- 03.10.2018, 09:26:08
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Gaal/Derfler: Brigittenauer Gemeindebau nach Erna Musik benannt
Wien (OTS) - Die städtische Wohnhausanlage in der Klosterneuburger
Straße 99 trägt ab sofort den Namen der Wiener Widerstandskämpferin
und Holocaust-Überlebenden, Erna Musik. Dienstag Nachmittag fand in
der Brigittenau die offizielle Gemeindebau-Benennung durch Frauen-
und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal und Bezirksvorsteher Hannes
Derfler statt. Ebenfalls vor Ort: Frau Erna Schiller, Tochter von
Erna Musik, und Wegbegleiterin, die Antifaschistin Käthe Sasso.****
„Mit dieser Gemeindebaubenennung ehren wir eine starke, mutige und
inspirierende Frau - eine Wiener Heldin des 20. Jahrhunderts!“,
betonte Kathrin Gaal. Den Weg, beeindruckende Wienerinnen vor den
Vorhang zu holen, werde die Stadt in Zukunft weiter verfolgen,
kündigte sie an.
Kathrin Gaal ging auf Erna Musiks antifaschistisches Engagement
ein und betonte: „Die Geschichte des Holocausts darf nie vergessen
werden. Sie muss auch immer Zukunftsthema bleiben!“
„Es ist Zeit gewesen, einer erfolgreichen Unternehmerin,
Sozialdemokratin, Brigittenauerin und Überlebenden von Auschwitz und
Ravensbrück, auch diese Ehrung zu Teil werden lassen“, so Hannes
Derfler. „Erna Musik war durch ihr Leben und Wirken eine wichtige
Zeitzeugin und wird es auf diese Art auch bleiben“, betonte der
Brigittenauer Bezirksvorsteher.
Zur Person Erna Musik
Erna Musik, geb. Raus, wurde am 17. April 1921 als Tochter einer
jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters in Wien geboren. Bei
den Roten Falken lernte sie Karl Musik kennen. Gemeinsam waren die
beiden im Widerstandskampf tätig.
Folge war 1943 die Verhaftung. Zunächst saß Musik im
Polizeigefängnis Roßauer Lände ein. Schließlich wurde sie nach
Auschwitz-Birkenau deportiert. Anfang 1945 kam Musik nach
Ravensbrück. Im Nebenlager Malchow musste sie in einer
Munitionsfabrik Zwangsarbeit leisten.
Erna Musik überlebte den Krieg und übernahm den von den Nazis
arisierten Betrieb ihrer Mutter - eine Stickerei und
Wäschewarenerzeugung. Beim Freien Wirtschaftsverband baute sie das
Frauenreferat mit auf. Sie wurde auch die erste sozialdemokratische
Fachgruppenvorsteherin in der Wirtschaftskammer. Außerdem war Musik
SPÖ-Bezirksrätin in der Brigittenau.
Als Zeitzeugin trug sie wesentlich dazu bei, dass die Nazi-Gräuel
nicht in Vergessenheit geraten konnten. So besuchte sie Schulen und
sprach dort über Erlebtes. Des Weiteren gestaltete Musik die
österreichische Ausstellung in der Gedenkstätte Auschwitz mit und war
Ehrenvorsitzende der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer.
Als offizielles Dankeschön für ihre Bildungs- und
Erinnerungsarbeit erhielt Musik unter anderem von der Stadt Wien das
Goldene Ehrenzeichen und vom Bund das Goldene Ehrenzeichen für
Verdienste um die Republik Österreich.
Erna Musik starb am 8. März 2009 kurz vor ihrem 88. Geburtstag in
Wien.
Der Erna-Musik-Hof
Die Wohnhausanlage in der Klosterneuburger Straße 99, der
nunmehrige Erna-Musik-Hof, besteht aus drei freistehenden
Wohnblöcken. Gebaut wurde sie ab 1959 in zwei Bauabschnitten,
Fertigstellung war 1962.
Der höchste Wohnblock mit dreizehn Stockwerken trägt seit 1963 den
Namen Freiheitsturm – als Erinnerung an die Opfer des
österreichischen Freiheitskampfes gegen Faschismus und Diktatur.
Angebracht wurde dort auch eine Gedenktafel.
Heute beherbergt der Gemeindebau insgesamt 196 Wohnungen.
(Schluss) ah
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