- 04.11.2018, 12:49:19
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Schönborn bedauert Ausstieg Österreichs aus UN-Migrationspakt
Wiener Erzbischof in ORF-Sendung "Hohes Haus": Migration ist weltweite Herausforderung, die sich nicht durch Abschottung lösen lässt - Humanitäres Bleiberecht häufiger anwenden - Mahnung zu mehr Behutsamkeit bei Sprachwahl
Utl.: Wiener Erzbischof in ORF-Sendung "Hohes Haus": Migration ist
weltweite Herausforderung, die sich nicht durch Abschottung
lösen lässt - Humanitäres Bleiberecht häufiger anwenden -
Mahnung zu mehr Behutsamkeit bei Sprachwahl =
Wien (KAP) - Kardinal Christoph Schönborn bedauert den Ausstieg
Österreichs aus dem UN-Migrationspakt. "Das Migrationsproblem ist ein
weltweites Problem. Zu glauben, dass man das Migrationsproblem in
Österreich alleine lösen kann, ist zumindest ein bisschen
hinterfragbar", sagte der Vorsitzende der Österreichischen
Bischofskonferenz am Sonntag in der ORF-Sendung "Hohes Haus".
"Alleine werden wir nichts schaffen. Wir können in einer globalen
Welt nur vernetzt mit guten Brücken zu den Nachbarn arbeiten und
leben."
Zugleich zeigte sich Schönborn betroffen vom Schicksal der jungen
Familie in Vorarlberg, die abgeschoben werden soll. "Ich empfinde
sehr mit meinen Landsleuten in Vorarlberg, die über diesen Fall
empört sind." Wenn eine Familie "bestens integriert" sei wie im
vorliegenden Fall, dann sei es "ein Verlust für Österreich solche
Menschen nicht hier zu behalten". Diese seien schließlich ein Gewinn
für das Land - insofern müsse man "unbedingt das humanitäre
Bleiberecht einsetzen", forderte Schönborn.
In diesem Zusammenhang sprach sich der Kardinal auch für eine
Kompetenzverlagerung bei der Vergabe des humanitären Bleiberechts
aus: Er könne der Argumentation der Landeshauptleute Markus Wallner
(Vorarlberg) und Peter Kaiser (Kärnten) durchaus etwas abgewinnen,
diese Kompetenz in die Hand der Länder zu geben. Man solle jenen ein
gewichtiges Wort in der Frage des Bleiberechts geben, die nah an den
Menschen sind und ihre Situation genauer einschätzen können.
Skeptisch zeigte sich Kardinal Schönborn im Blick auf die Pläne der
Bundesregierung, für die Rechtsberatung von Asylwerbern eine eigene
Bundesagentur zu gründen und diese damit dem Innenministerium zu
unterstellen. "Generell ist es ganz wichtig, dass die sogenannten
Zwischenkörper in unserer Gesellschaft gut funktionieren, das heißt,
dass nicht alles in staatlicher Hand ist. Das ist gut bewährte Praxis
in Österreich, dass die Zusammenarbeit zwischen
zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und Organisationen und der
staatlichen Verantwortung als echte Kooperation funktioniert", so
Schönborn unter Verweis auch auf die katholische Soziallehre.
Schließlich warnte Schönborn vor Unachtsamkeit bei der Sprachwahl.
Wenn Worte wie Asyl oder Flüchtling zu einem "Schimpfwort" würden,
dann drohe "etwas auf die schiefe Ebene" zu geraten. "Sprache kann
sehr leicht zur Tat werden", insofern sei mehr Behutsamkeit bei der
Wortwahl notwendig.
Von der Jugendsynode, die am vergangenen Wochenende im Vatikan zu
Ende gegangen ist, nehme er persönlich vor allem den Auftrag mit,
zuzuhören. Dies sei die wichtigste Lehre der Bischofssynode, die ganz
im Zeichen der Jugend und der Berufung stand. Zum einen gelte es,
seitens der kirchlichen Verantwortungsträger stärker hin- und
zuzuhören - aber die Kirche könne zugleich auch Brückenbauer zwischen
den Generationen sein, zwischen denen manchmal Mauern des Schweigens
stünden.
((ende)) HKL
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