer sind, mit denen sich die österreichische Politik
so gerne vergleiche. Allerdings: „Sowohl Deutschland als auch die
Schweiz geben für die Gesundheitsversorgung ihrer Bevölkerung weit
mehr aus als es hierzulande getan wird“, kritisiert Szekeres.

Daher müsse die versprochene „Gesundheitsmilliarde“ endlich
kommen, damit das „solidarische Gesundheitssystem unseres Landes,
einschließlich der Pflegebetreuung, auch in Zukunft zu den besten der
Welt gehört“, so Szekeres abschließend. (bs)

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