- 26.02.2018, 15:30:04
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Offener Brief an Rektorin Blimlinger zur Ernennung der Universitätsräte
von Hannes Hundegger, Mitglied des Universitätsrats der Montanuniversität Leoben
Offener Brief an die Vorsitzende der Österreichischen Rektorenkonferenz zur Ernennung der Universitätsräte
Sehr geehrte Frau Magistra Blimlinger,
ich bin mit 26. Februar 2018 als Universitätsrat der Montanuniversität Leoben für die Periode 2018 bis 2023 nominiert.
Als Präsidentin der Universitätenkonferenz äußern Sie sich am 21. Feb. gemäß der Tageszeitung ,Die Presse' und dem ORF sinngemäß dahingehend, dass die nominierten Räte nicht die Personen umfasst, die wir(!) eigentlich für die Universitäten gerne hätten, nur wenige Personen entsprechen dem Anforderungsprofil, vor allen von Seiten der FPÖ sei es primär um parteipolitische Versorgung gegangen. Konkrete Namen wollen Sie nicht nennen.
Sie werden zitiert mit der Aussage ,Es wäre schon sinnvoll, Personen zu haben, die ein Herz und auch Hirn für die Universitäten haben, denn nur so können tatsächlich die Ziele der Universitäten erreicht werden. Das sehe ich bei vielen nicht' und ,Es müsste klarer sein, dass es wirklich eine Kompetenz in den Bereichen Universitäten und Finanzierung braucht '.
Ich bin Absolvent der Montanuniversität Leoben und der Universität St. Gallen, Schweiz. Ich bin seit bald 25 Jahren in Industrie und Wirtschaft in verantwortungsvollen Aufgaben und Führungspositionen tätig. Ich bin selbständiger Unternehmer, ich sehe dabei als Ziel nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch die sozialer Verantwortung für meine Mitarbeiter und deren Familien.
Die Montanuniversität schätzt mich in einer Presseaussendung als ,erfolgreichen Unternehmer und Absolventen 'ein und zitiert weiter ,die neu ernannten Uni-Räte(...) wissen, wie die Montanuniversität funktioniert' und ,die Uni geht davon aus, dass sie Ihrer Alma Mater sehr verbunden sind'.
Ich war nie parteipolitisch tätig und werde mich auch nie politisch vereinnahmen lassen. Ich bin in meiner Meinungsbildung und Entscheidung ausschließlich mir selbst verpflichtet.
Zeit meines Lebens war es mir immer wichtig, Menschen nicht aufgrund von Bildung, Herkunft, Nationalität, Religion aber auch nicht aufgrund einer politischen Zuordnung oder Vereinszugehörigkeit pauschal einzuordnen, geschweige denn zu diffamieren oder zu punzieren. Jeder Mensch ist ein Individuum mit einer eigenen selbstständigen Meinung, seine Würde ist unantastbar.
Nachdem Sie keine Namen nennen wollten, komme ich nicht umhin, Ihre Aussagen als grobe Verallgemeinerung und Pauschalverurteilung zu verstehen. Dies erzeugt bei mir nicht nur Unverständnis, ich weise solche Verurteilungen und Nachreden auch entschieden zurück.
Gerade auch vor dem Hintergrund der historischen Verantwortung Österreichs ist es für Mitglieder der universitären Gremien von hoher Bedeutung, Ausgrenzungen, Diffamierungen und pauschale Gruppenverurteilungen nicht nur bei anderen zu erkennen, sondern auch selbst tunlichst und penibel zu vermeiden.
Ich möchte Sie daher höflich auffordern, in Ihren Aussagen - die ich im Sinne einer freien Meinungsäußerung jedenfalls akzeptiere - diejenigen, die sie damit meinen, auch namentlich zu nennen. Nur eine offene und ehrliche Adressierung ermöglicht eine problem- und im Weiteren lösungsorientierte Auseinandersetzung. Unspezifische Pauschalaussagen sind kein akademischer Diskurs, eine konstruktive Zusammenarbeit in Sinne der Universitäten verdient mehr als das mitunter niedrige Niveau tagespolitscher Auseinandersetzung.
Wenn Sie meine Ausführungen - selbst nur in Teilen - nachvollziehen wollen, sehe ich einer Entschuldigung entgegen.
Zwei Anmerkungen noch. Es ist auch Ausdruck eines respektvollen Umgangs jenen, die Sie für die Funktion eines Universitätsrats für (noch) nicht ausreichend qualifiziert halten, die Chance zu geben, sich in ihrer Aufgabe zu beweisen. Eine Chance die andere auch und selbstverständlich bekommen und vielfach auch genutzt haben.
Und zum zweiten, nicht alles, was Sie in der bevorstehenden Ratsperiode zur universitären Entwicklungs- und Bildungspolitik hören werden wird in Kongruenz zur politischen Beurteilungsperspektive der letzten Dekaden stehen, zeugt aber nicht per se von Ahnungslosigkeit oder Nicht-Kompetenz. Die Entwicklung einer Gesellschaft wird durch einen offenen Meinungsdiskurs und der Fähigkeit andere Sichtweisen zu verstehen und - zumindest in Teilaspekten - auch annehmen zu können in ihre Qualität wesentlich positiv bestimmt.
Ich freue mich auf eine erfolgreiche und gedeihliche Arbeit im Sinne der österreichischen Universitäten, insbesondere an der Montanuniversität Leoben.
Hannes Hundegger
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