- 12.03.2018, 10:27:52
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Österreicher schlucken zu viel Antibiotika - zum Schaden von Mensch und Umwelt
Fehlende Arzt-Patienten-Zeit ist für Medikationsfehler mitverantwortlich
„Österreich ist offenbar Anwärter auf den Weltmeistertitel. Zumindest was den Verbrauch von Antibiotika angeht“, so Dr. Gabriele Von Gimborn, MPH, Allgemeinmedizinerin und Landtagsabgeordnete. „Dabei ist das alles andere als gesund: Falsche Verschreibung und/oder falsche Einnahme von Antibiotika fördert die Bildung von resistenten Keimen und das sorgt für unnötige Todesfälle.“ Experten schätzen, dass es bis 2050 jährlich fast 400.000 Todesfälle in Europa durch resistente Bakterien geben könnte.
„Das ist ein Zigfaches der Toten durch Verkehrsunfälle. Und noch dazu völlig unnötig. Wir sollten daher diesem Problem auf den Grund gehen“, ist Dr. Von Gimborn überzeugt. „Liegt es an der Unfähigkeit der Ärzteschaft? Oder liegt es am System an sich?“ Ein Blick auf andere Länder zeigt, dass das alles offenbar nicht so sein müsste. „Dänemark und die Niederlande werden in dieser Angelegenheit als „Musterschüler“ zitiert. Betreiben die Ärzte dort etwa andere Medizin als wir Österreicher oder sind sie besser ausgebildet? Das glaube ich nicht. Daher muss es ein „Systemproblem“ geben.“
Verschreibung ist oft schneller und einfacher als Aufklärung
Wo unterscheiden sich sowohl Dänemark als auch die Niederlande von Österreich? „Eine jüngst veröffentliche Metaanalyse hat ergeben, dass in Österreich pro Patientenkontakt lediglich fünf Arztminuten zur Verfügung stehen. Damit liegt man auf der Ebene Äthiopien oder Kambodscha. Selbst in Nigeria oder im Irak ist die Lage diesbezüglich besser“, meint Dr. Von Gimborn. Die meisten Staaten in Europa reihen sich mit zehn Minuten oder mehr pro Kontakt bei der doppelten zur Verfügung stehenden Zeit für den Patienten ein. „Eben auch Dänemark und die Niederlande, oder andere Industrienationen wie Japan und Neuseeland.“ Für sie steht diese Zeit auch ganz klar im direkten Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen.
„Denn die fehlende Zeit sorgt unter anderem für mangelhafte Aufklärung des Patienten, dadurch kommt es leichter zu Fehlern bei der Medikamenteneinnahme. Und ich kann mir auch vorstellen, dass das ein oder andere Präparat auf Druck des Patienten verschrieben wird, obwohl keine Indikation besteht. Weil aber die Verschreibung eben der einfachere und schnellere Weg ist.“ Dr. Von Gimborn plädiert daher für die dringende Optimierung des Leistungs- und Honorarkatalogs im niedergelassenen Bereich, beispielsweise durch ein Hausarztmodell. „Wer wirklich im System optimieren möchte, der muss weg von der Fünf-Minuten-Medizin.“
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