- 15.06.2018, 12:24:16
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SPÖ startet als Notwehrmaßnahme gegen „Durchpeitschen des 12-Stunden-Tages“ zivilgesellschaftliches Begutachtungsverfahren
Massive Verschlechterungen für Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verhindern
Utl.: Massive Verschlechterungen für Millionen Arbeitnehmerinnen und
 Arbeitnehmer verhindern =
Wien (OTS/SK) - In einer gemeinsamen Pressekonferenz kritisierten der
 gf. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, SPÖ-Frauensprecherin Gabriele
 Heinisch-Hosek und SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch das geplante
 „Durchpeitschen“ des 12-Stunden-Tages von Schwarz-Blau im Parlament.
 „Das hat es im österreichischen Parlament noch nie gegeben, dass ein
 so weitreichendes Gesetz, das Millionen Arbeitnehmerinnen und
 Arbeitnehmer betrifft, durchgepeitscht wird. Wir werden uns zu Wehr
 setzen und als Notwehrmaßnahme macht die SPÖ eine eigene
 Begutachtung“, betonte Schieder. Die SPÖ lädt alle Institutionen wie
 Gewerkschaften, Jugendorganisationen, Sozialorganisationen, Kirchen,
 etc. ein, ihre Stellungnahmen zu schicken. „Wir werden ein
 zivilgesellschaftliches Begutachtungsverfahren bis Ende Juni
 eröffnen, damit diese vielen Meinungen nicht unter den Tisch gekehrt
 werden können. „Wir werden darauf schauen, dass die Meinung der
 Zivilgesellschaft im Parlament Gehör findet: an begutachtung@spoe.at
 können uns alle ihre Stellungnahmen zum Gesetz schicken“, so
 Schieder. ****
Schieder konstatierte gleich mehrere „schwarz-blaue Fouls“ im
 Parlament: Es gab keine Information über die Einbringung des
 Gesetzes, es wurde anstatt im Sozialausschuss im fachlich nicht
 zuständigen Wirtschaftsausschuss eingebracht, man hat das Gesetz dann
 noch fristgesetzt, um eine Begutachtung zu verhindern und damit die
 Regierungsfraktionen das Gesetz bis Anfang Juli beschließen können.
 „Warum? Weil in diesem Gesetz besonders viele ‚faule Eier‘ begraben
 sind und damit es keine Zeit gibt, herauszufinden, was hier für
 weitreichende, negative Änderungen für die ArbeitnehmerInnen
 verborgen sind, weil es nur um Interessen der Wirtschaft geht.“
Kritik übte Schieder auch an Nationalratspräsidenten Sobotka, „der
 nicht in der Lage ist, eine vernünftige parlamentarische Behandlung
 für ein so wichtiges und schwerwiegendes Gesetz sicherzustellen“. Es
 könne nicht gehen, dass man die Position des Parlamentspräsidenten
 missbraucht, um das Gesetz durchzupeitschen. „Das ist nicht im Sinne
 der Demokratie und des Rechtsstaates.“
SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch zeigte sich „heute noch
 fassungslos, was gestern im Parlament passiert ist“. Bei einer
 Materie, die so viele Menschen betrifft, wo es nicht nur um die
 Arbeitszeit geht, sondern auch um den ArbeitnehmerInnenschutz. „Wir
 haben dieser Bundesregierung angeboten, dieses Gesetz - wie jedes
 andere Gesetz im Hohen Haus - dem zuständigen Ausschuss zuzuweisen
 und über die Sommermonate eine ausreichende Begutachtung zu machen“,
 so Muchitsch. Danach habe Muchitsch als Vorsitzender des
 Sozialausschusses einen Sonderausschuss über die Sommermonate
 angeboten, damit es Anfang September im Nationalrat diskutiert werden
 kann. „Das wurde abgelehnt, weil dieses Gesetz von der
 Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer bestellt wurde. So
 geht man im Parlament nicht miteinander um“, stellte Muchitsch klar.
Mit diesem schwarz-blauen Gesetz wird die Mitbestimmung im Bereich
 des ArbeitnehmerInnenschutzes, sprich Arbeitsinspektion,
 eingeschränkt. Auch arbeitsmedizinisch sind in diesem Gesetz Fallen
 und Fouls drin, wo dementsprechend Schwerarbeit bei 12 Stunden nicht
 mehr arbeitsmedizinisch beurteilt wird, erklärte Muchitsch. „Ein ganz
 negativer Punkt ist, dass es keine Mitbestimmung mehr über die
 Sozialpartner gibt und Kollektivverträge damit ausgehebelt werden,
 keine Mitbestimmung für Betriebsräte und den Arbeitnehmer selbst“, so
 Muchitsch. Dieses Gesetz werde für jene Unternehmen gemacht, denen
 „die Menschen nicht wichtig sind. Es wird Unternehmen geben, die
 dieses Gesetz bis auf den letzten Beistrich ausnutzen und damit
 werden Unternehmen gezwungen, die eigentlich auf ihre
 MitarbeiterInnen schauen wollen, „mitzuschwimmen“. „Wir haben soviel
 erreicht im Bereich Arbeitnehmerschutz und jetzt kommt dieser Schritt
 zurück. Ich hoffe, dass der Aufschrei von jenen, die es betrifft, ein
 großer sein wird. Denn die Menschen, die jetzt zur Mehrarbeit
 gezwungen werden, wollen wir als Partner gewinnen“, betonte der
 SPÖ-Sozialsprecher.
SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek betonte: „Der Entwurf
 zum 12-Stunden-Tag ist frauen- und familienfeindlich,
 gesundheitsgefährdend und zementiert ein Gesellschaftsbild von
 gestern ein.“ Sie kritisiert, dass es für die eineinhalb Millionen
 berufstätigen Frauen, von denen jede zweite teilzeitbeschäftigt ist,
 zunehmend schwieriger werden wird. „Wie soll das funktionieren, wenn
 die Mittel für den Ausbau der Kindergärten und der Ganztagesschule
 verzögert beziehungsweise gestrichen werden.“ In diesem Zusammenhang
 verweist Heinisch-Hosek ganz besonders auf die ohnehin schon
 schwierige Situation der Alleinerzieherinnen – da sie auch nicht vom
 Familienbonus profitieren. Vergessen werde offenbar auch auf die
 vielen Frauen im Handel und Tourismus: „Dieses Modell hat besonders
 negative Auswirkungen auf die vielen Frauen im Tourismus und
 Gastgewerbe. Die Ruhezeiten werden verkürzt. Das ist ein
 gesundheitspolitischer Irrsinn“, so Heinisch-Hosek.
Insgesamt habe man den Eindruck, dass hier die Rollenverteilung und
 ein gesellschaftspolitisches Bild des letzten Jahrtausends angestrebt
 wird – die Väter sollen 12 Stunden „hackeln“ und die Frauen sollen
 zuhause ihre Kinder betreuen, betonte die SPÖ-Frauensprecherin.
 (Schluss) sc/sl/mp
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