• 04.03.2019, 12:03:10
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  • OTS0109

Stichwort: Apostolischer Nuntius

Die Diplomaten des Papstes haben eine Doppelfunktion als Gesandte bei der Ortskirche und Botschafter bei einem Staat - In Wien ist der Nuntius auch Doyen des Diplomatischen Corps

Utl.: Die Diplomaten des Papstes haben eine Doppelfunktion als
Gesandte bei der Ortskirche und Botschafter bei einem Staat -
In Wien ist der Nuntius auch Doyen des Diplomatischen Corps =

Wien (KAP) - Der Apostolische Nuntius ist in Doppelfunktion Gesandter
des Papstes bei einer Ortskirche und zugleich Botschafter bei einem
Staat oder einer öffentlichen Autorität. Als Mittelsmann des Papstes
soll er in erster Linie die Verbindung zwischen dem Heiligen Stuhl
und der Kirche seines Gastlandes halten und stärken. Zudem soll er
nach den Normen des internationalen Rechts das Verhältnis zwischen
dem Vatikan und den Staatsautoritäten pflegen, Staat-Kirche-Fragen
behandeln und etwa durch Konkordate oder andere Vereinbarungen
regeln.

Seit dem 17. Jahrhundert stehen Apostolische Nuntien für gewöhnlich
im Rang eines Titularerzbischofs. Der Nuntius wird dabei vom Papst in
sein Gastland nicht als Botschafter des Vatikanstaats, sondern des
Heiligen Stuhls entsandt, dem weltweit als Völkerrechtssubjekt
anerkannten Leitungsorgan der katholischen Weltkirche. Er ist den
Botschaftern weltlicher Mächte gleichgestellt, genießt wie diese
diplomatische Immunität und Ex-Territorialität seines Amtssitzes. Wie
alle Diplomaten muss er durch Überreichung eines
Beglaubigungsschreibens an das jeweilige Staatsoberhaupt akkreditiert
werden. Pflegt ein Gesandter des Papstes nur den Kontakt zu den
kirchlichen Institutionen und Personen in einem Land, so heißt er
Apostolischer Delegat.

In Österreich und vielen anderen Ländern ist der Papstbotschafter
auch Doyen des Diplomatischen Corps. In dieser Ehrenfunktion spricht
er bei offiziellen Anlässen - in Wien etwa beim traditionellen
Diplomaten-Neujahrsempfang des Bundespräsidenten - als Vertreter der
in einem Land akkreditierten Diplomaten und vertritt insbesondere die
Interessen der kleineren Staaten. Dieses Ehrenrecht eines Nuntius
geht auf den langen Streit der Staaten darüber zurück, wem der erste
Platz einzuräumen sei. Man löste dies durch das "Wiener Abkommen", in
dem man dem Vertreter des Papstes dieses Vorrecht einräumte.

Bei Verhandlungen mit staatlichen Stellen ist der Nuntius laut dem
Kirchenrecht gehalten, die Ortsbischöfe um Rat zu fragen und über den
Verhandlungsverlauf zu informieren. Zu seinen innerkirchlichen
Aufgaben gehört es, den Vatikan über die Lage der Ortskirche zu
informieren und die Bischöfe des Landes zu unterstützen. Zudem soll
er auf gute Kontakte zu anderen Kirchen und Religionen hinwirken und
sich für Frieden und das weltweite Gemeinwohl einsetzen.

Wichtige Rolle bei Bischofsbesetzungen

Eine zentrale innerkirchliche Rolle kommt dem Nuntius bei der
Ermittlung von Kandidaten für das Bischofsamt zu. Er muss
Informationen über geeignete Kandidaten einholen und bei einer
anstehenden Ernennung durch den Papst in Rom einen Dreiervorschlag
vorlegen. Zusammen mit seinem eigenem Votum teilt der Nuntius dem
Heiligen Stuhl mit, was der Metropolit und die einzelnen
Diözesanbischöfe der Kirchenprovinz (zu der die zu besetzende Diözese
gehört) vorschlagen, ebenso hat er das Votum des Vorsitzenden der
Bischofskonferenz einzuholen. Darüber hinaus werden auch die
Meinungen der Mitglieder des jeweiligen Domkapitels und - nach
Auswahl durch den Apostolischen Nuntius - auch die von Welt- und
Ordenspriestern sowie von Laien einzeln und geheim eingeholt.

Die Nuntiatur in Wien begründete Papst Clemens VII. im Jahr 1529, als
er Erzbischof Vincenzo Pimpinella zu seinem Vertreter am Wiener Hof
von Ferdinand I. ernannte. Der spanische Vatikandiplomat Erzbischof
Pedro Lopez Quintana ist der 14. Apostolische Nuntius in der Republik
Österreich bzw. - die Nuntien am Kaiserhof in Wien eingerechnet - der
89. Nachfolger von Erzbischof Pimpinella.

((ende)) GUT/PWU
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