- 04.04.2018, 19:10:57
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Glyphosatverbot: Keine Mehrheit im Landwirtschaftsausschuss für SPÖ- Vorstoß
Auch weitere Anträge von SPÖ und NEOS vertagt
Utl.: Auch weitere Anträge von SPÖ und NEOS vertagt =
Wien (PK) - Beim Thema Glyphosat will Österreich noch zuwarten. Unter
 Hinweis auf noch ausständige Regelungen auf EU-Ebene vertagte der
 Landwirtschaftsausschuss heute mit den Stimmen der Regierungsparteien
 einen Antrag der SPÖ auf ein sofortiges Verbot des umstrittenen
 Pestizids. Bitte warten heißt es auch für einen Antrag der SPÖ
 betreffend Nachhaltigkeit und Verteilungsgerechtigkeit bei der
 kommenden GAP-Förderperiode. Ebenfalls vertagt wurden eine Reihe von
 Initiativen, in denen die NEOS die Vernetzung von Landwirtschaft und
 Tourismus, die regionale Agrarproduktion sowie die Holzwirtschaft
 ansprachen.
Gegenstand der Debatte im Ausschuss war auch ein Ressortbericht über
 die Aktivitäten der AMA-Marketing GesmbH im Geschäftsjahr 2016, der
 von den Abgeordneten mehrheitlich zur Kenntnis genommen wurde.
SPÖ drängt auf sofortiges Verbot von Glyphosat
SPÖ-Mandatar Erwin Preiner begründet seine Forderung nach einem
 sofortigen Glyphosat-Verbot (18/A) mit dem Vorsorgeprinzip und
 erinnert an diverse Studien über eine mögliche krebserregende Wirkung
 des Pflanzenschutzmittels. Flankiert wurde die Initiative überdies
 von einem weiteren Antrag (13/A(E)), in dem der Agrarsprecher der SPÖ
 einen nationalen Pestizidreduktionsplan sowie ein Verbot von
 bienengefährlichen und krebserregenden Pflanzenschutzmitteln urgiert.
 Auf europäischer Ebene sollte zudem der Verzicht auf den Einsatz von
 Pestiziden als Bedingung für die Abrufung von umweltbezogenen
 Agrarförderungen normiert werden. Hierbei gehe es auch um den Schutz
 der Artenvielfalt. Die Zahl von Insekten, insbesondere von
 Bestäubern, habe bekanntlich in den letzten Jahren dramatisch
 abgenommen und kritische Ausmaße angenommen. Neue Studien seien nicht
 notwendig, es gehe nun um die Umsetzung. Martha Bißmann (PILZ)
 schloss sich diesen Forderungen an und äußerte Unverständnis über die
 Haltung der FPÖ. Sie habe sich im Herbst bereits klar für ein
 Glyphosat-Verbot ausgesprochen, nun wolle sie weitere Studien
 abwarten.
FPÖ-Abgeordneter Peter Schmiedlechner hielt dem entgegen, dass die
 FPÖ ihre Haltung nicht geändert habe, ein Ausstieg aus Glyphosat
 müsse aber gut vorbereitet werden, da man Gefahr laufe, einen
 Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ländern zu erleiden. Damit
 könnten letztlich mehr Produkte nach Österreich gelangen, die mit dem
 Pflanzenschutzmittel behandelt wurden, was man nicht wolle.
 Ausschussobmann Georg Strasser verwies auf das Beispiel Kärntens, wo
 ein Glyphosat-Verbot von der EU gekippt wurde. Um solche rechtlichen
 Probleme zu vermeiden, müsse der Ausstieg seriös vorbereitet werden.
 Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger unterstrich, ihr
 Ressort arbeite an Maßnahmen zur Pestizidreduktion.
