Innsbruck (OTS) - Heute am Weltfrauentag werden gerne Blumen und
Pralinen verschenkt. Ein heuchlerisches Dankeschön dafür,
dass Frauen den Großteil der unbezahlten Arbeit verrichten, während
Männer in die Chefetagen aufsteigen.
Gerade heute sollte wieder der Blick auf die Arbeitswelt gerichtet
werden, denn dort offenbaren sich schon seit Jahrzehnten viele
ungelöste Probleme mit folgenschweren Nachteilen für Frauen. In
Österreich arbeitet mehr als die Hälfte aller weiblichen
Erwerbstätigen in Teilzeit. Zeitgleich zerbricht jede zweite Ehe und
hinterlässt ein Heer an armutsgefährdeten Alleinerziehenden.
Es ist daher verständlich, dass viele gut ausgebildete Frauen das
enge Korsett der Mutterschaft ablehnen und sich gegen Kinder
entscheiden, denn sie wissen, dass Geld Macht bedeutet, und nur eine
finanziell unabhängige Frau kann frei über ihr Leben bestimmen.
Frauen hingegen, die von ihren Partnern wirtschaftlich abhängig sind,
haben geringen Handlungsspielraum. Unweigerlich entstehen Asymmetrien
in der Paarbeziehung, und auch der Mann wird wieder in die
traditionelle Rolle des Ernährers gedrängt.
Warum schaffen es viele Mütter einfach nicht, ihre beruflichen Ziele
trotz Kindern durchzusetzen? Gibt es etwa neben organisatorischen
auch emotionale Hindernisse? Vielen Frauen fällt es schwer, den
langen Arbeitstag ohne ihre Kinder zu überstehen. Kinder wiederum
brauchen verlässliche Bezugspersonen, die ihnen beistehen, und damit
ist kein flüchtiger Gute-Nacht-Kuss gemeint. Es ist verständlich,
dass Frauen sich deshalb oft für Teilzeitmodelle entscheiden, denn
Haushalt, Kinderbetreuung und Vollzeitjob zu stemmen, ist ohne
Unterstützung ein unrealistisches Unterfangen.
Was geschieht jedoch in einer Welt, in der Kinder gar nicht mehr ins
Lebenskonzept passen? In Anbetracht unseres Wohlstands ist es
empörend, dass es einfach nicht gelingen will, Frauen so zu
unterstützen, dass sie Kinder (ja, Plural) bekommen können, ohne
dabei ihre beruflichen Ziele vernachlässigen zu müssen. Der
„Papa-Monat“ mag ein Anfang sein, aber es braucht langfristig eine
faire Aufteilung der unbezahlten Arbeit, um Frauen den Weg in eine
finanzielle Unabhängigkeit zu ebnen. Nur so können sie auch vor der
drohenden Altersarmut bewahrt werden. Diese Forderungen stehen schon
lange im Raum. Die Arbeitswelt muss komplett umgekrempelt werden, am
besten von den Müttern selbst. Sie brauchen flexible Arbeitszeiten
und individuelle Problemlösungen, maßgeschneiderte Konzepte also, die
mit dem Arbeitgeber entwickelt werden. Wenn das nicht schleunigst
geschieht, dann werden wir in unseren hochpolierten Städten bald sehr
alt aussehen.
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