FPÖ lässt Chance zur kritischen Aufarbeitung eigener Geschichte verstreichen
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Geschichte verstreichen =
Wien (OTS/SK) - Für den Bund Sozialdemokratischer
FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver
AntifaschistInnen ist klar: Wieder eine vertane Chance für die FPÖ,
sich kritisch mit ihrer Vergangenheit und Gegenwart auseinander zu
setzen. „Nach dem Landbauer-Germania-Skandal wäre die Möglichkeit da
gewesen, dass sich die FPÖ und ihr burschenschaftliches Um- und
Vorfeld endlich ernsthaft mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen
beginnt. Die Historikerkommission beweist, dass dafür aber kein
blaues Interesse besteht“, betont Schwantner. ****
Seit der Waldheim-Affäre hatten Skandale im Umgang mit Antisemitismus
und nazistischer Vergangenheit immer auch einen – zumeist ungewollten
– aufklärerischen Effekt. Weil es sich aber um das „Dritte Lager“
handelt, das in schlechter deutschnationaler Tradition erstarrt ist,
wird wohl auch diese Chance ungenützt verstreichen. Zudem musste
schon Jörg Haider erfahren, dass die FPÖ mehrheitlich nicht bereit
ist, mit ihrer deutschnationalen – das heißt immer auch:
antisemitischen – Geschichte zu brechen. Da die FPÖ, heute noch mehr
als damals, von Burschenschaften dominiert ist, kann diesen Bruch
auch Heinz-Christian Strache nicht oder nur um den Preis der
Parteispaltung schaffen – sofern er ihn überhaupt ernsthaft wollte.
Über den Grad der Ernsthaftigkeit der angekündigten „Aufarbeitung“
gibt schon die Zusammensetzung und Aufgabenstellung der
FPÖ-„Historikerkommission“ Auskunft: In der „Steuerungsgruppe“ sitzen
fast nur deutsch-völkisch Korporierte, darunter gleich drei „Alte
Herren“ der rechtsextremen Burschenschaften Olympia und Teutonia. Und
auch der Vorsitzende Wilhelm Brauneder, der etwa 2008 vor deutschen
Nazi-Beschönigern referierte, ist kein unbeschriebenes Blatt: Schon
1992 stand er einer solchen Kommission vor. Damals musste ein
Persilschein für Andreas Mölzer ausgestellt werden, nachdem dieser im
Zusammenhang mit Migration von „Umvolkung“ schwadroniert hatte und
angesichts dieser an den Nazismus gemahnende Sprechweise zu Recht in
die Kritik geraten war. Und genau darum geht es auch heute wieder,
wie es in dankenswerter Offenheit von den FPÖ-Granden auch eingeräumt
wird: Die Kritik an der FPÖ und ihrem rechtsextremen Charakter soll
endlich zum Verstummen gebracht werden. "Aber diesen Gefallen werden
wir der FPÖ nicht machen", so Johannes Schwantner, Vorsitzender des
Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen. (Schluss) mr/mp
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