Was tun mit alten Handys, Akkus & Co? Wir wissen, wie’s geht.
Ein Pilotprojekt der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH und der MA 48 im Bildungszentrum Kenyongasse macht aus SchülerInnen verantwortungsvolle Umweltschutzprofis
Wien (OTS) - Mit einer professionell abgehaltenen Schüler/innen-Pressekonferenz informierten die jungen Abfallsammel-Experten und -Expertinnen am 23. 2. 2018 die erwachsene Öffentlichkeit über die Ergebnisse ihrer Schulprojektwoche zum Thema: „Lässig Sammeln statt uncool Wegwerfen“, in der sich alles rund ums richtige Sammeln, Zerlegen und Wiederverwerten von Elektroaltgeräten und Altbatterien/Akkus drehte.
Mehr als 5700 Elektroaltgeräte wurden im Rahmen der Projektwoche gesammelt.
„Megasteil, echt krass, urcool!“ Ausrufe wie diese waren in der Woche vom 19. bis 23. Februar 2018 im Unterricht der rund 1900 Schüler/innen im Bildungszentrum Kenyongasse überdurchschnittlich oft zu hören - und das, obwohl sich die Kinder und Jugendlichen fast ausschließlich mit „Müll“ beschäftigten. „Müll stimmt nicht, denn in ausgedienten Elektrogeräten wie z.B. alten Smartphones oder Laptops stecken jede Menge Rohstoffe, die wertvoll sind und die verwertet oder wiederverwendet werden können“, erklärte Amelie (17), eine der fünf mutigen Schul-Pressesprecher/innen, die bei der Pressekonferenz am Podium saßen und den JournalistInnen Rede und Antwort standen.
Learning by Doing
„Gleich am ersten Projekttag haben wir in einem spannenden Workshop gelernt, dass ein Handy neben Kupfer sogar Gold enthält“, schilderte der IT-affine AHS-Schüler Sebastian (17) seine Eindrücke von einem der zahlreichen Workshops, die auf Initiative der EAK von Abfallberater/innen der MA48 durchgeführt wurden. Eine wichtige Rolle spielte dabei der Elektroaltgeräte- und Altbatterien-Schulkoffer, den die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle 2014 gemeinsam mit Österreichs Abfallberater/innen entwickelt hat. Der Schulkoffer enthält neben altersgerechten, anschaulichen Lehrmaterialien auch Proben von geshredderten Metallen. Darunter auch Gold. „Wow, echtes Gold. Unser Erstaunen war groß, vor allem als der Abfallexperte der MA 48 erklärte, dass eine Tonne alter Mobiltelefone bis zu 50 Mal mehr Gold als eine Tonne Golderz enthält“, schilderten die Schüler/innen ein weiteres Aha-Erlebnis der Woche. Eine Waschmaschine besteht u.a. zu rund 60 Prozent aus Eisen, 11 Prozent aus Kunststoff, 5 Prozent Glas und 3 Prozent Nichteisenmetallen wie Kupfer oder Aluminium. Ein E-Herd beinhaltet sogar 83 Prozent Eisen. Allesamt wertvolle Metalle, die recycelt werden können.
„Umso wichtiger ist es, dass Elektroaltgeräte bei den über 2.100 kommunalen Sammelstellen des Landes zur fach- und umweltgerechten Entsorgung abgegeben werden“, bestärkte Mag. Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) die Ausführungen der Jugendlichen.
„In Wien werden jährlich mehr als 11.000 Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt“, ergänzte die Sprecherin der MA48, DI Ulrike Volk die Ausführungen der Schüler/innen. Von diesen 11.000 Tonnen gesammelten Elektrogeräten landen ca. 1.500 Tonnen pro Jahr im Demontage- und Recycling-Zentrum (D.R.Z.) in Wien 14, dem die SchülerInnen im Rahmen des Projektes einen Besuch abstatten durften. „Im D.R.Z. haben wir beobachtet, wie kleinere Elektrogeräte, aber auch Kühlschränke und Waschmaschinen zerlegt werden. Dabei werden alle enthaltenen Rohstoffe getrennt und sortiert, damit man sie weiterverwerten kann“, berichteten Adrijana (13) und Ben (12) von der spannenden Exkursion. „Die daraus wieder gewonnenen Metalle erzielen eine jährliche Wertschöpfung von mehr als 17 Mio. Euro“, erklärte Giehser (Quelle: Montanuniversität Leoben).
