- 20.09.2018, 12:04:07
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Arzt droht im Iran die Todesstrafe: Ärztekammer ersucht Republik Österreich um Unterstützung
Während einer Kongressreise verhaftet – Offener Brief an Außenministerin Karin Kneissl und WKÖ-Präsident Harald Mahrer
Utl.: Während einer Kongressreise verhaftet – Offener Brief an
Außenministerin Karin Kneissl und WKÖ-Präsident Harald Mahrer =
Wien (OTS) - In einem an Außenministerin Karin Kneissl und den
Präsidenten der Österreichischen Wirtschaftskammer Harald Mahrer
adressierten offenen Brief ersucht die Ärztekammer dringend, sich für
die Freilassung des im Iran inhaftierten und zum Tode verurteilten
Arztes Ahmadreza Djalali nachhaltig einzusetzen. Unterschrieben ist
der Brief von Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres sowie dem
Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Vereins Hemayat und
Co-Gruppensprecher der ai-Medizinergruppe, Siroos Mirzaei. ****
Hintergrund sind die vom 22. bis 25. September 2018 in Wien
anberaumten Gespräche mit einer politisch-wirtschaftlichen Delegation
aus dem Iran. Szekeres und Mirzai appellieren dabei an Kneissl und
Mahrer „in Eigenschaft Ihrer Vertretungsfunktion Österreichs und im
Einklang mit unserer Dachorganisation, der World Medical Association
(WMA), alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um die Freilassung von
Dr. Ahmadreza Djalali, einem schwedisch-iranischen Kollegen, zu
erwirken“.
Zur Vorgeschichte: Im April 2016 war Djalali gemeinsam mit
Kollegen zu Seminaren nach Teheran und Schiras gereist. Er ist
Katastrophenmediziner und unterstützt Krankenhäuser beim Umgang mit
Opfern von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder bewaffneten Konflikten
unter Bedingungen extremer Armut. Seine Ausbildung absolvierte er am
Karolinska Institut in Schweden, seine Spezialisierung an der
Universität des Piemont (CRIMEDIM), zuletzt arbeitete er in der
Forschungsabteilung der Freien Universität Brüssel (VUB).
Djalali wurde bei seiner Reise in den Iran von den iranischen
Behörden verhaftetet und mehr als ein Jahr später wegen angeblicher
„Spionage für Israel“ im Oktober 2017 wegen „Zusammenarbeit mit einem
feindlichen Staat“ zum Tode verurteilten. Seit seiner Festnahme
engagiert sich Amnesty International für den inhaftierten Arzt. Noch
im November, nach dem Todesurteil, schrieben 75 Nobelpreisträger an
den iranischen UN-Botschafter mit der Bitte, ihn freizulassen. Mitte
Jänner dieses Jahres organisierten die schwedische
Wissenschaftsakademie, Amnesty International sowie sein ehemaliger
Arbeitgeber, das Karolinska Institut, eine gemeinsame Demonstration
für Djalali.
Einzelhaft und psychische Folter
Nach Informationen der WMA war Djalali sehr lange in Einzelhaft
und psychischer Folter ausgesetzt. Mittlerweile hat die iranische
Justiz alle Rechtsmittel gegen die Todesstrafe abgelehnt. Um auf
seine Situation aufmerksam zu machen, ist Djalali mehrmals in Hunger-
und Durststreik getreten. Er benötigt dringend medizinische Hilfe.
Auch die „United Nations Working Group on Arbitrary Detention“ hat
die Haftumstände von Djalali laut Aussendung der WMA schärfstens
kritisiert.
Djalali, der schwedische Staatsbürger ist und mit seiner Frau und
zwei Kindern in Schweden lebt, ist für die Ärztekammer „ein
Gewissensgefangener des Iran“. Alle Fakten sprechen laut Szekeres und
Mirzaei dafür, dass seine Tätigkeiten „ausschließlich einem
medizinischen und humanitären Ziel geschuldet sind“. Auch habe er
stets bestritten, für irgendwelche ausländischen Geheimdienste
gearbeitet zu haben.
Der Brief endet: „Sehr geehrte Frau Minister, sehr geehrter Herr
Präsident, anlässlich des bevorstehenden Besuchs der
politisch-wirtschaftlichen Delegation aus dem Iran ersuchen wir Sie,
sich für die Freilassung des EU-Bürgers Dr. Djalali einzusetzen. Eine
Intervention seitens der Republik Österreich, die stets traditionell
gute Beziehungen zum Iran pflegt, und auch derzeit in der
zusätzlichen Funktion Österreichs als EU-Vorsitzland, könnte aus
humanitärer Sicht großen Einfluss auf diesen tragischen Fall haben
und womöglich die Freilassung unseres zum Tode verurteilten Kollegen
in die Wege leiten.“ (hpp)
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