Mobilitätsclub betont Selbstverantwortung – mehr geht immer
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Wien (OTS) - Im Frühjahr kehren wieder mehr Radfahrer zurück in den
Straßenverkehr. "Da es in Österreich keine gesetzliche Radhelmpflicht
für Erwachsene gibt, wollten wir wissen, wie viele Personen
freiwillig mit Helm unterwegs sind und haben dafür bundesweit 14.500
Radler beobachtet", so ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé. Ergebnis:
Insgesamt haben 38 Prozent einen Helm getragen. Der Anteil der
helmtragenden Männer (40 Prozent) war dabei etwas höher als bei
Frauen (36 Prozent). "Diese Zahlen sind durchaus positiv zu sehen –
insbesondere im Vergleich mit anderen Ländern. Im Sinne der
Verkehrssicherheit gilt jedenfalls: Je mehr, desto besser", so Nosé.
Auffällig sind vor allem die großen Unterschiede in den
Landeshauptstädten. Während etwa in St. Pölten nur 12 und in
Klagenfurt 16 Prozent der Radfahrer einen Helm trugen, waren es in
Graz 51 und in Innsbruck sogar 72 Prozent. Die Daten der weiteren
Landeshauptstädte: In Eisenstadt trugen 17 Prozent, in Salzburg 30,
in Bregenz 32, in Wien 33 Prozent und in Linz 42 Prozent der Radler
einen Helm.
Die Ursachen für die zum Teil großen Diskrepanzen können
vielschichtig sein. "Es liegt jedenfalls die Vermutung nahe, dass ein
Helm am Weg zu Geschäfts- oder Büroterminen in der Stadt eher als
unpassend und hinderlich empfunden wird als beispielsweise bei
privaten Wegen oder am Weg zu ausgedehnten Radtouren, die ja auch oft
in Städten starten und enden", erklärt der Experte des
Mobilitätsclubs. Es kann also durchaus sein, dass manche Strecken
eine größere Bedeutung für den Freizeitverkehr haben und manche
weniger. Deshalb wurden Radfahrer auch an einzelnen Freizeitstrecken
wie dem Neusiedler See, dem Wörthersee oder auf der Wiener Donauinsel
beobachtet. Tatsächlich ist dort die Helmtragequote deutlich höher:
58 Prozent der rund 2.300 beobachteten Radfahrer trugen auf diesen
Strecken einen Helm – 62 Prozent der Männer, 52 Prozent der Frauen.
Helm tragen hilft – Eigenverantwortung gefragt
Detailauswertungen aus der ÖAMTC-Unfallforschungsdatenbank zeigen
zudem, dass das Tragen eines Helms das Risiko von schweren
Kopfverletzungen reduzieren kann. Der Anteil an verunglückten
Radfahrern ohne Helm, die schwere bis tödliche Kopfverletzungen
aufwiesen, liegt bei 57 Prozent. Bei Radfahrern, die einen Helm
trugen, ist dieser Prozentsatz mit 26 Prozent deutlich geringer.
"Auch wenn nicht alle Unfälle ohne weiteres miteinander vergleichbar
sind, zeigt sich: Das Tragen eines Helmes ist eine der wenigen
Möglichkeiten, sich als Radler bei einem Sturz oder Unfall vor
Kopfverletzungen zu schützen oder zumindest deren Folgen
abzuschwächen. Deswegen sollte er aus Sicherheitsgründen immer
aufgesetzt werden", empfiehlt Nosé. Eine generelle Helmpflicht lehnt
der Mobilitätsclub dennoch ab und appelliert mehr an die Vernunft und
Eigenverantwortung der Radfahrer. "Das Fahrrad ist wichtig für den
Mobilitätsmix in Österreich. Eine Helmpflicht könnte aber dazu
führen, dass viele Menschen ihr Rad stehen lassen würden, weil sie
keinen Helm aufsetzen wollen. Mit mehr Sicherheitsbewusstsein werden
in Zukunft mehr Radler freiwillig mit Helm unterwegs sein", so der
ÖAMTC-Verkehrstechniker.
Zahl der verunglückten Radfahrer auf Österreichs Straßen
steigt
Im Jahr 2018 verunglückten laut Statistik Austria 8.214 Radfahrer
(inkl. E-Bike und E-Scooter) auf Österreichs Straßen. Seit 2013
(6.386 Verunglückte) ist diese Zahl stetig gestiegen. 2017
verunglückten 32 Radfahrer tödlich, im Vorjahr waren es 41. Eine
genaue Analyse der Zahlen zeigt, dass je rund ein Drittel der
getöteten Radfahrer der letzten Jahre bei Alleinunfällen sowie bei
Unfällen im Kreuzungsbereich verstarb. Die Gründe waren zumeist
Unachtsamkeit, Ablenkung, Vorrangverletzung oder das Missachten von
Geboten und Verboten – sowohl verursacht von Kraftfahrern als auch
von Radfahrern selbst.
Achtung auf Kreuzungen – Miteinander im Straßenverkehr für
mehr Sicherheit
Gerade im Kreuzungsbereich kommt es oftmals zu Missverständnissen und
Fehlverhalten - sowohl von Auto- als auch von Radfahrer-Seite. Vor
allem Kollisionen mit abbiegenden Kraftfahrzeugen können für Radler
dramatisch enden. Aber auch ohne Fremdeinwirkung kommt es oft zu
Stürzen – beispielsweise beim Anfahren oder Abbremsen – wo ein
Aufprall mit dem Kopf die Folge sein kann. "Allerdings bietet auch
ein Helm keinen völligen Schutz vor lebensbedrohlichen
Kopfverletzungen. Bei Kollisionen mit Fahrzeugen mit höheren
Geschwindigkeiten oder einem unglücklichen Aufprall enden Unfälle
auch mit Fahrradhelm zum Teil tödlich", berichtet der
Verkehrsexperte.
Um Unfälle zu vermeiden, sollten Kraftfahrer beim Abbiegen unbedingt
den 3-S-Blick (Spiegel-Spiegel-Schulter) anwenden. Radfahrer
ihrerseits sollten riskantes Vorbeischlängeln vermeiden. "Außerdem
dient das Einhalten der Verkehrsregeln im Endeffekt nicht nur der
eigenen Sicherheit. Wenn alle Verkehrsteilnehmer die Bestimmungen
kennen und sich daran halten, gibt es wesentlich weniger
Konfliktpotential", so Nosé abschließend.
Helmtragequote in den Landeshauptstädten:
Landeshauptstadt Helmtragequote Eisenstadt 17,1% Klagenfurt 15,6% St. Pölten 12,2% Linz 41,5% Salzburg 29,9% Graz 51,2% Innsbruck 71,9% Bregenz 32,4% Wien 32,6%
Getötete Radfahrer nach Bundesland 2016-2018
Bundesland 2018 2017 2016 Burgenland 1 1 2 Kärnten 1 0 3 Niederösterreich 11 6 10 Oberösterreich 10 8 11 Salzburg 1 4 4 Steiermark 5 6 8 Tirol 4 5 5 Vorarlberg 5 1 3 Wien 3 1 2 Österreich 41 32 48
Quelle: Statistik Austria; ÖAMTC Unfallforschung
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