- 23.11.2018, 09:59:55
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BMBWF-Publikation zu Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung veröffentlicht
Wien (OTS) - Unter dem Titel „Es geht etwas weiter! Wie geht´s
 weiter?“ präsentierte das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft
 und Forschung gestern die vom IHS (Angela Wroblewski, Angelika
 Striedinger) im Auftrag des Ministeriums verfasste Studie zur
 Geschlechtergleichstellung in Wissenschaft und Forschung in
 Österreich. Die knapp 130 Seiten umfassende Publikation stellt die
 Situation Österreichs im EU-Vergleich an den Anfang und behandelt in
 weiteren Kapiteln die Universitäten, die Fachhochschulen und die
 außeruniversitäre Forschung – sowohl im Gesamtüberblick als auch auf
 Ebene der einzelnen Einrichtungen. Wissenschaftsminister Heinz
 Faßmann betont, dass es für zielgerichtete und nachhaltige Maßnahmen
 zur Gleichstellung immer wieder der Analyse des Ist-Standes bedürfe,
 wie es die vorliegende Publikation darlegt: „Daten schaffen
 Bewusstsein“, stellt Faßmann fest. „Sie liefern in weiterer Folge die
 Grundlage zur Konzipierung und Umsetzung evidenzbasierter Maßnahmen.
 Deshalb war und ist es mir ein besonderes Anliegen, unser
 Indikatorensystem im Bereich der Gleichstellung stetig zu verbessern
 und mit dieser vorliegenden Publikation die nationalen Beiträge zur
 Weiterentwicklung des Europäischen Forschungsraums zu dokumentieren“,
 so Wissenschaftsminister Faßmann.
Österreich im europäischen Vergleich
 Die Analyse der Gleichstellungsindikatoren der österreichischen
 Wissenschafts- und Forschungslandschaft im internationalen Vergleich
 zeigt, dass sich die Situation in Österreich vor allem in Bezug auf
 Hochschulleitungen und Professuren in den letzten Jahren
 überdurchschnittlich positiv entwickelt hat. Trotz dieser
 erfreulichen Tendenzen gibt es in einigen Bereichen noch
 Aufholbedarf, da Frauen in Österreich in Wissenschaft und Forschung
 weiterhin deutlich unterrepräsentiert sind. So lag Österreich 2015
 mit einem Frauenanteil von knapp 30 % bei Wissenschafter/innen und
 Forscher/innen im EU-Vergleich im letzten Drittel (EU-Durchschnitt 34
 %). Auch bei der Einkommensschere (Gender Pay Gap) zwischen Männern
 und Frauen im Wissenschafts- und Forschungsbereich lag Österreich mit
 19,5 % Einkommensunterschied zugunsten der Männer über dem
 EU-Durchschnitt von 17,9 %.
Befunde zu den Universitäten
 Die Befunde zeigen, dass an den Universitäten bei den Studierenden
 die Frauenanteile nach Wissenschaftszweigen bzw. Studienfeldern sehr
 stark variieren. Während im Jahr 2016 knapp 71 % der geistes- und
 kulturwissenschaftlichen Studien von Frauen belegt waren, entfielen
 nur 29 % der ingenieurwissenschaftlichen Studien auf Frauen. Was die
 universitäre „Leaky Pipeline“ – das Sinken der Frauenanteile entlang
 der wissenschaftlichen Karriereleiter – betrifft, so verdeutlicht der
 langjährige Trend von 2005 und 2015 steigende Frauenanteile auf den
 höheren wissenschaftlichen Karrierestufen. Nichtsdestotrotz sind 53 %
 der Studierenden weiblich, während der Frauenanteil bei
 Professor/innen bei lediglich 23 % im Jahr 2015 lag. Überaus
 erfreulich stellt sich die Situation beim Frauenanteil bei 
 universitären Leitungen dar. Im Jahr 2016 hatten acht der 22
 Universitäten eine Rektorin. Insgesamt betrug der Frauenanteil unter
 Rektoratsmitgliedern 48 %. Universitätsräte und Senate wiesen
 ebenfalls ein fast ausgeglichenes Geschlechterverhältnis auf (49 %
 Frauenanteil in Universitätsräten und 46 % Frauenanteil in Senaten).
