- 26.01.2018, 12:45:28
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Schönborn: Antisemitische Lieder zeigen "Menschenverachtung"
Kardinal schrieb anlässlich des Holocaust-Gedenktages Brief an Kultusgemeinde - Bekenntnis zur "Verpflichtung dafür einzutreten, dass unsere jüdischen Brüder und Schwestern nie wieder verfolgt werden"
Utl.: Kardinal schrieb anlässlich des Holocaust-Gedenktages Brief an
Kultusgemeinde - Bekenntnis zur "Verpflichtung dafür
einzutreten, dass unsere jüdischen Brüder und Schwestern nie
wieder verfolgt werden" =
Wien (KAP) - Das jüngst bekannt gewordene antisemitische Liedgut
einer Burschenschaft zeigt für Kardinal Christoph Schönborn, dass das
während der Tragödie der Shoah zugefügte Leid "noch keinen Abschluss
gefunden" habe. In einem am Freitag veröffentlichten Brief, den der
Wiener Erzbischof anlässlich des Holocaust-Gedenktages (27. Jänner)
an die Israelitische Kultusgemeinde richtete, heißt es wörtlich: "Der
spöttische Applaus für die Mordtaten des Holocaust offenbart ein
Ausmaß an Menschenverachtung, dem sich unsere Gesellschaft
entschieden entgegenstellen muss."
Auch die katholische Kirche in Österreich gedenke am Samstag der
Opfer der Shoah. "Wir wissen um unsere eigene Schuld am Entstehen des
Antisemitismus in diesem Land", die in den vergangenen Jahrzehnten
gewachsene Freundschaft mit dem Judentum als "unseren älteren Brüdern
und Schwestern im Glauben" solle am Holocaust-Gedenktag bekräftigt
werden, schrieb Schönborn. Namens der Katholiken in Österreich
bekannte er sich zur "Verpflichtung, tatkräftig dafür einzutreten,
dass unsere jüdischen Brüder und Schwestern nie wieder in diesem Land
verfolgt werden und überall auf der Welt jene Achtung genießen, die
allen Mitgliedern der Menschheitsfamilie zusteht".
Hoffnung mache ihm, dass sich alle - bis hin zur Burschenschaft
selbst - eindeutig von den antisemitischen, an den
Nationalsozialismus anknüpfenden Texten distanziert hätten, so der
Kardinal weiter. Trotzdem müsse es zu denken geben, "dass sie
zumindest bis 1997 zur Tradition dieser Burschenschaft gehörten".
Der Wiener Erzbischof blickte in seinem Schreiben "mit großer
Erschütterung" auf eine Reise zurück, die ihn in Vertretung von Papst
Franziskus vor zwei Jahren nach Maly Trostinec in Weißrussland
führte. Beim dortigen Massenmord an Juden im Jahr 1942 habe es sowohl
unter den Opfern wie auch Tätern sehr viele Österreicher gegeben.
"Mein Besuch hat mich daran erinnert, wie untrennbar die Tragödie der
Shoah Teil unserer Geschichte ist und das heutige und das morgige
Österreich und damit auch die katholische Kirche berührt und in die
Pflicht nimmt", so Schönborn.
"So verneige ich mich am Gedenktag der Opfer des Holocaust vor dem
Judentum und seinem Leid", schrieb der Kardinal und dankte allen
heutigen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, "dass sie in vollem
Bewusstsein dessen, was vor zwei Generationen hier geschehen ist, ein
vitaler Teil dieses Landes sind und es auf vielfältige Weise
bereichern". Ihre Freundschaft sei der katholischen Kirche eine
"große Ehre", sie "erfüllt uns mit tiefer Dankbarkeit".
((ende)) PWU/RME
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