Das Internetangebot "bittelebe.at" wendet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die die Sorge haben, eine Freundin oder ein Freund könnte sich das Leben nehmen.

Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 24. „Daher ist eine vermehrte Sensibilität für den Unterstützungsbedarf in dieser Lebensphase notwendig. Es braucht dafür spezielle Angebote, da sich die Lebens- und Gefühlswelten von Jugendlichen deutlich von denen Erwachsener unterscheiden
“, erläutert Klaus Ropin, der Leiter des Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) der österreichischen Kompetenz- und Förderstelle für Gesundheitsförderung. Genau diesen Ansatz verfolgte das in Vorarlberg durchgeführte Suizidpräventions-Projekt „Wellenreiten“. Umgesetzt wurde das Projekt von der Supro-Werkstatt für Suchtprophylaxe (SUPRO), finanziert wurde es vom FGÖ und dem Landesgesundheitsförderungsfonds Vorarlberg.
Die Ergebnisse des Projektes
Im Rahmen des Projektes wurden u.a. folgende Maßnahmen bzw. Medien erarbeitet:
- Die Entwicklung einer Website für Jugendliche und junge Erwachsene
- Zwei Handbücher und Schulungen, die insbesondere schulische Akteure (Lehrpersonen, Direktion, Schulsozialarbeit) dabei unterstützen, Anzeichen von Krisensituationen besser einzuschätzen und hilfreiche Maßnahmen proaktiv bzw. im Anlassfall zu setzen.
www.bittelebe.at
Die Webseite www.bittelebe.at wurde für Jugendliche und junge Erwachsenen entwickelt, die die Sorge haben, dass sich ein Freund oder eine Freundin etwas antun könnte. Eine zentrale Aussage: Die meisten Menschen, die einen Suizidversuch unternehmen, wollen nicht sterben, sondern können so wie bisher nicht mehr weiterleben. Gespräche können Leben retten! Hilfe ist möglich und erwünscht!
Es gibt eine Fülle von Tipps zu vielen Themen, darunter:
- Welche Signale weisen auf Suizidgedanken hin?
- Darüber reden, aber wie?
- Wie soll ich mich verhalten?
Neben schriftlichen Informationen wurden gemeinsam mit Jugendlichen Videos erarbeitet, die sehr offen und persönlich auf wichtige Fragen eingehen. Die Videos geben Tipps z.B. zu den Themen „Wie kann ich erkennen, dass etwas nicht stimmt?“ oder „Wie kann ich das Thema ansprechen?“ Eine wichtige Botschaft für jene, die helfen wollen: „Du bist nicht für das Leben deines Freundes / deiner Freundin verantwortlich. Achte auch auf dich selbst und hol erwachsene / professionelle Hilfe.“ Auf der Website werden österreichweite und regionale Hilfsangebote genannt. Diese sind für Jugendliche da, die anderen helfen wollen und jene, die sich selbst in einer Krisensituation befinden.
Kostenlose anonyme Hilfe österreichweit, 24 Stunden / 365 Tage im Jahr, bieten die
- Telefonseelsorge unter der Rufnummer „142“ (ohne Vorwahl) und
- Rat auf Draht unter „147“ (ohne Vorwahl)
In mehreren Bundesländern gibt es auch weitere Unterstützungsangebote.
Erwachsenwerden ist nicht leicht
Viele Erwachsene glauben rückblickend, Kindheit und Jugend seien „die schönste Zeit im Leben“. Doch das Erwachsenwerden ist nicht leicht. „Die Zeit der Pubertät ist eine Zeit vieler Möglichkeiten, aber auch eine Lebensphase, die von Ängsten, Unsicherheiten, Kummer und Sorge geprägt sein kann. Gleichzeitig ist das Leben vieler Kinder und Jugendlicher durchgetaktet und die Prinzipien der Leistungsgesellschaft finden sich schon in den Kinderzimmern. Für viele wird dieser Druck immer unerträglicher, Depressionen und das Gefühl „ausgebrannt zu sein“ sind mitunter die Folge und können auch zu suizidalen Gedanken führen. Wenn der Sog negativer Gedanken zu stark wird, ist es schwer, alleine aus dieser Abwärtsspirale herauszufinden.
“, betont Andreas Prenn, der Leiter der SUPRO.
Eingebettet in die nationale Suizidpräventionsstrategie
Ziel der Suizidpräventionsstrategie (SUPRA) ist es, in Österreich eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Suizidprävention sicherzustellen und damit die Suizidrate zu senken. Hierzu sollen alle Personen sowie Organisationen, die im Bereich der Suizidprävention tätig sind, besser vernetzt, vorhandene Ressourcen gebündelt und gemeinsam Projekte umgesetzt werden. „Das Projekt „Wellenreiten“ trägt zu einer Enttabuisierung des Themas „Suizid von Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ bei. Es wurden Angebote entwickelt, die sowohl Schlüsselpersonen als auch persönlich Betroffenen helfen und sie unterstützen. „Wellenreiten“ ist deshalb ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung von SUPRA
“, so Gerlinde Rohrauer, Mitglied im Expertengremium Suizidprävention und stellvertretende Leiterin des FGÖ.
Die Rolle der Medien
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Medienberichte die Suizidrate beeinflussen:
- Sensationsträchtige Medienberichte über Suizide können weitere Suizide auslösen (Imitation/Nachahmung „Werther Effekt“)
- Berichte über die Bewältigung einer suizidalen Krise können Suizide verhüten helfen („Papageno Effekt“)
Journalistinnen und Journalisten können einen wertvollen Beitrag zur Suizidprävention leisten, denn Kinder und Jugendliche weisen aufgrund ihrer entwicklungsbedingten Identitätssuche eine erhöhte Imitationsbereitschaft auf. Ausführliche Informationen und konkrete Empfehlungen finden sich im 2018 aktualisierten „Leitfaden zur Berichterstattung über Suizid“ des Kriseninterventionszentums.
Weitere Informationen:
- Auf dem öffentlichen Gesundheitsportal gesundheit.gv.at finden sich detaillierte Informationen rund um das Thema Suizid mit Hilfsangeboten.
- Aktuellen Zahlen und Fakten beinhaltet die Publikation „Suizid und Suizidprävention in Österreich - Bericht 2017“.
- www.bittelebe.at mit Infos für Jugendliche
Rückfragen & Kontakt
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01-895 04 00-716 Mobil 0676 848191129
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