Wien (OTS) - Zwei Persönlichkeiten, die wesentliche Beiträge für das
Zusammenleben in der Stadt geleistet haben“, wurden heute, Mittwoch,
im Wiener Rathaus ausgezeichnet: Psychoanalytiker August Ruhs erhielt
das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien,
Standard-Journalist und Buchautor Hans Rauscher das Goldene
Verdienstzeichen des Landes Wien.
Familie, WeggefährtInnen und FreundInnen haben an der Feierstunde
teilgenommen, darunter Vzbg. Maria Vassilakou, StR Jürgen
Czernorszky, die Chefredakteure von Standard, Presse und Profil Oscar
Bronner, Rainer Novak und Christian Rainer, Michael Horwowitz, die
Journalisten Herbert Lackner, Paul Lendvai und Peter Rabl,
Medienmanager Rudi Klausnitzer, Zeithistoriker Oliver Rathkolb,
Monika Pessler, Direktorin Freud Museum, ZIB-Moderatorin Nadja
Bernhard, MAK-Chef Christoph Thun-Hohenstein und Filmemacher Franz
Novotny.
„August Ruhs und Hans Rauscher gemeinsam ist die Präzision in der
intellektuellen Analyse und die Grenzüberschreitung und Erweiterung
ihres jeweiligen Fachs. Beide haben Durchblick, Weitblick und
Scharfsinn, mit dem sie uns ihre Sicht auf die Welt mitteilen“,
betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der
Ehrung: „August Ruhs hat mit der Gründung der Neuen Wiener Schule
die Lehren Lacans hereingeholt und damit Wien wieder zum Zentrum der
Psychoanalyse gemacht. Hans Rauscher ist den Grundsätzen der
Aufklärung verhaftet; seine grundlegende Haltung, weltoffen,
demokratisch und kritisch, spielgelt sich in seinen Kommentaren
wieder“.
Franz Schuh erörterte in seiner philosophischen Laudatio die
Begriffe Vernunft und Intellektualität, deren Abgrenzung und
Unterscheidung. Er bezeichnete August Ruhs als „ausgezeichneten
Intellektuellen und Vorbild“: Jemand, der die Tradition bewahrt,
indem er sie erneuert. Es sei Ruhs Verdienst, mit den Theorien Lacans
zu Freud zurückzukehren und die psychoanalytischen Verirrungen in den
USA rückgängig zu machen.
Bundeskanzler a. D. Franz Vranitzky, Ehrenbürger von Wien, hielt
die Laudatio auf Hans Rauscher, der 22 Jahre in verschiedenen
Funktionen beim Kurier tätig war und seit 1997 ständiger Kolumnist im
Standard ist. Er schätzt Hans Rauscher als bürgerlichen Liberalen,
der den Kampf gegen rechte Versuchung führt: „Der Verharmlosung
rechter Tendenzen ist er nie erlegen“. Dank gebühre ihm für „seine
Arbeit, seine Grundhaltung, seinen Charakter, seine Unbeugsamkeit und
seine Standhaftigkeit“.
August Ruhs bedankte sich mit Rührung, Stolz, Aufregung und Freude
für die Auszeichnung: Diese sei auch eine Anerkennung der
Psychoanalyse und des Werks Freuds und seiner Nachfahren.
„Wien hat Schmäh, eine gewisse Lebensart und einen kritischen
Bürgersinn, der immer dann gebraucht wird, wenn es um die Wurst geht.
Wien braucht ein Hirn im Schädel und nicht den Knüppel aus dem Sack“,
so Hans Rauscher in seinen Dankesworten: Die Auszeichnung betrachte
er als Anerkennung einer Debatte für eine offene und liberale
Atmosphäre in dieser Stadt.
Zwt.: Biographie August Ruhs
August Ruhs wurde 1946 in Graz geboren. Nach der Matura begann er
in Graz Medizin und Psychologie zu studieren. Nach seiner Promotion
zum Dr. med. begann er 1973 eine Facharztausbildung in Psychiatrie
und Neurologie an der Universitätsnervenklinik Graz und absolvierte
daneben auch 1974 eine Ausbildung in Wien und Graz in Psychoanalyse
sowie in Psychodrama und Gruppenanalyse.
