- 27.07.2018, 09:19:21
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ÖÄK zu Valsartan-Rückruf: Arzneimittel wieder in der EU produzieren
Ärztekammer an Patienten: Medikamente nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzen
Utl.: Ärztekammer an Patienten: Medikamente nicht ohne Rücksprache
mit dem Arzt absetzen =
Wien (OTS) - Angesichts besorgniserregender Ergebnisse des
Zentrallabors der Deutschen Apotheker bei der Analyse verunreinigter
Valsartan-Präparate fordert die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) nun
Maßnahmen zur Rückverlagerung der Produktion von
Arzneimittelwirkstoffen in die EU. Nur mit hohen Qualitätsstandards
und den entsprechenden Kontrollmöglichkeiten sei die Versorgung der
Bevölkerung mit sicheren Arzneimitteln zu gewährleisten. Schließlich
gebe es nicht bei jedem Wirkstoff ausreichend Alternativen wie bei
Valsartan.
Valsartan-Präparate in der Apotheke prüfen lassen
„Die derzeit laufende Rückrufaktion von verunreinigten
Valsartan-haltigen Medikamenten aus China beschäftigt Ärzte,
Patienten und Apotheker in Österreich und ganz Europa“, erklärt der
Leiter des Referats für Medikamentenangelegenheiten der ÖÄK, Karl
Forstner. Schließlich handle es sich bei Valsartanen um einen breit
eingesetzten Wirkstoff zur Behandlung von Herzinsuffizienz und
Bluthochdruck.
Bisher hätten nur zwei Hersteller in Österreich deklariert, dass ihre
Produkte frei von Verunreinigungen durch N-Nitrosodimethylamin (NDMA)
sind. Diese einwandfreien Medikamente seien jedoch in vielen
Apotheken bereits ausverkauft. Daher müssten Patienten auf andere
Wirkstoffe umgestellt werden. Das bedeute einen enormen zeitlichen
Mehraufwand für die betreuenden Ärzte, vor allem aber große
Verunsicherung bei den Patienten. „Es ist zu befürchten, dass manche
Patienten ,sicherheitshalber‘ auch die vom Arzt verschriebenen
unbedenklichen Medikamente nicht regelmäßig oder gar nicht einnehmen,
was gerade bei Herzpatienten äußerst gefährlich werden kann“, so
Forstner.
Für Ärzte ist es nicht möglich, anhand der Medikamentenpackung
festzustellen, ob ein Medikament von der Rückrufaktion betroffen ist.
Die Österreichische Ärztekammer ersucht daher Patienten, die
Valsartan-haltige Arzneimittel zuhause haben, diese in ihrer
zuständigen Apotheke prüfen zu lassen.
Sollte das Medikament betroffen sein, werde der betreuende Arzt die
Umstellung auf ein anderes Präparat mit dem Patienten besprechen. Das
sollte in der Regel kein Problem sein, weil es innerhalb dieser
Wirkstoffgruppe genügend Alternativprodukte gebe. Keinesfalls sollten
Patienten ihre Medikamente selbstständig absetzen.
Arzneimittel-Produktion zurück nach Europa
Aus Sicht der ÖÄK sollte es der heimischen Gesundheitspolitik zu
denken geben, dass Produktionsmängel bei einem einzigen Hersteller in
China europaweit zu derart gravierenden Konsequenzen führen. Der
Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, ist
besorgt: „Dieser Fall führt drastisch vor Augen, dass die Produktion
vieler Arzneimittel-Wirkstoffe überwiegend außerhalb der EU
stattfindet, ohne ausreichende Kontrollmöglichkeiten durch die
europäischen und nationalen Aufsichtsbehörden. Offensichtlich ist
hier in den vergangenen Jahren eine große Abhängigkeit entstanden.
Das gefährdet im Ernstfall die Versorgungssicherheit der Bevölkerung
mit einwandfreien Arzneimitteln.“
Schließlich könnten Qualitätsmängel, Verunreinigungen und
Produktionsausfälle durch regionale Ereignisse in Asien jederzeit
auch bei anderen Arzneimitteln auftreten. Zudem sei mit noch
bedeutsameren Krisen zu rechnen, wenn Medikamente betroffen sind, für
die es keine ausreichenden Alternativen gebe, warnte die
Österreichische Ärztekammer. Sie fordert daher Arzneimittelhersteller
und Gesundheitspolitik auf, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Insbesondere
müsse man sich um die Rückverlagerung der Arzneimittelherstellung
nach Europa bemühen, um die Versorgung der Bevölkerung mit sicheren
Medikamenten zu gewährleisten“. (ar)
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