• 05.02.2018, 11:45:54
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„kreuz und quer“ am 6. Februar: „Paul Chaim Eisenberg und der jüdische Humor“ und „Liebe – aber koscher“

Ab 22.35 Uhr in ORF 2

Utl.: Ab 22.35 Uhr in ORF 2 =

Wien (OTS) - Wer etwas über jüdischen Humor in Wien erfahren will,
kommt an Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg nicht vorbei. Niemand
erzählt Witze so wie er, niemand verkörpert eine so feinsinnige,
kluge Heiterkeit und ist gleichzeitig eine zentrale Figur des
österreichischen Judentums. In der jüdischen Gemeinschaft kritisieren
manche den umtriebigen Rabbiner als „Entertainer“. Für Eisenberg ist
Humor aber nicht Selbstzweck, sondern vor allem eine Methode, um die
Aufmerksamkeit der Zuhörer auf ernstere Anliegen zu lenken. Für
„kreuz und quer“ führt Eisenberg das Team um Thomas Grusch und
Elisabeth Krimbacher am Dienstag, dem 6. Februar 2018, um 22.35 Uhr
in ORF 2 an ausgesuchte Orte, an denen er gemeinsam mit seinen
Freundinnen und Freunden die Tiefen und Untiefen der jüdischen
Heiterkeit erläutert. Der Oberrabbiner führt Regie auf dieser
spontanen und sehr amüsanten Reise durch das lebendige jüdische Wien.

Ein Rabbiner, der seine Berufung als jüdischer Ehevermittler entdeckt
hat, ein chassidisches Ehepaar, das sich nach dem zweiten Date zur
Hochzeit entschlossen hat, und ein junger, hipper Rapper, der sich
zum konservativen Judentum bekennt – die Protagonisten der
Dokumentation „Liebe – aber koscher“ bilden ein eher ungewöhnliches
Gespann: Evan Beloffs Film wirft um 23.15 Uhr einen – überwiegend
heiteren – Blick auf ein Thema von großer Tragweite, das letztlich
alle Menschen betrifft, und zwar völlig unabhängig von jeder
Religionszugehörigkeit: Wie findet man den Partner und die Liebe fürs
Leben?

„Wenn der Rabbi lacht – Paul Chaim Eisenberg und der jüdische Humor“
– ein Film von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher

Humor hat im Judentum einen fixen Stellenwert – egal ob es um
Religion, die tragische Geschichte, Politik, Familie oder den ganz
normalen Alltag geht: Die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, ist
vor allem ein Zeichen für Offenheit und Toleranz. „Ich hab’ noch nie
einen Fundamentalisten lachen sehen“, sagt Paul Chaim Eisenberg. Sein
Motto: „Die Rabbiner müssen die Regeln kennen, der Oberrabbiner auch
die Ausnahmen.“ Diese Art von Augenzwinkern lässt sich auch auf viele
religiöse Fragestellungen im Judentum anwenden; denn der Mensch mit
all seinen Schwächen, Sorgen und Zweifeln steht hier im Mittelpunkt –
und nicht die absolute Wahrheit. Bei Eisenberg zu Hause gibt es auch
einiges zu lachen: „Mit Humor werden sie angelockt, und sind sie
einmal da, dann kriegen sie die Thora eingebläut“, kommentiert
Eisenberg seinen wöchentlichen Schi’ur, die Thora-Lernstunde. Eine
begeisterte Schülerin ist die Direktorin des Jüdischen Museums,
Danielle Spera: „Es macht Spaß, mit ihm zu lernen.“

Beim Besuch im Wiener Stadttempel trifft Eisenberg auf seinen
langjährigen Freund und Mitarbeiter Rami Ungar-Klein. Der
Tempeldiener hat mehr als 20 Jahre „geschaut, dass für seinen Chef
das Werkl rennt“. Paul Chaim Eisenberg trat 1983 in die Fußstapfen
seines Vaters Akiba Eisenberg und war bis 2016 Oberrabbiner von Wien.
In dieser Zeit gelang es ihm, die inhomogene Wiener jüdische Gemeinde
unter anderem mit seinem „Wiener Schmäh“ zu einen.

In seiner Funktion als spirituelles Oberhaupt der Juden Österreichs
setzte sich Eisenberg auch für den Dialog mit Vertretern anderer
Religionen ein. Seine große Musikleidenschaft lebt er in einem
gemeinsamen interreligiösen Bandprojekt („Shalom. Music Between
Friends“) mit dem evangelischen Bischof Michael Bünker und Vertretern
der katholischen Kirche aus. Der musikalische Projektleiter,
Klezmer-Star Roman Grinberg, beschreibt Paul Chaim Eisenberg nicht
nur als talentierten Sänger, sondern auch als perfekten
Bühnenunterhalter, der weiß, wie man das Publikum begeistert. Und
wenn man über den Humor in der evangelischen Kirche sprechen möchte?
Lakonische Antwort des evangelischen Bischofs: „Da sind wir schnell
fertig.“

