- 13.03.2018, 16:09:00
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Faßmann: Deutschförderklassen als temporäre Maßnahme
Aktuelle Aussprache mit Bildungsminister Faßmann im Unterrichtsausschuss
Utl.: Aktuelle Aussprache mit Bildungsminister Faßmann im
Unterrichtsausschuss =
Wien (PK) - Im Zentrum der aktuellen Aussprache mit Bildungsminister
Heinz Faßmann stand im heutigen Unterrichtsausschuss das Thema
Integration. Konkret ging es um das Budget und die Lehrerressourcen
für Integrationsmaßnahmen. Einem Medienbericht zufolge sind für das
Jahr 2019 nur noch die Hälfte der bisherigen FörderlehrerInnen
budgetiert, was zu Kritik der Opposition führt. Außerdem thematisiert
wurden Schulpflichtverletzungen und die digitale Grundbildung.
Deutschförderklassen und die Entwicklung des Integrationsbudgets
Für Kinder mit Sprachdefiziten sind künftig eigene Deutschklassen
geplant. Statt bisher elf Stunden müssen diese SchülerInnen ab
nächstem Schuljahr 15 Stunden an Volksschulen (20 Stunden an Neuen
Mittelschulen) in eigenen Förderklassen verbringen. Die
Deutschförderklassen sollen, der ÖVP zufolge, in den Schulverband
integriert werden. Laut Medienbericht, der von den Abgeordneten
zitiert wurde, wird der mit 80 Mio. € dotierte Integrationstopf nach
seinem Auslaufen (Ende 2018) nicht verlängert. Für die neuen
Deutschförderklassen sind dem Medienbericht zufolge rund 40 Mio. €
budgetiert. Statt mit aktuell 850 soll künftig mit 440
FörderlehrerInnen ausgekommen werden.
Für die ehemalige Unterrichtsministerin Sonja Hammerschmid (S) ist
dieses Vorgehen nicht nachvollziehbar. Einerseits sollten
SchülerInnen mit Deutsch als Zweitsprache nicht von den anderen
SchülerInnen separiert werden. Andererseits hinterfragte sie die
konkrete Ausgestaltung der geplanten Maßnahmen. Im Gegensatz dazu ist
diese Trennung aus Sicht der ÖVP erforderlich, da in manchen urbanen
Räumen nur noch fünf Prozent der Klasse dem Unterricht folgen
könnten. Diese wenigen SchülerInnen gleichen nicht die Sprachdefizite
der anderen aus, sagte Nico Marchetti (ÖVP). Geht es nach Matthias
Strolz muss die Integration bereits im Kindergarten ansetzen.
Bildungsminister Faßmann will den Kindergarten wegentwickeln von
einer "Kinderaufbewahrung", wie er sagte, hin zu einer vorschulischen
Bildungseinrichtung. Seitens der SPÖ setzte sich Christian Kovacevic
für die Elementarpädagogik ein.
Der Integrationstopf war von Beginn an so konzipiert, dass er
ausläuft, unterstrich Faßmann. Die Deutschförderklassen sind eine
Weiterentwicklung der Sprachstartklassen und sollen nicht großflächig
zur Anwendung kommen. Wieviele SchülerInnen betroffen sind, konnte
Faßmann noch nicht sagen, die Notwendigkeit muss erst erhoben werden.
Faßmann hält diese temporäre Maßnahme jedenfalls für förderlich.
Gegenüber Matthias Strolz versicherte er, dass er sich gegenüber dem
Finanzminister für ein entsprechendes Bildungsbudget einsetze.
Faßmann: Grundsätzlich funktionierendes Schulsystem weiterentwickeln
Österreich habe grundsätzlich ein funktionierendes Schulsystem,
betonte Faßmann - wenn auch "nicht zu Spottpreisen". Dafür gebe es
strukturelle Gründe, beispielsweise den hohen Altersdurchschnitt der
LehrerInnen und die damit verbundenen Personalkosten sowie
Kleinschulen mit hohen Overheadkosten. Faßmann will nun das
Schulsystem weiterentwickeln und denkt dabei an eine Reform der Neuen
Mittelschule. So will er von der - vielfach als kompliziert
empfundenen - siebenteiligen Notenskala abgehen und zu fünf Noten
zurückkehren. Dazu signalisierten die NEOS ihre Zustimmung, da die 7-
teilige Notenskala auch aus ihrer Sicht oft als verwirrend angesehen
werde.
