Nationalratspräsident Sobotka und Psychotherapeutin Bauer-Jelinek setzen vor allem auf Prävention
Utl.: Nationalratspräsident Sobotka und Psychotherapeutin
Bauer-Jelinek setzen vor allem auf Prävention =
Wien (PK) - Die neue Clearingstelle im Parlament für Fälle sexueller
Belästigung und Machtmissbrauch hat ihre Arbeit aufgenommen.
Abgeordnete, BundesrätInnen, Klubbedienstete und Parlamentarische
MitarbeiterInnen, die mit sexuellem oder anderem unerwünschten
Fehlverhalten konfrontiert sind, können sich ab Montag, dem 5. März,
an die Psychotherapeutin und renommierte Machtanalytikerin Christine
Bauer-Jelinek wenden. Neben allgemeinen Informationen wird auch
persönliche Beratung angeboten. Gleichzeitig steht die Clearingstelle
auch Personen offen, die sich selbst falsch verhalten haben, ein
Fehlverhalten vermuten oder denen ein solches vorgeworfen wird.
Oberstes Gebot ist stets Vertraulichkeit.
Sowohl Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka als auch Bauer-Jelinek
hoben bei der Vorstellung der neuen Clearingstelle den Präventions-
und Beratungscharakter der Einrichtung hervor. "Wir wollen nicht erst
am Ende der Kette eingreifen, wenn schon etwas passiert ist", sagte
Sobotka. Vielmehr gehe es um Unterstützung und Beratung, bevor es zu
strafrechtlich relevanten Vorfällen kommt. Ziel sei es, ein Klima zu
schaffen, das von respektvollem Umgang miteinander geprägt ist.
Gerade am Arbeitsplatz komme es immer wieder zu Situationen, die für
Betroffene irritierend und belastend sind, nunmehr stehe ein
niederschwelliges und vertrauliches Angebot zur Verfügung.
Erfreut äußerte sich Sobotka darüber, dass Bauer-Jelinek nicht nur
für die Konzeption der neuen Clearingstelle gewonnen werden konnte.
Sie wird während einer sechsmonatigen Pilotphase auch erste
Ansprechperson sein. Anhand der Erfahrungen ist dann ab September ein
Vollbetrieb vorgesehen. Sie könne nicht abschätzen, wie viele
Personen sich an die Stelle wenden werden, erklärte Bauer-Jelinek, es
handle sich aber in jedem Fall um ein Pionierprojekt, weil es den
Fokus auf Prävention - im Besonderen auch für Männer - richte.
Gerade im Bereich der Prävention sei "besonders viel zu holen", hob
die Psychotherapeutin hervor. Nicht zuletzt aufgrund der #MeToo-
Debatte sei das Bewusstsein in der Gesellschaft für sexuelle
Belästigung und Machtmissbrauch gestiegen, unterstrich sie. Wobei ihr
die Aufteilung in Frauen als Opfer und Männer als Täter in dieser
Rigorosität zu kurz greift. Aus ihrer Beratungstätigkeit wisse sie,
dass viele Männer verunsichert sind und vermehrt Rat suchen, wie sie
sich in bestimmten Situationen verhalten sollen bzw. wie sie sich für
mögliches Fehlverhalten entschuldigen können. Hier wolle auch die
Clearingstelle ansetzen. Bauer-Jelinek wies zudem darauf hin, dass es
auch ein breites Spektrum von nichtsexualisiertem Fehlverhalten gibt,
und nannte dabei etwa respektloses Verhalten, öffentliches
Bloßstellen und Demütigungen.
Kein Ersatz ist die Clearingstelle laut Sobotka für notwendiges
engagiertes Handeln in jenen Fällen, wo offensichtlich
Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung stattfindet. Es werde weiter
Mut brauchen, bei entsprechenden Wahrnehmungen einzuschreiten. Die
Clearingstelle ist nicht direkt beim Parlament angesiedelt, auch das
soll die Vertraulichkeit sicherstellen. (Schluss) gs
HINWEIS: Fotos vom Pressegespräch finden Sie auf der Website des
Parlaments unter www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/ARCHIV.
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