Am Donnerstag, den 7.12. wird am Heldenplatz der von mehr als 70 frauen*politischen Organisationen und zahlreichen prominenten Frauen* unterzeichnete Offene Brief verlesen
Utl.: Am Donnerstag, den 7.12. wird am Heldenplatz der von mehr als
70 frauen*politischen Organisationen und zahlreichen
prominenten Frauen* unterzeichnete Offene Brief verlesen =
Wien (OTS) - Fast zwei Monate ist es jetzt her, dass Österreich einen
neuen Nationalrat gewählt hat. Viele Menschen, vor allem Frauen*,
fürchten einen Backlash: den Verlust bereits erkämpfter Rechte und
Einschränkung aller Lebensrealitäten. Die politischen Anliegen der
Frauen* fanden weder im Wahlkampf Platz, noch scheinen sie Thema in
den Regierungsverhandlungen zu sein.
Wir Frauen* sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung – trotzdem ist
nur jeder dritte Platz im Nationalrat von einer Frau besetzt. „Es ist
ganz einfach, natürlich müssen einige Männer aufstehen und ihre
Plätze freimachen, das bedeutet natürlich einen Machtverlust. Aber
wenn ein Parlament Frauen* als die Hälfte der Bevölkerung vertreten
will, dann kann das niemand besser als die Frauen*. Wir wollen was
uns zusteht“, so Schifteh Hashemi, Sprecherin des
Frauen*Volksbegehrens.
Christine Nöstlinger, Ursula Strauss, Mavie Hörbiger, Sarah Wiener,
Eva Rossmann, Doris Knecht und viele, viele mehr haben
unterschrieben.
Das Frauen*Volksbegehren richtet gemeinsam mit dem österreichischen
Frauenring, der Allianz Gewaltfrei leben und der Initiative #aufstehn
einen Offenen Brief an die zukünftige Regierung und die neuen
Nationalratsabgeordneten. „Wir freuen uns, dass der Brief so großen
Niederschlag gefunden hat und von vielen prominenten Menschen und
Organisationen getragen wird. Das zeigt uns, dass Frauen* ihren Platz
an den Entscheidungstischen haben wollen“, erläutert Schifteh
Hashemi.
******
Am 7. 12. um 16h wird die Schauspielerin Maxi Blaha am Heldenplatz,
vor dem provisorischen Parlament, umringt von den Unterstützenden des
Offenen Briefes, den Text verlesen.
Alle Menschen sind dazu aufgerufen die Aktion zu unterstützen und den
Brief online unter aufstehn.at/wirsindmehr zu unterschreiben.
******
Der Offene Brief im Wortlaut:
An die zukünftige Regierung!
An alle Frauen und Männer des Nationalrats "Heimat großer Töchter und
Söhne…", so steht es in der Bundeshymne. Wir Frauen wenden uns an all
jene, die in den nächsten Jahren über unsere Zukunft entscheiden.
Knapp 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts gehört den
Frauen wieder nur jeder dritte Sitzplatz im Nationalrat. Das ist
nicht genug. Wir Frauen sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Wir
fordern dementsprechend Mitsprache. Der Hälfte der Bevölkerung steht
die Hälfte der Macht und die Hälfte des Geldes zu.
Die Hälfte des Geldes
Wir Frauen arbeiten als Kassiererinnen, Sekretärinnen,
Krankenschwestern, Lehrerinnen, manchmal auch als Elektrikerin oder
Managerin. Zusätzlich kümmern wir uns um den Großteil der unbezahlten
Arbeit. Wir erziehen Kinder, pflegen Eltern, putzen, kochen. Wir
brauchen eine Neubewertung von Arbeit, bezahlte und unbezahlte Arbeit
muss gerecht verteilt werden.
Keine Alleinerziehende sollte fürchten müssen, morgen kein Essen
kaufen zu können, keine Pensionistin Angst davor haben, ihr Dach über
dem Kopf zu verlieren. Wir nehmen es nicht länger hin, schlecht
bezahlt und mit weniger Aufstiegschancen abgespeist zu werden.
Österreich, das viertreichste Land in der EU hat einen der größten
Vermögens- und Lohnunterschiede. Das muss sich ändern!
Die Hälfte der Macht
Wir Frauen wollen selbst für uns sprechen und von Frauen in der
Politik vertreten werden. Denn Frauen wissen, wie es ist, in Rollen
gedrängt und auf Grund des Geschlechts, der Herkunft, des Aussehens,
der sexuellen Orientierung diskriminiert zu werden. Belästigungen und
Übergriffe erleben viele von uns. Es darf nicht sein, dass jedes
Monat zwei Frauen in Österreich an den Folgen von häuslicher Gewalt
sterben. Wir wollen Abgeordnete, die unsere Lebensrealitäten kennen.
Nur dann werden Politik und Gesetzgebung uns Frauen berücksichtigen.
Wir fordern ein Frauenministerium mit einem Budget, das die Umsetzung
unserer Anliegen ermöglicht. Gewalt, Sexismus, Frauenarmut,
Lohnschere und die gläserne Decke gehören auf die tägliche politische
Agenda.
Wir fordern Mitsprache. Unsere Interessensvertretungen müssen bei der
politischen Entscheidungsfindung eingebunden werden und gehören
gesetzlich verankert.
Wir fordern die künftige Regierung zu Gesprächen über unsere Anliegen
auf, bevor das zukünftige Regierungsprogramm verabschiedet ist. Für
echte Wahlfreiheit. Für echte Chancengleichheit. Für echte
Selbstbestimmung. Für uns Frauen.
Die Unterzeichnenden
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | OHW