Pflege: Kärnten zeigt vor, wie die Pflege der Zukunft geht – Pflegenahversorgung startet als österreichweites Pioniermodell
Rendi-Wagner, Kaiser, Prettner, Sucher: Österreich braucht wieder mehr Empathie – Pflege als zentrales soziales Thema, Kärnten setzt um, der Bund kündigt an…
Klagenfurt (OTS) - Die Pflege ist – nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung – eines DER Zukunftsthemen schlechthin. „Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich österreichweit bis 2050 fast verdreifachen, von derzeit rund 437.000 auf 1,2 Millionen. Zeitgleich wird sich die Zahl der Pflegegeldbezieher mit 750.000 fast verdoppeln. In Kärnten wird die Steigerung bis 2030 rund 22 Prozent betragen“, wiesen heute SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner, der Kärntner LH Peter Kaiser und die zuständige Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner auf die immense Bedeutung der Pflege der Zukunft hin. „Es wird in naher Zukunft kaum mehr eine Familie geben, die nicht in einer Art und Weise mit der Pflege eines Angehörigen konfrontiert sein wird“, so Kaiser. Schon jetzt seien es knapp eine Million Angehörige…
„Pflege der Zukunft braucht daher Weitblick. Aus diesem Grund hat Kärnten mit dem ‚Bedarfs- und Entwicklungsplan Pflege‘ die Zukunft der Pflege bis ins Jahr 2030 aufgerollt. Die Pflege der Zukunft braucht Vision – „Kärnten macht die Vision nun zur Realität und übernimmt mit der so genannten Pflegenahversorgung eine österreichweite Vorreiterrolle“, kündigte LH Kaiser jenes innovative Modell an, das in der morgigen Regierungssitzung beschlossen wird. Laut Kaiser brauche die Pflege zudem Verantwortung und sie brauche nicht zuletzt Herz – „das heißt, für jeden Betroffenen ist die für ihn richtige Pflege in dem für ihn richtigen Umfeld sicherzustellen“, betonte LH Kaiser.
SPÖ-Chefin Rendi-Wagner fügte diesen vier Herausforderungen - Weitblick, Vision, Verantwortung, Herz – eine fünfte hinzu, nämlich den „politischen Willen“ und sie erklärte: „Es kommt nicht von ungefähr, dass meine erste Pressekonferenz als SPÖ-Bundesparteivorsitzender in Kärnten dem Thema Pflege gewidmet ist.“ Denn genau bei diesem Thema gehe es um jene soziale Kompetenz, für die die SPÖ stehe. „Wir dürfen die Frage der Pflege nicht auf die lange Bank schieben. Ich erwarte mir bei diesem Thema, aber auch beim Thema Mindestsicherung von der Bundesregierung und von Kanzler Sebastian Kurz, dass er gemeinsam mit anderen an tragbaren und guten Gesetzen arbeitet. Ich erwarte mir nicht, dass er Bundesländer gegeneinander ausspielt; ich erwarte mir nicht, dass er mit dem Finger auf Menschen zeigt; und ich erwarte mir nicht, dass er die Gesellschaft spaltet.“
Überblicksmäßig skizzierte Rendi-Wagner das SPÖ-Pflegemodell mit den drei herausragenden Eckpunkten: österreichweite Pflege-Servicestelle, Unterstützungsmaßnahmen für Pflegepersonal und pflegende Angehörige sowie der Finanzierung aus einem Topf – „es muss eine staatliche Pflegegarantie geben“, so die Parteivorsitzende. Konkret forderte sie die Zusammenführung der beiden Finanzierungsquellen, Bund und Länder, sowie jährlich eine zusätzliche Milliarde Euro. „Mit den damit vorhandenen sechs Milliarden Euro wäre das Pflegesystem nachhaltig abzusichern“, zeigte sich Pamela Rendi-Wagner überzeugt.
