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Presserat: Auch Regierungsinformationen nicht unreflektiert übernehmen

Wien (OTS) - Informationen von Regierungsstellen sind nicht immer ausgewogen und sollten von Medien nur nach eingehender Recherche und Überprüfung übernommen werden. Der Senat 1 des Presserats betont, dass es zu den wesentlichen Aufgaben von Journalistinnen und Journalisten gehört, Regierungsinformationen zu hinterfragen und auf ihre Korrektheit zu prüfen. Anlassfall für diese Grundsatzerklärung des Senats 1 des Presserats waren Medienberichte – basierend auf Informationen aus Regierungsstellen – über Privilegien in den Sozialversicherungen. Nach der Veröffentlichung der Berichte relativierten die angegriffenen Sozialversicherungen die Vorwürfe: So seien etwa die von der Regierung beanstandeten 160 Dienstwägen der Sozialversicherungen größtenteils Autos für Beitragsprüfer bzw. für Transporte und Krankenbesuche. Der Senat erinnert in diesem Zusammenhang an Punkt 2.3 des Ehrenkodex für die österreichische Presse, wonach Beschuldigungen nicht erhoben werden dürfen, ohne dass dabei nachweislich zumindest versucht wurde, eine Stellungnahme der beschuldigten Institution einzuholen. Diesen Grundsatz gilt es auch dann einzuhalten, wenn schwerwiegende Vorwürfe – wie hier – von einer dritten Seite erhoben werden. Verantwortungsvoller Journalismus bedingt es selbstverständlich, die Gegenseite im Artikel zu Wort kommen zu lassen.

Der Senat fordert die Medien dazu auf, ihre wichtige Kontrollfunktion „als vierte Gewalt im Staat“ wahrzunehmen und auch Regierungsinformationen nicht unreflektiert zu übernehmen. Durch eine entsprechend tiefgehende Recherche und die Befragung unabhängiger Experten kann Versuchen von „Message Control“ von Vornherein wirksam entgegengewirkt werden. Dadurch stärken die Medien nicht nur ihre eigene Glaubwürdigkeit, sondern werden auch ihrer demokratiepolitischen Aufgabe gerecht. Die Leserinnen und Leser erwarten sich zu Recht eine möglichst umfassende und neutrale Darstellung eines Themas.

SENAT 1 DES ÖSTERREICHISCHEN PRESSERATS

Der Presserat ist ein Verein, der sich für verantwortungsvollen Journalismus einsetzt und sich mit medienethischen Fragen beschäftigt. Dem Presserat gehören die wichtigsten Journalisten- und Verlegerverbände Österreichs an. Die Mitglieder der Senate des Presserats sind weisungsfrei und unabhängig.

Rückfragen & Kontakt:

Tessa Prager, Sprecherin des Senats 1, Tel.: 01/21312-1169

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