• 23.08.2018, 13:33:05
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  • OTS0125

„Luis Trenker – Ein Mann und seine Legenden“ in „Universum History“

Am 24. August um 22.30 Uhr in ORF 2

Utl.: Am 24. August um 22.30 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Ein knorriger Naturbursch mit Filzhut: So ist der 1990
verstorbene Luis Trenker bis heute in Erinnerung geblieben. Er galt
als Pionier des Bergfilms, feierte als Schauspieler, Autor, Regisseur
und TV-Moderator über Jahrzehnte große Erfolge. Wenn es um seine
Karriere ging, hatte Trenker keine Berührungsängste mit den
Diktatoren seiner Zeit, weder mit Adolf Hitler noch mit Benito
Mussolini. Die „Universum History“-Dokumentation „Luis Trenker – Ein
Mann und seine Legenden“ zeichnet am Freitag, dem 24. August 2018, um
22.30 Uhr in ORF 2 ein ungeschöntes Bild des Südtirolers. Regisseurin
Karin Duregger, selbst Südtirolerin, versucht in der Koproduktion von
ORF, BR, epo-film und BMBF, gefördert von BLS, Motive und historische
Hintergründe von Trenkers Karriere offenzulegen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg startete Luis Trenker jene Karriere, die
seine bis heute andauernde Bekanntheit begründet: Im Fernsehen gab er
– launig, unterhaltsam und unkritisch – Anekdoten aus seinem
facettenreichen Leben zum Besten. Das Publikum eroberte er dabei im
Sturm. In den ab 1959 vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlten
Sendungen „Luis Trenker erzählt“ und „Luis Trenker – Alles gut
gegangen“ konzentrierte sich Trenker in erster Linie auf die
positiven Erinnerungen seines Lebens. Von der „finsteren Zeit“, wie
er die Gräuel Nazi-Deutschlands nannte, sprach er seltener. Damit die
„Leit schlofen kennen“, so Trenkers Erklärung. Die Dokumentation
zeigt, mit welchem Ehrgeiz Luis Trenker Zeit seines langen Lebens an
seinem persönlichen Fortkommen gearbeitet hat. Ohne viel Skrupel
gegenüber seinen Auftraggebern und stets bemüht, an seinem Bild für
die Nachwelt zu arbeiten. Biografische Details wie die Scheidung
seiner Eltern sparte er gerne aus, den stattlichen Hof seiner
Großeltern gab er als sein Geburtshaus aus.

Luis Trenker wollte stets hoch hinaus. Seine ersten Bergfilm-Erfolge
feierte er als Schauspieler, später reüssierte er zusätzlich als
Regisseur und Drehbuchautor, etwa mit Filmen wie „Berge in Flammen“
(1931) oder „Der Rebell“ (1932). Er verklärte dabei oft behandelte
Themen wie „Heimat“, „Natur“ oder „Krieg“. Gerne verfilmte Trenker
historische Stoffe, bei „Der Rebell“ den Kampf der Tiroler gegen
Bayern sowie Frankreich und Napoleon im 19. Jahrhundert. Inhaltlich
orientierte er sich an jener „Blut und Boden“-Ideologie, die auch im
Gesellschaftsbild der späteren NS-Ideologie eine große Rolle spielte.
„Bei Trenker geht es um ein ganz bestimmtes Männlichkeitsideal, um
Gehorsam und Treue, um diese Naturburschen, die das Idealbild der
Nationalsozialisten vertreten haben. Als die Nazis an die Macht
kommen, fällt Luis Trenker natürlich perfekt in diese
Propagandamaschinerie hinein“, sagt Eva Pfanzelter, Zeithistorikerin
an der Universität Innsbruck.

Schon im Jahr 1932 zeigten sich Adolf Hitler und Joseph Goebbels von
Luis Trenkers Wirken begeistert, für Goebbels ist „Der Rebell“ eine
Parabel über das „Joch von Versailles“, also die – in den Augen der
späteren Nazi-Schergen – ungerechten Grenzziehungen im Europa nach
dem Ersten Weltkrieg. Luis Trenker macht daneben Filme für die
Faschisten in Rom („Condottieri“, 1937), was ihn wiederum bei den
Nazis in Berlin, aber vor allem in Südtirol selbst in Ungnade fallen
lässt. Da nutzt es auch wenig, dass Trenker später NSDAP-Mitglied
wird und sich – nach einigem Hin und Her – bei der Südtiroler Option
für Nazi-Deutschland und Hitler entscheidet.

„Luis Trenker – Ein Mann und seine Legenden“ beleuchtet wichtige
Dokumente, etwa Trenkers Briefe an Adolf Hitler oder das
NS-Propagandaministerium. „Er war ein Nazi, keine Frage, er war
Mitglied der NSDAP. Die Frage ist aber auch, ob er ein Täter war, ein
ideologischer Täter“, sagt Zeithistorikerin Pfanzelter. Der Film
zeigt zudem, in welch schwieriger Situation Trenker als Südtiroler in
dieser Zeit voller Umbrüche zurechtkommen musste. So wurden die
Südtiroler als deutsche Sprachgruppe im Italien der
Zwischenkriegszeit auf sämtlichen Ebenen benachteiligt, Gesetze und
Verordnungen sorgten für eine Italienisierung sämtlicher
Lebensbereiche. Deutsch wurde als Unterrichtssprache verboten,
deutsche Zeitungen zensiert.

Der rote Faden in der Biografie Luis Trenkers ist seine Ambivalenz im
Umgang mit den Mächtigen seiner Zeit. Eine mögliche Erklärung dafür
ist sein Streben nach Erfolg und Anerkennung. Das zeigen die Aussagen
jener Experten und Expertinnen, die Regisseurin Karin Duregger für
ihren Film vor die Kamera gebeten hat: etwa den US-amerikanischen
Filmhistoriker Kamaal Haque, die Innsbrucker Zeithistorikerin Eva
Pfanzelter, den Trenker-Biografen Stefan König oder Trenkers
einstigen Agenten Hans-Jürgen Panitz. „Luis Trenker – Ein Mann und
seine Legenden“ reflektiert den ungebrochenen Mythos und legt ein
differenziertes Bild von Luis Trenker frei.

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