Kärnten sah sie auf einem „Vorzeigeweg“: „Das südlichste Bundesland geht in der Pflege voran, setzt das um, was die Zukunft der Pflege benötigt. Mit der nun startenden Pflegenahversorgung wird Kärnten ein weiteres Mal Pionier sein.“
Im Detail vorgestellt wurde die Pflegnahversorgung von der zuständigen Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner: „Die Pflegenahversorgung ist ein Pflegemodell, um das uns die anderen Bundesländer schon jetzt beneiden: Erstmals setzt die Pflege VOR dem tatsächlichen Pflegbedarf an – und das vor Ort“, informierte sie. „Es ist ein aktives, ein aufsuchendes, ein vorausschauendes, ein präventives und damit ein kostendämpfendes Pflegemodell“, so Prettner. „Nach den notwendigen Beschlüssen starten wir umgehend mit der Umsetzung. Ziel ist es, so schnell wie möglich die flächendeckende Realisierung zu schaffen.“
Begonnen werde mit einem Pilotprojekt mit rund 100.000 Einwohnern. „Jene Gemeinden, die sich zuerst melden, ‚bekommen‘ zuerst“, betonte Prettner. Schon im Vorfeld habe es viele Interessenten gegeben, wie z.B. die ehemaligen Consenso-Gemeinden oder Gemeinden im Görtschitztal oder im Lavanttal.
Wie funktioniert die Pflegenahversorgung? Auf rund 10.000 Einwohner (d.h. pro großer Gemeinde oder pro zwei, drei kleinerer Gemeinden) kommt ein Sozialkoordinator, der alle älteren Menschen aufsucht und deren Pflegebedürfnisse auslotet. „Er checkt also den tatsächlichen Pflegebedarf, organisiert Hilfen und Unterstützungen, Fahrdienste, Arztbesuche, er vermittelt, ist Bindeglied zwischen Region und Land“, erklärte Prettner. Und um allfällige Missverständnisse auszuschließen, betonte sie: „Er betreut nicht 10.000 Einwohner, sondern ist in einer Region, die vom Baby bis zum alten Menschen 10.000 Einwohner umfasst, tätig.“
Prettner zeigte sich überzeugt davon, dass man nicht ein- und dasselbe Konzept über alle 132 Gemeinden stülpen könne. Jede Gemeinde habe andere Voraussetzungen, andere Wünsche, einen anderen Bedarf. „Angedacht ist in der Folge und je nach Bedürfnissen ein Zentrum (AiM), wo man auch gebäudetechnisch die unterschiedlichsten pflegerischen Maßnahmen unter einem Dach bündeln kann. Zum Beispiel: Eine Tagesstätte mit 10 Plätzen inklusive Hol- und Bringdienst“, erläuterte die Gesundheitsreferentin. Übrigens: Für 2019 seien zehn Koordinatoren angedacht, das heißt, man werde 100.000 Einwohner abdecken.
Der Kärntner SPÖ-Landesgeschäftsführer Andreas Sucher hielt in Richtung Bundesregierung fest: „Die Bundesregierung plant und kündigt an; Kärnten setzt um. Mehr noch, Kärnten hat bereits zahlreiche der Zukunftsvisionen der Bundesregierung vorweggenommen.“ Als Beispiel nannte er: die tägliche und kostenlose Pflegehotline, die Pflegeberatung in allen Bezirken, den Ausbau der mobilen Dienste und vor allem ein ganzes Paket an Maßnahmen, das pflegende Angehörige entlastet: „In Kärnten sind die von Türkis-Schwarz geplanten kostenlosen Ersatzpflegetage bereits seit Jahren Realität: Für 28 Tage pro Jahr und Klient wird die so genannte Kurzzeitpflege zur Verfügung gestellt. Zudem wird pflegenden Angehörigen in Kärnten eine kostenlose Urlaubswoche in einem Kurhotel mit sämtlichen Behandlungen angeboten“, so Sucher.
Eindringlich warnte er die Bundesregierung davor, ihre Pläne zur Einführung einer Pflegeversicherung weiter zu wälzen: „Keine neuen Belastungen für die Menschen! Die Pflegeversorgung muss mit einer staatlichen Pflegegarantie außer Frage gestellt bleiben.“
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