• 17.10.2018, 22:00:16
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Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 18. Oktober 2018; Leitartikel von Evelin Stark: "Kinder sind keine Langsitzer"

Innsbruck (OTS) - Viel Sitzen und wenig Bewegung ist für viele
Schüler der Alltag. Ein Fachinspektor bemüht sich seit Jahren darum,
dass mehr Bewegung in den Schulen Einzug hält. Nächstes Jahr geht er
in Pension, der Posten wird nicht nachbesetzt. Und dann?

Bald herrscht Stillstand in den Schulen: Der Posten des
Fachinspektors für Bewegung und Sport soll nämlich künftig nicht
nachbesetzt werden, so der neueste Plan des Bundes. Soll heißen: Wenn
der Tiroler Amtsinhaber Wolfgang Oebelsberger im nächsten Jahr seine
Pension antritt, ist Tirol das erste und einzige Bundesland
Österreichs – den nächsten Sport-Fachinspektor trifft es in
Vorarlberg in acht Jahren –, das keine zuständige Instanz für die
Bewegungserziehung an den Schulen mehr hat. Sein Einsatz für die
tirolweite Bewusstseinsbildung, dass das viele Sitzen in der Schule
ungesund ist, war dann möglicherweise umsonst.
Kinder sind nämlich nicht zum Sitzen gemacht. Nicht umsonst
stellen immer mehr wissenschaftliche Studien fest, dass die geis­tige
Beweglichkeit der Schüler darunter leidet, dass sie stundenlang
hocken. Es muss mehr Bewegung her, und zwar körperliche. Die berühmte
„tägliche Turnstunde“ taucht in diesem Zusammenhang unweigerlich auf.
Vor einigen Jahren noch groß propagiert, scheint es der „täglichen
Bewegungseinheit“, wie sie in der Zwischenzeit vom ehemaligen
Sportminister Doskozil umbe­nannt wurde, selbst an genügend Bewegung
zu mangeln. Ganze fünf Tiroler Volksschulen turnen noch täglich unter
diesem Schirm, auch der Rest Österreichs hat sich großteils von dem
Projekt verabschiedet. Stattdessen wird in Tirol gesund gepaust: Seit
zehn Jahren bietet die so genannte „Bewegte Pause – Gesunde Jause“ –
übrigens initiiert von Oebelsberger – etwa 90 Prozent der Tiroler
Volksschüler eine tägliche Bewegungseinheit, die in der großen Pause
statt früher 15 Minuten eine halbe Stunde lang für freies Herumtoben
sorgt.
Ein weiteres, und gerade in Tirol wichtiges, Thema: das Skifahren.
Mit der bundesweiten Abschaffung der Schulskikurspflicht in den
1990er-Jahren sank die Zahl der Wintersportwochen an den Schulen,
auch in Tirol. Mit der Schulskiaktion „Initiative Skifahr’n“,
getragen vom Landesschulrat, den Tiroler Skischulen und der
Seilbahnwirtschaft, konnte hier aber eine Kehrtwende erreicht werden:
Die Schulskikurse haben sich in den letzten Jahren verdoppelt, 50.000
Kinder wedeln so jedes Jahr wieder über die Pisten.
Ob Bewegungspausen, Skikurse oder Schulsportwettkämpfe: Die
Verankerung von Bewegung in der Tiroler Bildungsdirektion ist
essenziell. Sie ist ein Eckpfeiler für die Erziehung und Bildung von
Kindern. Werden diese nicht mehr durch eine zentrale Stelle gestärkt,
fällt das angestrebte Ziel einer gut ausgebildeten und vor allem
gesunden Jugend wie ein Kartenhaus zusammen.

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