• 25.01.2018, 12:57:28
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„dokFilm“ zum Holocaust-Gedenktag: TV-Premieren „Mit Büchern auf der Flucht“ und „Wiedersehen mit Brundibár“

Am 28. Jänner in ORF 2

Utl.: Am 28. Jänner in ORF 2 =

Wien (OTS) - Anlässlich des Internationalen Tags des Gedenkens an die
Opfer des Holocaust (27. Jänner) präsentiert „dokFilm“ am Sonntag,
dem 28. Jänner 2018, ab 23.25 Uhr in ORF 2 zwei themenaffine
TV-Premieren. Der vom ORF koproduzierte Dokumentarfilm „Mit Büchern
auf der Flucht“ von Miriam Jakobs und Gerhard Schick begibt sich auf
die Spuren von jüdischen Emigranten und ihren Büchern, die diese als
Erinnerung an die Kultur- und Geistesgeschichte ihrer früheren Heimat
an ihren Zufluchtsort mitgenommen haben. Im Film werden drei
besondere Bücher-Geschichten zu einer Erzählung verwoben, die auf
abenteuerliche, eindrückliche und mitunter auch skurrile Art und
Weise von geistiger Heimat berichtet. Anschließend gibt es ein
„Wiedersehen mit Brundibár“ (0.15 Uhr): Der gleichnamige
Dokumentarfilm von Douglas Wolfsperger schildert die Begegnung von
Generationen, die miteinander ein Stück Geschichte erleben: Eine
Berliner Jugendtheatergruppe soll die einst im KZ Theresienstadt zu
Propagandazwecken uraufgeführte Kinderoper „Brundibár“ einstudieren.
Die erste negative Reaktion der Jugendlichen – „Nicht schon wieder
Holocaust“ – wandelt sich bald ins Gegenteil. Als sie gemeinsam mit
der Holocaust-Überlebenden Greta Klingsberg, die damals die
Hauptrolle gespielt und gesungen hat, nach Theresienstadt reisen,
wird die Vergangenheit für die jungen Menschen auf einer persönlichen
Ebene erfahrbar.

„dokFilm: Mit Büchern auf der Flucht“ (23.25 Uhr, ORF 2)

Was nimmt man mit, wenn man plötzlich gezwungen ist, in ein fremdes
Land auszuwandern? Für viele Juden, die Deutschland und Österreich in
den 1930er Jahren noch rechtzeitig verlassen konnten, war die Antwort
auf diese Frage klar: Bücher. Es hätten auch feste Schuhe, eine gute
Jacke oder praktische Gegenstände sein können. Doch viele der
jüdischen Emigranten wählten deutschsprachige Kultur- und
Geistesgeschichte: Goethe, Schiller, Heine, Schnitzler, Rilke und
natürlich Theodor Herzl. In Israel wurden die neuen Einwanderer
belächelt, doch die Entscheidung für ihre Bücher war von großer
Ernsthaftigkeit: Sie trugen die deutsche Sprache und Kultur im Herzen
und konnten nicht von ihr lassen, obwohl ihre Heimat sie mit Füßen
getreten hatte. Was stellten die aus Berlin und Wien vertriebenen
Juden mit ihrem Goethe in der Wüste an? Und was geschieht mit den
Büchern heute? Von der Generation, die ihre Bibliotheken unter großen
Entbehrungen mit sich auf die Reise nahm, wird bald niemand mehr am
Leben sein. Ihre Kinder und Enkel haben keinen Bezug mehr zur
Literatur der Länder, die ihre Eltern ausrotten wollten. Und doch
leben die Bücher fort, manche treten gar den Rückweg in die alte
Heimat an – und landen zum Beispiel in einer Wiener Schule.

Der Film erzählt drei Bücher-Geschichten: Abraham Frank aus Flacht
füllte sein Jerusalemer Haus mit einer riesigen Bibliothek mit
Tausenden von Bänden. Doch was soll mit den wertvollen Büchern
geschehen, nun, da er ins Altersheim umziehen muss? Frank schickt die
Werke an Jugendliche in Deutschland und Österreich, wo sie Zeugnis
ablegen über die Geschichte ihrer Besitzer – und bei Schülern des
Döblinger Gymnasiums in Wien eine erstaunliche Resonanz auslösen.
Ury Eppstein aus Saarbrücken rettete 1948 als israelischer Soldat im
Unabhängigkeitskrieg eine wertvolle vollständige Goethe-Ausgabe vor
der sicheren Vernichtung. Ein ganzes Leben lang bewahrte er die
kostbaren Bücher auf, bis er sich im hohen Alter entscheidet, sie den
rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben. Doch diese befinden sich in
Jordanien – einem Land, gegen das er selbst noch kämpfte. Er bricht
zu einer riskanten Reise auf.
Eva Avi-Jonah aus Wien spricht mit Goethes Geist. Bei einer Séance in
Tel Aviv gab dieser sich der damals 52-jährigen Eva zu erkennen. Und
nicht nur das, er machte ihr gleich Avancen – mit einem Liebesgedicht
von Heine. Seitdem stehen die beidem in regem Austausch.

„Wiedersehen mit Brundibár“ (0.15 Uhr, ORF 2)

„Nicht schon wieder Holocaust!“ Das ist die erste Reaktion von
Annika, Ikra und David, Mitglieder der Jugendtheatergruppe „Die
Zwiefachen“ der Berliner Schaubühne, als klar wird, dass als nächstes
die Kinderoper „Brundibár“ gespielt werden soll. Zu oft haben sie den
Holocaust schon in der Schule durchnehmen müssen. Und tatsächlich
sind die Hintergründe um „Brundibár“, uraufgeführt im Ghetto
Theresienstadt, keine leichte Kost: Die Oper von Hans Krása und Adolf
Hoffmeister wurde von den Nazis für Propagandazwecke missbraucht:
Mehr als 50-mal auf die Bühne gebracht, täuschte das Stück über die
Missstände in den Ghettos und Konzentrationslagern hinweg. Nach
Auschwitz deportiert wurden die jüdischen Darsteller anschließend
trotzdem.

Als die Jugendlichen zur Recherche nach Theresienstadt reisen,
geraten sie dort in den Sog der Geschichte, die sie bisher so
herzlich wenig interessierte. Das liegt nicht zuletzt an ihrer
Mitreisenden, Greta Klingsberg, einer charismatischen alten Dame aus
Israel, die eine der wenigen Überlebenden der Originalbesetzung von
„Brundibár“ ist und den Jugendlichen die Scheu vor den Schrecken der
Vergangenheit nimmt. Regisseur Douglas Wolfsperger begleitet die
Theatertruppe von der Inszenierung über den Ausflug nach
Theresienstadt bis hin zur Aufführung mit seiner Kamera. Er
beleuchtet die Hintergründe der jungen Schauspieler und lässt
historisches Material miteinfließen. Insbesondere aber fängt er die
Momente der Begegnung mit Greta Klingsberg ein.

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