SPÖ mahnt mehr Nachhaltigkeit und Verteilungsgerechtigkeit bei GAP-
 Förderungen ein
Der Verzicht auf Pestizide als Voraussetzung für Agrarförderungen im
 Rahmen des Umweltprogramms ist auch einer der Punkte eines
 Forderungskatalogs (171/A(E)) der Sozialdemokraten, der darauf
 ausgerichtet ist, die kommende Förderperiode der Gemeinsamen
 Agrarpolitik (GAP) im Sinne der Nachhaltigkeit zu gestalten. SPÖ-
 Agrarsprecher Erwin Preiner drängt dabei grundsätzlich auf eine
 stärkere Verschiebung der Budgetmittel von den Direktförderungen hin
 zum Ländlichen Raum und will zudem eine Obergrenze für EU-
 Direktzahlungen an Großbetriebe. Überhaupt sollten nach den
 Vorstellungen der SPÖ flächenbezogene EU-Zahlungen in erster Linie
 kleineren, mittleren und Nebenerwerbsbetrieben zugutekommen. Weiters
 plädierte Preiner für eine stärkere Berücksichtigung der
 Bergbauernbetriebe sowie der sozialen Dienstleistungen und der
 Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum in den
 Förderprogrammen der Union. Auch Martha Bißmann (PILZ) unterstützte
 diese Anliegen. Förderungen müssten gerechter verteilt werden und
 statt Großbetrieben den kleineren Betrieben zugutekommen.
FPÖ-Abgeordneter Maximilian Linder hielt es hingegen für sinnvoll,
 die Vorschläge der EU zum mehrjährigen Finanzrahmen abzuwarten.
 Preiner hielt dem entgegen, dass Handlungsbedarf bestehe, da die EU
 die Verhandlungen zur GAP bereit im Mai 2019 abschließen wolle. Georg
 Strasser (ÖVP) sagte, dass Österreich selbstverständlich intensiv an
 den Verhandlungen teilnehme.
NEOS für stärkere Vernetzung von Landwirtschaft und Tourismus
Die bessere Nutzung von Synergien zwischen Landwirtschaft und
 Tourismus bleibt auch in der neuen Legislaturperiode eines der
 zentralen Anliegen der NEOS in der Agrarpolitik. In diesem Sinn
 sollte das Projekt "Netzwerk Kulinarik" noch deutlicher mit dem
 Aspekt der touristischen Vermarktung versehen werden, schlägt Karin
 Doppelbauer in ihrer Initiative (136/A(E)) vor. Insgesamt geht es den
 NEOS vor allem darum, Österreich als Marke zu stärken, die
 nachhaltige Erholung mit regionaler Wertschöpfung und kulinarischer
 Vielfalt verbindet.
Der Antrag stieß auf Sympathie bei den anderen Fraktionen. SPÖ-
 Abgeordneter Maximilian Unterrainer meinte, man solle rasch einen
 neuen Antrag zur Ausarbeitung eines solchen Projekts formulieren und
 dabei auch den Touristikausschuss einbeziehen. Zur Beschleunigung des
 Vorgangs wäre der vorliegende Antrag abzulehnen. Franz Eßl (ÖVP) und
 Gerald Hauser (FPÖ) hielten hingegen eine Vertagung für sinnvoll.
 Diese geschehe aber mit dem ausdrücklichen Ziel, eine gemeinsame
 Neuformulierung zu suchen.
Internationaler Agrarhandel, Holzmobilisierung: Auch weitere Anträge
 der NEOS vertagt
Eine Lanze brechen die NEOS auch für den internationalen Agrarhandel.
 Unter Hinweis auf die wachsende Bedeutung der Agrarexporte für
 Österreichs Wirtschaft fordert Karin Doppelbauer Bundesministerin
 Köstinger auf, die Wichtigkeit des weltweiten Agrarhandels für die
 heimische Landwirtschaft und für die Ernährungssicherheit besser zu
 kommunizieren (137/A(E)).
Kein Verständnis für diesen Zugang hatten SPÖ und FPÖ. Abgeordneter
 Gerald Hauser (FPÖ) sagte, in erster Linie gelte es, die Qualität
 österreichischer Lebensmittel hervorzuheben und die Rolle Österreichs
 als "Feinkostladen Europas" zu stärken. Statt auf Importe zu setzen,
 müsse man die Proteinlücke bei Futtermitteln in Europa schließen,
 meinte SPÖ-Agrarsprecher Preiner und wollte in diesem Zusammenhang
 wissen, ob die Donau-Soja-Strategie weiterverfolgt werde.
 Landwirtschaftsministerin Köstinger teilte ihm mit, dass die
 Europäische Kommission einen Bericht über einen EU-Protein-Plan
 vorbereite. Im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft sei
 im Herbst eine Konferenz dazu geplant, deren Ergebnisse in den
 Bericht einfließen sollen.
