• 16.05.2019, 12:42:13
  • /
  • OTS0159

„Im Reich der Zeit – Chinas Kaiser und die Sterne“ am 17. Mai in „Universum History“

Wien (OTS) - Ende des 16. Jahrhunderts reiste der italienische Jesuit
Matteo Ricci nach China, um das Land zum Christentum zu bekehren. In
Rom hatte er unter anderem Mathematik und Kosmografie studiert. In
Asien machte er Bekanntschaft mit der chinesischen Astronomie, mit
Kalendern und den bereits weit entwickelten Instrumenten. Bald wurde
ihm klar, dass der Weg, das Volk zu missionieren, nur über den Kaiser
von China, den „Sohn des Himmels“, führen konnte – und zu diesem nur
über die Kunst der Zeitmessung und die exakte Vorhersage von
Himmelsereignissen. In aufwendig gedrehten Spielfilmszenen dreht
„Universum History“ mit „Im Reich der Zeit – Chinas Kaiser und die
Sterne“ am Freitag, dem 17. Mai 2019, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Zeit
zurück ins imperiale China des 16. Jahrhunderts. Die Dokumentation
von Cédric Condon, Arya Surowidjojo und Jean-Marc Bonnet-Bidaud
(deutsche Bearbeitung: Andrea Lehner) spannt mit Hilfe der modernen
Wissenschaft einen breiten Bogen von den Ursprüngen der Zeitmessung
bis zum heutigen satellitengesteuerten Wettlauf um den richtigen
Zeittakt. Faszinierende Parallelen zwischen Vergangenheit und
Gegenwart, völlig unterschiedliche Weltanschauungen und Chinas
anhaltendes Streben nach einer verlässlichen Vorhersagemethode lassen
die facettenreiche Geschichte der Zeit lebendig werden.

Astronomie spielte in China seit jeher eine bedeutende Rolle. Während
der Kaiserreiche galt der Polarstern als „Stern des Kaisers“, die
Verbotene Stadt, in der der „Sohn des Himmels“ residierte, wurde als
irdisches Pendant des polaren Sternenrings betrachtet. Bis zu 1.000
Astronomen werkten im Auftrag des Hofs, beobachteten Gestirne,
erstellten Tabellen und Prognosen. Für jede falsche Voraussage, so
heißt es, wurden sie hart bestraft.

Dank seiner Vorkenntnisse in Geometrie und Algebra und eines
spektakulären Gastgeschenks, einer riesigen Standuhr, erhielt Matteo
Ricci vom Kaiser persönlich die Erlaubnis, sich in der Verbotenen
Stadt niederzulassen. Mit einer Weltkarte, auf der er China im
Zentrum der Welt abbildete, fand er nicht nur große Anerkennung am
kaiserlichen Hof, sondern auch Verbündete in den Zirkeln der Macht.
Und so rückte die Missionierung bald in den Hintergrund. Ein
deutscher und ein italienischer Jesuit, die Ricci nach seinem Tod
folgten, widmeten sich kaum noch einem anderen Thema als der
Erforschung astronomischer Ereignisse – zu wichtig waren die
Erstellung eines verlässlichen Kalendersystems und die Genauigkeit
der Zeitmessung geworden.

Ein Bürgerkrieg und das tragische Ende des letzten Ming-Kaisers
stürzten China ins Chaos. Die präzise Berechnung der für 1. September
1644 angekündigten Sonnenfinsternis führte zu einem massiven
Zerwürfnis der ohnehin schon gespannten Beziehungen zwischen
Vertretern der chinesischen und der westlichen Zeitmessungsmethoden.
Zwar wurde der Deutsche Adam Schall von Bell als Sieger zum Leiter
des kaiserlichen astronomischen Instituts berufen, doch bevor er sich
nun der Verbreitung des Christentums widmen konnte, starb auch dieser
Kaiser. Unter seinem Nachfolger stießen die Jesuiten zunehmend auf
Widerstand. Viele von ihnen wurden verhaftet, Schall von Bell zum
Tode verurteilt, dann aber – bereits schwer krank – begnadigt. Er
starb noch vor dem Ende seines neu aufgerollten Prozesses. Der von
ihm reformierte traditionelle chinesische Kalender jedoch hat – allen
Machtkämpfen zum Trotz – überdauert. Er gilt neben anderen
Kalendersystemen bis heute.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel