• 14.03.2018, 09:04:30
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Sammelband thematisiert Migrations- und Flüchtlingsbewegungen innerhalb von drei Jahrhunderten

Sobotka: Es ist wichtig, die Geschichte intensiver zu beleuchten und mit Mythen aufzuräumen

Utl.: Sobotka: Es ist wichtig, die Geschichte intensiver zu
beleuchten und mit Mythen aufzuräumen =

Wien (PK) - In den vergangenen drei Jahrhunderten war Österreich,
bzw. die Habsburgermonarchie immer wieder mit großen Migrations- und
Flüchtlingsbewegungen konfrontiert. Dieser Umstand und die
historischen Veränderungen stehen im Mittelpunkt des heute
präsentierten Sammelbandes.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka wies auf die Notwendigkeit und
auch die Dringlichkeit hin, diese in allen Jahrhunderten
stattfindenden Flüchtlingsbewegungen zu erforschen. Es sei wichtig,
diese abseits von der aktuellen Situation zu durchleuchten, die
Probleme zu erkennen und auch die Leistungen der ÖsterreicherInnen zu
zeigen. Flucht gehöre zur Menschheitsgeschichte seit jeher dazu und
er danke der Wissenschaft für die Mühen, diese 300 Jahre
aufzuarbeiten.

Es sei die Aufgabe unserer Generation - unabhängig von aktuellen
Geschehnissen - einen historischen Blick darauf zu werfen, wie in
Österreich mit diesen Situationen umgegangen wurde. Der Ansatz des
Buches gäbe die Möglichkeit, die Geschichte intensiver zu beleuchten
und dadurch mit Mythen aufzuräumen. Der Blick in die Vergangenheit
schärfe den Blick für die Gegenwart und die Zukunft.

Der Sammelband "Aufnahmeland Österreich. Über den Umgang mit
Massenflucht seit dem 18. Jahrhundert" wurde heute auf Einladung von
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und dem Institut für Neuzeit-
und Zeitgeschichtsforschung der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften (ÖAW) sowie dem Zentrum für Migrationsforschung im
Palais Epstein präsentiert. Das Buch ist im Mandelbaum Verlag
erschienen.

Ther: Wieviel politisches Kalkül steckt dahinter?

Historiker und Professor für Geschichte Ostmitteleuropas und Vorstand
des Instituts für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien,
Philipp Ther, nannte den Sammelband ein "timely book" - also ein Buch
genau zum richtigen Zeitpunkt. Ihn beeindrucke besonders der
umfangreiche Themenmix und die Vielfältigkeit der Blickwinkel der
AutorInnen.

Die thematische Aufarbeitung der laufenden Flüchtlingsströme quer
durch die Jahrhunderte und der dadurch oft implizierte
Kontrollverlust sowie das wechselseitige Verhältnis von Staat und
Gesellschaft bei der Aufnahme und wie diese einander bedingen, waren
für Ther bemerkenswert. Bei der historischen Aufbereitung des Themas
Hilfsbereitschaft und das oftmals spätere Kippen in eine Ablehnung
müsse man immer mit einer Frage im Hinterkopf betrachten: Kippe die
Situation oder werde sie gekippt und wieviel politisches Kalkül
steckt dahinter?

Kuzmany: Gelassenheit in öffentliche Diskussion bringen

Die beiden AutorInnen Historiker Börries Kuzmany vom Institut für
Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der ÖAW und Historikerin Rita
Garstenauer (Geschäftsführerin des Zentrums für Migrationsforschung
in St. Pölten) wiesen in ihrer Präsentation hin, dass der Sammelband
das Ergebnis einer Tagung der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, des Zentrums für Migrationsforschung und des
Instituts für die Wissenschaft vom Menschen sei. Im Wissen, dass
Flüchtlingskrisen in unserem Land nichts Neues sind, hätte man
Fachleute versammelt, die sich mit Fluchtereignissen in historischer
Perspektive auseinandersetzen. Mit dieser Einladung zum historischen
Nachdenken über ein Problem der Gegenwart hoffe man, mehr
Facettenreichtum, Tiefe und Gelassenheit in die öffentliche
Diskussion einzubringen.

Garstenauer: Auf Brüche des gesellschaftlichen Handelns hinweisen

Das Buch richte sich sowohl an eine wissenschaftliche als auch eine
breitere Öffentlichkeit. Auch wenn die Flüchtlingsströme immer
unterschiedlich seien, gäbe es doch Themen, die sich durch die
Geschichte ziehen. Der Sammelband sei nicht normativ, sondern zeige
auf, wie in den Jahrhunderten mit der Thematik umgegangen wurde. Das
acht Kapitel fassende Werk umspannt einen thematischen Bogen von den
christlichen Flüchtlingen aus dem Osmanischen Reich im 18.
Jahrhundert, über jüdische Flüchtlinge aus dem Zarenreich im 19.
Jahrhundert bis hin zu den Flüchtlingsbewegungen während und nach den
beiden Weltkriegen und schließt mit den Flüchtlingen aus Bosnien vor
25 Jahren ab.

Das Ziel dieses Sammelbandes ist es, auf Kontinuitäten und Brüche
staatlichen und gesellschaftlichen Handelns hinzuweisen und somit die
Perspektiven auf heutige Herausforderungen zu erweitern. Die hier
versammelten Beiträge zeigen die geografische und zeitliche Breite
historischer Fluchtbewegungen nach Österreich auf.

Historikerin Hildegard Schmoller vom Institut für Neuzeit- und
Zeitgeschichtsforschung der ÖAW moderierte die anschließende
Diskussion, bei der Themen wie Vertreibung der Sudetendeutschen
ebenso angesprochen wurden als auch die früheren Benachteiligungen
der Protestanten. (Schluss) mar

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website
des Parlaments unter www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/ARCHIV.

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