Eine weitere langjährige Freundin ist die Psychotherapeutin Ruth
Werdigier: Für sie ist Humor eine mächtige Waffe gegen die Angst und
auch Zeichen für eine gewisse Widerstandsfähigkeit, um besser mit
schlimmen Erfahrungen umzugehen. Mitten in ihrem Garten im zweiten
Wiener Gemeindebezirk stehen die Überreste der Ghettomauer, die im
17. Jahrhundert die ausgesperrten Juden von der Stadt fernhalten
sollte. „Der jüdische Humor ist eine ernste Sache“, so Eisenberg in
diesem Zusammenhang; Witze über den Holocaust zu machen jedoch eine
heikle Angelegenheit, bei der das Lachen oft im Halse stecken bleibt.
1923 haben mehr als 200.000 Juden in Wien gelebt, heute sind es etwa
10.000.“

Doch die jüdische Gemeinde wächst wieder, vor allem durch den Zuzug
aus dem Osten. Dass Paul Chaim Eisenberg auch einer jungen jüdischen
Generation ans Herz gewachsen ist, zeigt ein Treffen mit den
Studentinnen und Studenten der Jüdischen Österreichischen
Hochschülerschaft rund um die in Moskau geborene Jenny Mitbreit. Von
Religionsunterricht bis Bar-Mizwa – der heute noch liebevoll „Pauli“
genannte Oberrabbiner wird auch hier hochgeschätzt als einer, der die
Menschen nicht nach den Kategorien „religiös“ und „weniger religiös“
bewertet, sondern sie alle als gleichberechtigte Gemeindemitglieder
sieht. Denn die Studierenden empfinden sich heute als Teil einer
internationalen Familie, die sich nicht in erster Linie über die
gemeinsame Religion definiert.

Der Tag mit Paul Chaim Eisenberg endet mit einer abendlichen
Präsentation seines neuesten Buchs „Auf das Leben. Witz und Weisheit
eines Oberrabbiners“ (Brandstätter Verlag). Eisenberg wird in einer
übervollen Buchhandlung im zweiten Bezirk auch vom nichtjüdischen
Publikum schon sehnsüchtig erwartet: Und noch einmal wird deutlich,
wie sehr das gemeinsame Lachen über alle religiösen Grenzen hinweg
ansteckend und verbindend ist.

„Liebe – aber koscher“ – Ein Film von Evan Beloff

Im kanadischen Montreal lebt der Rabbiner Yisroel Bernath, in
chassidischen Kreisen und darüber hinaus auch bekannt als der „Love
Rabbi“. Diesen Spitznamen hat Bernath seiner „Berufung“ als
Ehevermittler zu verdanken: Junge und nicht mehr ganz so junge
jüdische Frauen und Männer wenden sich an ihn mit der Bitte, einen
passenden Ehemann, eine passende Partnerin zu finden. Hebräisch
„Shidduch“ nennt sich diese Form der Heiratsvermittlung. Der Rabbi
widmet sich der Aufgabe mit viel Engagement – und hat schon eine
ganze Reihe von Paaren zusammengebracht. Seine Einblicke in die
fremde Welt des strengen chassidischen Judentums und die von Familie
und Vermittlern arrangierten Ehen bilden den Rahmen der
Dokumentation. Der Rabbi präsentiert sie mit Augenzwinkern und viel
Humor.

„Bashert“ – seelenverwandt – sollen Eheleute gemäß jüdischer Lehre
sein. Das Ehepaar Miriam Leah und Michael Gamliel erzählt vor der
Kamera, wie beide nach nur zwei Dates beschlossen zu heiraten. Und
wie es ihnen nun geht, zwei Jahre nach der Hochzeit. Haben sie
tatsächlich ihren Seelenverwandten im jeweils anderen gefunden? Und
sind sie zufrieden oder sogar glücklich in ihrer Ehe?

Der kanadische Rapper YoNatan hat zum Erstaunen seiner Mutter das
konservative Judentum für sich entdeckt. Er sucht noch nach der
Partnerin fürs Leben, die ihm Rabbi Bernath mit seiner speziellen
Methode vermitteln soll.

Ist es überhaupt möglich, den Partner und die Liebe fürs Leben zu
finden? Und was macht die Liebe aus? Dabei kontrastiert die Welt des
orthodoxen Judentums mit den Vorstellungen von Liebe und Romantik in
der säkularen, westlichen Gesellschaft. „Man muss nicht verliebt
sein, wenn man heiratet. Liebe ist ein Gefühl, das sich mit der Zeit
entwickelt“, sagt dazu Rabbi Bernath in der Dokumentation. „Aber in
unserer heutigen, schnelllebigen Gesellschaft – haben wir da die
Geduld, darauf zu warten, dass die Liebe wächst?“ Eine universell
gültige Antwort auf all diese Fragen liefert der Film nicht. Er
bietet Denkanregungen und alternative Blickwinkel auf das ewige Thema
der Menschheit: die Liebe.

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