Im D.R.Z. wird aber nicht nur zerlegt, sondern auch repariert und Neues kreiert. So werden jährlich mehr als 20.000 Stück Elektroaltgeräte in den Werkstätten des D.R.Z. bearbeitet. Rund 50 Prozent davon gelangen als geprüfte Re-Use Geräte wieder in den Verkauf - unter anderem am Tandlermarkt der MA48.
Auch zum 48er Tandler stand eine Exkursion am Programm der Projektwoche. „Beim 48er Tandler kannst urviel kaufen – urgünstig und fast wie neu“. Der 12-jährige Ben war begeistert von den neuen, alten Elektrogeräten, die dort sogar mit einer 12-monatigen Gewährleistung weiterverkauft werden.
Schulsammlung mit Rekordergebnis
Ein weiteres Highlight der Projektwoche bildete der speziell für die Schule von der EAK und der MA48 organisierte Sammeltag. Schüler/innen, aber auch PädagogInnen und Eltern brachten an diesem Tag ihre alten Elektro-Kleingeräte, Bildschirmgeräte und alte Batterien/Akkus mit, die dann von einem Sammel-LKW der MA48 im Autohof der Schule abgeholt wurden. Die Klasse, die die meisten Elektroaltgeräte sammelte, wurde von der EAK mit 500 Euro Siegerprämie für die Klassenkasse belohnt.
„Echt krass, was wir da alles gesammelt und abgeben haben. Die Palette reicht von Handys und Laptops, bis zum Haarfön, Stabmixer und Staubsauger“, erzählten die Schüler/innen der Siegerklasse 4A der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP). Stolze 5.700 Stück Elektroaltgeräte sind im Rahmen des Schulprojektes in der Kenyongasse insgesamt gesammelt worden. Damit haben die Schüler/innen einen wichtigen Beitrag geleistet, dass jede Menge Rohstoffe nicht verloren sind, sondern wieder im Produktzyklus weiterverwendet werden können.
„Wir haben gelernt, dass es relativ einfach ist, sich ganz bewusst ressourcenschonend und damit umweltgerecht zu verhalten. Jetzt, wo ich so viel darüber erfahren habe, komme ich sicher nie mehr auf die Idee, eine Batterie oder ein altes Gerät, auch wenn es noch so klein ist – wie z.B. eine elektrische Zahnbürste, einfach in den Mistkübel zu werfen. Ich habe auch meine Eltern davon überzeugt, dass jeder Mensch durch bewusstes Handeln der Umwelt eine Chance gibt, damit auch wir Jüngeren in Zukunft noch ausreichende Rohstoffe zu Verfügung haben“, so der Appell der engagierten Schüler/innen.
„Umweltbildung kann nicht früh genug anfangen, betonte Giehser abschließend. Umso wichtiger ist es, dass sich der hohe Stellenwert des Themas auch in den Schul-Lehrplänen niederschlägt und mehr Unterrichtsstunden für gezielte Umweltbildungs- und Bewusstseinsarbeit reserviert werden. Jeder Schüler, jede Schülerin sollte zumindest einmal in seiner Schulzeit so eine Projektwoche wie diese, oder zumindest einen Elektroaltgeräte-Workshop mit dem Schulkoffer erleben“.
Resümee des Podiums der Schüler/innen-Pressekonferenz: „Wir wünschen uns mehr Schulstunden zum Thema Ressourcenschonung und Recycling.“
Möge die Projektwoche des Bildungszentrums Kenyongasse viele Nachahmer/innen finden.
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