- 12.04.2018, 08:19:02
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Lohndumping 1 v. 2.: „Viele konnten sich nichts zu essen leisten“
Arbeiter soll nun auch Behandlungskosten von Arbeitsunfall selbst bezahlen
Utl.: Arbeiter soll nun auch Behandlungskosten von Arbeitsunfall
selbst bezahlen =
Wien (OTS) - Die Fortsetzung eines Falls von Lohn- und Sozialdumping
beschäftigt in der AK Wien derzeit auch die Berater der Abteilung
Sozialversicherung: Erst wurde Herrn Ismael V. der Lohn vorenthalten,
jetzt muss er um die Übernahme der Behandlungskosten nach einem
Arbeitsunfall streiten. „Der Fall mit insgesamt 30 betroffenen
Arbeitern zeigt, wie skrupellos manche Baufirmen mit ihren
Mitarbeitern umgehen“, sagt AK Sozialversicherungsexperte Werner
Pletzenauer.
Vorgeschichte: Ab September 2016 arbeitete Herr Ismael V. als Schaler
auf einer Wiener Baustelle in der Nähe des Hauptbahnhofs. Die
Bedingungen waren hart, wie Ismael V. berichtet: „Zu fünft mussten
wir in einer Unterkunft von nur 20 Quadratmetern leben.“ Ab November
2016 erhielt er zusammen mit 30 anderen Bauarbeitern keinen Lohn
mehr. Ismael V. sagt: „Viele konnten sich nicht einmal mehr etwas zu
essen leisten.“
Die Sicherheitsbedingungen auf der Baustelle waren unzureichend, um
die medizinische Versorgung der Arbeiter bei einem Unfall machte sich
der Arbeitgeber kaum Gedanken, wie Herr Ismael V. am eigenen Leibe zu
spüren bekam: Als er sich an einem Nagel verletzte, gab es nur einen
kleinen Erste-Hilfe-Koffer auf der Baustelle. Herr Ismael V. musste
ins Spital.
Vor kurzem bekam Herr V. nun eine Zahlungsaufforderung über die
Behandlungskosten. Und das, obwohl er seines Wissens nach
ordnungsgemäß bei der slowakischen Entsenderfirma angemeldet gewesen
war. Doch diese Entsendung fand ja nur zum Schein statt, Herr V. hat
von Anfang an nie woanders als in Wien gearbeitet.
Werner Pletzenauer, Sozialversicherungsexperte der AK hat für Herrn
V. einen Antrag auf Feststellung der inländischen
Versicherungspflicht eingebracht. Er sagt: „Die Firma in Bratislava
wurde offensichtlich nur zum Schein gegründet, niemand hat je dort
vor Ort gearbeitet. Die Arbeitnehmer wurden ausschließlich für Wien
aufgenommen. Die Arbeiter hätten daher richtigerweise in Wien zur
Sozialversicherung angemeldet werden müssen.“
Pressefoto Ismael V. vor abgeschlossenem Bau auf Anfrage.
www.wie-soll-arbeit.at
Wie soll Arbeit? Die Initiative von Arbeiterkammer und ÖGB zum
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