Befunde zu den Fachhochschulen
 Die Entwicklung der letzten zehn Jahre zeigt an den Fachhochschulen
 eine Erhöhung des Frauenanteils unter Studierenden sowie eine
 verstärkte Partizipation von Frauen in der Lehre und unter
 Studiengangsleitungen. Dies ist auch auf die Ausweitung des
 Fächerspektrums im Fachhochschulsektor zurückzuführen, sind doch im
 Gesundheitsbereich 80 % der Studierenden Frauen, in der Technik aber
 nur 35 %. Die Geschlechtersegregation nach Studienfeldern ist
 folglich auch an Fachhochschulen gegeben. 
 Zwischen 2005 und 2016 hat sich das Lehrpersonal an Fachhochschulen
 mehr als verdoppelt. In diesem Zeitraum ist der Frauenanteil um 11
 Prozentpunkte angestiegen. Unter Studiengangsleitungen hat sich der
 Frauenanteil von 20 % im Jahr 2005 auf 34 % im Jahr 2016 erhöht. Was
 die Leitungen betrifft, waren 2017 von 27 Geschäftsführer/innen
 sieben Frauen, was einen Frauenanteil von 26 % ergibt. An neun
 Fachhochschulen wurde 2017 das Kollegium von einer Frau geleitet.
Befunde zur außeruniversitären Forschung
 Die Zahlen zur Gleichstellung in der außeruniversitären Forschung
 belegen, dass etwas mehr als die Hälfte (53 %) aller
 Wissenschaftler/innen im außeruniversitären Bereich beschäftigt sind,
 d.h. in staatlichen oder gemeinnützigen Forschungseinrichtungen und
 im Unternehmenssektor. Während im Hochschulsektor der Frauenanteil
 unter Wissenschaftler/innen bei 40 % liegt, besteht im staatlichen
 Sektor und im privaten gemeinnützigen Sektor ein nahezu
 ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Im Unternehmenssektor liegt
 dagegen der Frauenanteil unter Wissenschaftler/innen bei 17 %.
Ausblick
 Die Befunde verdeutlichen, dass gleichstellungspolitische Maßnahmen
 auf Basis gesetzlicher Vorgaben nachweislich zu mehr Gleichstellung
 führen. Dies zeigt sich insbesondere bei der Erhöhung des
 Frauenanteils in Entscheidungspositionen. In einem nächsten Schritt
 gilt es, vergleichbar effiziente Maßnahmen zu entwickeln, die einen
 Kulturwandel in Wissenschaft und Forschung vorantreiben. Das BMBWF
 verfolgt dabei drei – auf europäische Vorgaben abgestimmte – Ziele: 
 • die Integration der Genderdimension in die Strukturen und Policies
 in Wissenschaft und Forschung (Kulturwandel in Wissenschafts- und
 Forschungsorganisationen) 
 • die Verankerung der Genderdimension in Forschungsinhalte und Lehre 
 • die Erhöhung der Frauenanteile in allen Bereichen und
 Hierarchieebenen in denen sie unterrepräsentiert sind
Drei Ziele, die auch in relevanten Strategiedokumenten adressiert
 werden, wie zum Beispiel in der FTI-Strategie der Bundesregierung, im
 BMBWF-Aktionsplan für einen wettbewerbsfähigen Forschungsraum
 (Forschungsaktionsplan), im Gesamtösterreichischen
 Universitätsentwicklungsplan oder in den aktuellen
 Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten für die Periode
 2019-2021.
Darüber hinaus setzt das Wissenschaftsministerium in Kooperation mit
 den Hochschulen konkrete Initiativen um. Beispielsweise hat die
 österreichische Hochschulkonferenz ein Empfehlungspapier zur
 Verbreiterung von Genderkompetenz an den Hochschulen entwickelt, um
 den geschlechter- und diversitätsgerechten Kulturwandel zu forcieren.
 Für die Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen wurden eigene
 Maßnahmenpakete zur Stärkung von Gleichstellungsstrukturen und
 hochschulübergreifenden Vernetzungsaktivitäten geschnürt. Allesamt
 Maßnahmen, um die Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung in
 Österreich nachhaltig in ihrer Wirkung zu stärken. 
 Die BMBWF-Publikation „Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung
 in Österreich“ finden Sie auch online unter 
 https://bmbwf.gv.at/wissenschaft-hochschulen/gleichstellung-und-diver
 sitaet/
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