- 01.12.2017, 12:13:49
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Initiative NEUSTART SCHULE: Ein erster Check des Bildungspakets und Vorschläge für eine neue Kultur bei Reformprozessen
Wien (OTS/PdI) - In Reaktion auf das Bildungspaket der
Regierungsverhandler zieht die Initiative NEUSTART SCHULE eine erste
Bilanz und richtet einen Appell an die zukünftigen Verantwortlichen
der Bildungspolitik.
Seit Anfang September verfolgte die Initiative den Wahlkampf mit
Blick auf die österreichische Bildungspolitik und forderte Lösungen
für 5 Bildungsbaustellen, die es für erfolgreiche Bildungspolitik in
Österreich braucht. Nach der Präsentation des Bildungspakets der
Regierung ist der gemeinsame Tenor in Richtung der politisch
Verantwortlichen: Eine zukunftsorientierte Gestaltung von Bildung ist
die beste Garantie, um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu
bewältigen. Um diesem Ziel nahezukommen, braucht es mehr Dialog.
Das Sprecherteam der Initiative Martina Piok (COOL – Cooperatives
Offenes Lernen), Erwin Greiner (Bildung Grenzenlos, Teach For
Austria) und Christian Friesl (Industriellenvereinigung) zieht eine
erste Bilanz: „Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es viele Pläne und wenige
Details. Wir begrüßen, dass mit der Bildungspflicht und einer
Stärkung der Elementarpädagogik zwei sehr große Baustellen in Angriff
genommen werden. Auch der neue Fokus auf berufliche Bildung ist
beachtlich.“ Manche Themen wie etwa die Bewertung pädagogischer
Leistungen bräuchten noch eine Konkretisierung, um eine Einschätzung
abgeben zu können. Einzelne Punkte werden kritisch gesehen, wie etwa
die verpflichtende Wiedereinführung der Ziffernnoten. Damit würde
eine bewährte Praxis konterkariert und die Autonomie der Schulen
eingeschränkt.
Qualitätsoffensive in der Elementarbildung wichtiger Schritt
für Bildungsqualität
Gute Elementarbildung ist das Fundament für einen erfolgreichen
Übertritt in die Schule, für die frühe Förderung von Begabungen und
für faire Bildungschancen. Investitionen zahlen sich in diesem Feld
am meisten aus – für Kinder, Familien, Gesellschaft und Wirtschaft.
Die breit angelegte Qualitätsoffensive befürwortet die Initiative
explizit: „Alle Vorschläge zur Elementarbildung sind grundsätzlich
positiv, wobei wir uns in einer Maximalvariante über ein 2.
Kindergartenjahr für alle und ein Bundesrahmengesetz freuen würden.“
Der Fokus sei jedoch stark auf die Qualität elementarer
Bildungseinrichtungen zu legen. „Und es ist absolut unumgänglich“, so
Christian Friesl weiter, „die Kindergartenkompetenzen ins
Bildungsministerium zu übersiedeln. Alles andere wäre auch vor dem
Hintergrund der geplanten Leistungsdokumentation, Bildungspflicht
oder Deutsch vor Schuleintritt-Maßnahme nicht zielführend.“
Diskussion um Bildungspflicht
Eine Kernforderung der Initiative ist die Steigerung der
Bildungsqualität im Rahmen der Pflichtschulzeit. Die geplante
Bildungspflicht wird daher durchaus positiv gesehen, wobei die
konkrete Ausgestaltung wesentlich sei. Es müsse einerseits gelingen,
ein für die weiteren Bildungs- und Ausbildungswege anschlussfähiges
Wissens- und Kompetenzniveau zu schaffen und andererseits die Kinder
und Jugendlichen über die gesamte bildungspflichtige Zeit phasen- und
entwicklungsorientiert zu begleiten. Das Vorhaben durchgängiger
digitaler Leistungsaufzeichnungen sei in diesem Zusammenhang zu
befürworten, wenn es um die Förderung und Unterstützung der Kinder
geht - nicht jedoch, wenn es auf eine Punzierung hinausläuft.
In der Diskussion um die geplante Bildungspflicht ortet Friesl
Differenzierungsbedarf. „Die Bildungspflicht ist eine Aufwertung der
Grundbildung und die Chance für möglichst alle Kinder und
Jugendlichen, ein gutes Bildungsniveau zu erreichen und Schulabbruch
zu vermeiden.“ Es gehe also nicht nur um die Einführung einer
weiteren zentralen Testung oder eine Verpflichtung, jetzt statt neun
Jahren 12 abzusitzen. „Da wünsche ich mir mehr Präzision in der
Debatte. Es ist nicht automatisch ‚Law & Order‘, wenn man einen
gemeinsamen Mindeststandard an Bildungsqualität anstrebt. Umgekehrt
würde man manche Maßnahme des Bildungspakets besser verstehen, wenn
sie als Chance und nicht mit dem Gestus des Zwangs daherkäme. Bildung
hat eben mehr mit Fördern als mit Fordern zu tun.“
Reformen mit Zielen und Inhalten starten
Die Resonanz der Bildungscommunity auf die türkis-blauen
Bildungspläne fiel erwartungsgemäß unterschiedlich aus, das sei nicht
anders zu erwarten bei Themen, die durchaus Zündstoff bergen. „Wir
merken aber auch, dass die Diskussion sofort wieder in strukturelle
und organisatorische Themen wie das Dienstrecht kippt, statt über
Ziele und Inhalte zu sprechen“, so das Sprecherteam. Wie
Bildungsreformen in der bevorstehenden Legislaturperiode gelingen
können, dazu hat NEUSTART SCHULE konkrete Vorschläge: „Die vergangene
Legislaturperiode hat gezeigt, dass uns ideologische Grabenkämpfe und
gegenseitige Blockaden nicht weiterbringen. Wir brauchen eine neue
Strategie und Kultur in der Art und Weise, wie wir Reformen angehen.“
Das bedeute, zuerst gemeinsame Ziele und Inhalte zu erarbeiten – und
erst dann die Maßnahmen und Strukturen abzuleiten.
Zum Start dieser Legislaturperiode spricht sich die Initiative
NEUSTART SCHULE daher für einen parteien- und
institutionenübergreifenden Dialogprozess aus, der sich mit der Frage
beschäftigt, was wir uns von Bildung in Österreich eigentlich
erwarten und was Kinder und Jugendliche am Ende der Bildungspflicht
wissen und können sollen. „Mit dem Ergebnis dieses Dialogs wird es
möglich sein, eine Bildungspolitik zu gestalten, die nicht nur für
eine Legislaturperiode Gültigkeit hat.“, so Christian Friesl
abschließend.
Über NEUSTART SCHULE
NEUSTART SCHULE ist eine Initiative der Industriellenvereinigung
und ihrer Partner, die Bewegung in die österreichische
Bildungspolitik bringt. Sie thematisiert die Zukunft von Bildung in
Österreich und wird bisher von rund 24.000 Personen unterstützt. Ziel
von NEUSTART SCHULE ist es, mit der Unterstützung von Partnern,
Experten und Expertinnen und der Bevölkerung auf die Notwendigkeit
einer Bildungsreform aufmerksam zu machen und die Politik dafür zu
gewinnen. Weitere Informationen unter www.neustart-schule.at und auf
Facebook unter www.facebook.com/neustartschule.
Sämtliche Pressematerialien, druckfähige Fotos und „5
Bildungsbaustellen für jede neue Regierung“ zum Download unter
www.neustart-schule.at/presse
Alle NEUSTART SCHULE Aktivitäten zur Nationalratswahl 2017 unter
www.neustart-schule.at/wahl2017
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