In Österreich sollte mehr Holz auf den Markt kommen, lautet im Kern
 die Forderung eines weiteren Entschließungsantrags (138/A(E)) der
 NEOS. Landwirtschaftssprecherin Karin Doppelbauer erinnert an den
 sinkenden Einschlag von Kleinwaldbesitzern und urgiert ein
 Maßnahmenpaket, das die nachhaltige Nutzung des einheimischen Forstes
 durch ausreichende Holzmobilisierung sichert. Besonderes Augenmerk
 sollte dabei auf Kleinwälder gelegt werden. Hierzu verwies ÖVP-
 Abgeordneter Ernst Gödl auf die Waldstrategie 2020. Sie werde
 demnächst präsentiert und sich mit diesem Aspekt besonders befassen.
AMA-Marketing setzt auf die hohe Qualität der heimischen Lebensmittel
Die AMA-Marketing GesmbH unterstreicht in ihrem aktuellen
 Tätigkeitsbericht (III-62 d.B.) einmal mehr die Bedeutung der hohen
 Qualität der österreichischen Agrarprodukte und die damit verbundene
 Gütesiegelstrategie.
AMA-Geschäftsführer Michael Blass, der als Auskunftsperson in den
 Ausschuss eingeladen worden war, wies darauf hin, dass 2016 von einem
 schwierigen Marktumfeld gekennzeichnet war. Das betraf vor allem die
 Entwicklung der Preise für Milch und Schweinefleisch. In diesem
 Zusammenhang habe die AMA auch Rücklagen aufgelöst, da sie als
 gemeinnützige Gesellschaft angehalten sei, Gewinne wieder für ihre
 Tätigkeit einzusetzen, erläuterte Blass. Was die Ausarbeitung von
 Compliance Richtlinien betreffe, so sei man auf gutem Weg, erfuhren
 die Abgeordneten. Ziel sei ein gemeinsames Regelwerk für alle Teile
 der AMA. Zur Werbung über Soziale Medien merkte Blass an, dass diese
 zunehmende Bedeutung habe. Bei den Printmedien gehe man hingegen von
 der klassischen Schaltung von Inseraten ab. Vielmehr erarbeite man
 gemeinsam mit den Redaktionen großer Medien Informationskampagnen,
 die auch als solche ausgewiesen werden. Diese zeitgemäße Form der
 Information von KonsumentInnen werde auch gut angenommen. Bei
 Bioprodukten habe man gute Marktanteile, schwierig sei es jedoch im
 Bereich von Bio-Fleisch, hier sei die Bereitschaft, mehr zu bezahlen,
 nicht im selben Maße gegeben.
Die AMA war auch mit der Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofs
 befasst. Diese erfolgt unter Aufsicht der internen Revision sowie
 eines international angesehenen Wirtschaftsprüfers, um Objektivität
 in der Einschätzung der Umsetzung zu gewährleisten. Laut diesen sind
 von insgesamt 52 Empfehlungen 30 bereits vollständig umgesetzt. Was
 die offenen Empfehlungen betreffe, so ist Blass der Ansicht, dass es
 teilweise Unklarheiten gibt, was als angemessene Umsetzung gelten
 kann. Man werde selbstverständlich versuchen, mit dem Rechnungshof
 hier zu einer Übereinstimmung zu gelangen.
Blass unterstrich, dass er dafür Sorge getragen habe, dass alle AMA-
 MitarbeiterInnen fest angestellt werden. Freie Dienstverträge, die zu
 Kritik Anlass gegeben hatten, gebe es nun nicht mehr. Werkverträge
 würde dort eingesetzt, wo es sinnvoll sei. Blass unterstrich auch,
 dass der Frauenanteil der AMA bei 70 Prozent liege, was sich aber
 noch nicht in den Spitzenpositionen widerspiegele. Das Unternehmen
 würde aber zweifellos von einem höheren Frauenanteil in
 Führungspositionen profitieren, es sei ihm daher ein Anliegen, diese
 Entwicklung zu fördern.
Abgeordneter Erwin Preiner (SPÖ) sagte, es sei in früheren Jahren
 Usus gewesen, den Bericht der AMA auch im Plenum zu diskutieren. Sein
 Antrag, den Bericht im Ausschuss nicht endzuerledigen, fand aber nur
 die Zustimmung der Oppositionsparteien. Der Bericht wurde
 anschließend mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ zur Kenntnis genommen.
 (Schluss Landwirtschaftsausschuss) sox
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