Ansetzen will Faßmann auch beim Teamteaching, da dieses nicht die
gewünschten Erfolge erzielt habe. Elisabeth Feichtinger (SPÖ) setzte
sich hingegen für Teamteaching ein. In Richtung Rudolf Taschner (ÖVP)
bestätigte Faßmann, Bildungsdirektionen seien ein hybrides System,
das realisierbar ist.
Im Zuge der Debatte machte sich Wendelin Mölzer (FPÖ) für die Region
Hermagor stark und thematisierte die Einführung einer AHS-Unterstufe
in Hermagor. Für Faßmann würde die Erfüllung dieses Anliegens der
Eltern aber zu einer Unterauslastung der Neuen Mittelschule führen,
was nicht zielführend sei. Gegenüber Efgani Dönmez (ÖVP) begrüßte
Faßmann grundsätzlich einen Ethikunterricht an den Schulen. Die
Einführung eines eigenen Fachs wäre kostenintensiv, ein gemeinsamer
Religion- und Ethikunterricht werde diskutiert.
Der letzte Jahrgang habe das Militärgymnasium in Wiener Neustadt
abgeschlossen, informierte der Bildungsminister Robert Lugar (FPÖ).
Das Gymnasium soll mit einem anderen Schultyp mit Schwerpunkt
Sicherheitssektor fortgeführt werden.
Digitale Grundbildung ab September 2018
Die digitale Grundbildung, die ab September 2018 startet, war den
NEOS und der Liste Pilz ein großes Anliegen. Von der jeweiligen
Schule kann entschieden werden, ob dafür ein eigenes Unterrichtsfach
geschaffen wird oder ob die digitalen Inhalte in andere Fächer
integriert werden. Stephanie Cox (Liste Pilz) trat an den
Unterrichtsminister heran, um für die notwendige Infrastruktur zu
sorgen. In das gleiche Horn stieß auch Walter Bacher (SPÖ), der auf
die Verbindlichkeit dieses Unterrichtsfachs hinwies. Dies liege in
der Verantwortung der Länder, unterstrich Faßmann.
Faßmann zum Schulschwänzen: Strafhöhe ändert sich nicht
Bleiben nach dem Schulschwänzen die Gespräche über die
Schulpflichtverletzungen ohne Folgen, drohen Verwaltungsstrafen. Ein
neuer Gesetzesentwurf dazu befindet sich derzeit in Begutachtung.
Entgegen Berichten der Medien bleiben die Verwaltungsstrafen gleich,
hob Faßmann hervor. Was sich ändert ist, dass das 5-stufige Verfahren
stärker bei der jeweiligen Schule angesiedelt ist. Robert Lugar
betonte, dass Regeln einzuhalten sind. Aus seiner Sicht können
Strafen Verhaltensänderungen bewirken.
Erasmus als europäisches Erfolgsprojekt
Im Vorfeld der EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte
2018 sprach Faßmann auch über die hohen Erwartungen an Österreich.
Die Verhandlungen über Erasmus sollen in dieser Zeit vorangetrieben
werden, deren Abschluss werde aber nicht in die Zeit der
österreichischen Präsidentschaft fallen, erklärte Faßmann. Wichtig
war den Abgeordneten, Erasmus bei Lehrlingen und Ausbildungsstätten
bekannter zu machen. Melanie Erasim (SPÖ) will die finanziellen
Barrieren reduzieren. Stephanie Cox (Liste Pilz) trat für
Verwaltungsvereinfachungen ein. Die Beteiligung der österreichischen
StudentInnen an Erasmus ist gut, informierte Faßmann. Die zur
Verfügung stehenden Mittel werden zur Gänze ausgeschöpft.
Über Europäische Universitäten als neue Vision, deren Konzept erst
erarbeitet werden müsse, berichtete Faßmann weiters. Bestehende
Zusammenarbeitsformen werden nun analysiert, es sei jedoch auch die
Gründung einer neuen Rechtsform möglich. (Fortsetzung
Unterrichtsausschuss) gro
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