Ab dem Jahr 1979 war er als Therapeut im psychotherapeutischen
Ambulatorium der Wiener Gebietskrankenkasse tätig. 1980 eröffnete
Ruhs eine psychoanalytisch-psychotherapeutische Privatpraxis. 1983
trat er ins Institut für Tiefenpsychologie und Psychotherapie der
Universität Wien (die heutige Universitätsklinik für Psychoanalyse
und Psychotherapie) ein. Bis 2010 hatte er dort die Funktion des
stellvertretenden Vorstandes bzw. von 2010 bis 2011 die Funktion des
interimistischen Leiters inne. Auch wenn bereits im September 2011 am
Institut für Geschichte der Medizin das Abschiedssymposium
„Psychoanalyse als fröhliche Wissenschaft“ stattgefunden hat, leitet
er nach wie vor universitäre Lehrveranstaltungen.
Ruhs leitete von 1984 bis 1986 die Fachsektion Psychodrama im
Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik
(ÖAGG). 1990 wurde er Lehranalytiker des Wiener Arbeitskreises für
Psychoanalyse und leitete darüber hinaus von 1991 bis 1993 die
Fachsektion Gruppenpsychoanalyse im ÖAGG. Von 1999 bis 2003 und
wiederum seit 2013 ist er Vorstandsmitglied der Wiener
Sigmund-Freud-Gesellschaft. Von 2007 bis 2015 war Ruhs Vorsitzender
des Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse (IPV). Seit 2007 leitet
August Ruhs auch eine psychosoziale Beratungsstelle für Studenten der
Akademie der Bildenden Künste Wien.
August Ruhs ist Mitbegründer der Neuen Wiener Gruppe/Lacan Schule,
Gründungsmitglied der internationalen Assoziation für die Freud'sche
Psychoanalyse (AFP) und Mitbegründer der
Tiefenpsychologisch/Psychoanalytischen Dachgesellschaft, deren
Präsident er 1997 wurde. In dieser Funktion setzte sich August Ruhs
für die Anerkennung der Psychoanalyse und der ihr verwandten
Psychotherapieverfahren als eigenständige
Krankenversicherungsleistung ein.
Zwt.: Biographie Hans Rauscher
Hans Rauscher studierte nach der Matura (1963)
Zeitungswissenschaft und Geschichte an der Universität Wien. Seine
Journalisten-Karriere begann er 1965 als Mitarbeiter der Zeitschrift
“Der Österreichische Volkswirt“. 1970 wechselte Rauscher in die
Redaktion des neu gegründeten Wirtschaftsmagazins "Trend", das Oscar
Bronner und Jens Tschebull bewusst im Gegensatz zum bisher
strukturell machtnahen Wirtschaftsjournalismus positionierten.
1974/1975 arbeitete Hans Rauscher in der Chefredaktion des
Wirtschaftsmagazin "Ecco", das 1975 im Nachrichtenmagazin "Profil"
aufgegangen ist.
Danach wechselte der Journalist zum "Kurier". Er schrieb Kolumnen
und Leitartikel und leitete von 1977 bis 1980 den "Sonntagskurier".
1980 wurde er stellvertretender Chefredakteur sowie Leiter des
Innenpolitischen Ressorts. Von 1992 bis 1996 war Rauscher
Chefredakteur. Außerdem schrieb er in den 1980er Jahren
Gastkommentare für "Profil" und "Wirtschaftswoche/ Wochenpresse".
1997 wechselte Rauscher als Kolumnist zur Tageszeitung “Standard“ und
dem Wochenmagazin “Format“ (die Zeitschrift wurde 2016 mit dem
"Trend" fusioniert). Zu Rauschers Schwerpunkten gehören u. a.
Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, sein Einsatz für die liberale
Demokratie, Probleme der Zuwanderung und Integration sowie
europäische Zeitgeschichte.
Neben seiner journalistischen Tätigkeit veröffentlichte Hans Rauscher
Monographien zur Zeitgeschichte. Im zuletzt erschienen Buch "Was
gesagt werden muss, aber nicht gesagt werden darf" greift er heiße
Eisen wie etwa die Flüchtlingsdebatte, Populismus und die Rolle des
Journalismus auf.
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