• 24.11.2017, 13:07:45
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  • OTS0137

Kärntner Wirtschaft bildet

Neben der Interessenvertretung und dem Unternehmerservice ist die Wirtschaftskammer einer der wichtigsten Bildungsakteure in Kärnten.

Utl.: Neben der Interessenvertretung und dem Unternehmerservice ist
die Wirtschaftskammer einer der wichtigsten Bildungsakteure in
Kärnten. =

Klagenfurt (OTS) - Die WK Kärnten bringt sich dabei nicht nur mit
ihrem Know-how aktiv in die Gestaltung der Kärntner
Bildungslandschaft ein, sondern übernimmt mit ihren
Bildungsinstitutionen eine breite Verantwortung für die Entwicklung
des Humankapitals am Wirtschaftsstandort. WK-Präsident Jürgen Mandl:
„Seit der Jahrtausendwende hat die Wirtschaftskammer aus
Mitgliedsbeiträgen mehr als 50 Millionen Euro in Kärntner
Bildungseinrichtungen investiert.“ Allein die laufenden Aufwendungen
der WK für den Bildungsbereich betragen ohne Berücksichtigung der
Großinvestitionen (so kostet nur der regelmäßig fällige Austausch der
computergesteuerten Drehmaschinen eine Million Euro) mehr als zwei
Millionen Euro pro Jahr.

12,0 Mio WIFI Technikzentrum
10,0 Mio WIFI Haupthaus Erweiterung
5,0 Mio WIFI Villach
3,0 Mio WIFI Spittal
2,8 Mio WIFI Wolfsberg
5,8 Mio Test- und Ausbildungszentrum TAZ
2,7 Mio Gastrozentrum
0,5 Mio Fräskompetenzzentrum
0,4 Mio Fleischkompetenzzentrum
0,2 Mio Friseurwerkstätte
0,8 Mio Drehmaschinen CNC
7,2 Mio Ausstattung und Modernisierung 2001 bis 2015
50,4 Mio GESAMTINVESTITIONEN

Das Selbstverständnis und der Auftrag der gesetzlichen
Unternehmervertretung sind Inte-ressenvertretung, Service und
Bildung. In allen drei Aufgabenstellungen erfüllt die
Wirt-schaftskammer ihre Mission. Im Bereich der Bildung bietet die WK
eine Vielzahl von Services und Bildungsmöglichkeiten, die ohne die
Beiträge der Wirtschaft nicht denkbar wären. Zu diesen Leistungen
gehören:

• WIFI Kärnten
28.000 Teilnehmer, 2.500 Kurse, 8 Standorte: 50 Millionen Euro
investierte die WK mit Hilfe von Mitgliedsbeiträgen. Vierfach wurde
das WIFI mit dem Staatspreis für Unternehmensqualität ausgezeichnet.

• Test- und Ausbildungszentrum (TAZ)
Das TAZ ist ein europaweit einzigartiges Testcenter für Stärken- und
Talente-checks. Seit der Eröffnung 2012 wurden 20.000 Jugendliche
getestet (80% aller Jugendlichen in Kärnten, 3.700 pro Jahr).

• Talenteakademie
Diese Initiative nach dem Vorbild des ÖSV betreut 89 zukünftige
Staats-, Europa- und Weltmeister. Auch der „Lehrling des Jahres“ und
“Mentor des Jahres“ werden von der Talenteakademie organisiert.

• Meisterprüfungs- und Lehrlingsstelle
4.000 Lehrverträge pro Jahr, 3.200 Lehrabschlussprüfungen pro Jahr -
die Meisterprüfungs- und Lehrlingsstelle ist die erste Beratungs- und
Servicestelle für alle Fragen rund um 150 verschiedene Lehrberufe und
wickelt auch die Lehrbetriebsförderung des Bundes mit jährlich rund
11.000 Förderfällen und einem Fördervolumen von zehn Millionen Euro
vorwiegend für heimische Betriebe ab.

• Internationale Schule
Die WK unterstützt die Internationale Schule mit rund 400.000 Euro
pro Jahr.

• Volkswirtschaftliche Gesellschaft
Sie organisiert jährlich 12 öffentliche Vorträge mit über 1.200
Teilnehmern und hält mehr als 100 Schulvorträge. 25 „Juniorfirmen“
wurden von über 400 Schülern gegründet.

Die Lehre – ein ewig junger Megaerfolg
Wohlstand entsteht durch Unternehmer. Die Basis für das
Unternehmertum ist die duale Ausbildung: Etwa die Hälfte der heute
tätigen Unternehmer hat ihre Laufbahn mit einer Lehre begonnen.
Derzeit werden in Kärnten knapp 7.000 Lehrlinge in 2.100
Ausbildungsbetrieben und 150 verschiedenen Lehrberufen ausgebildet.
Während das österreichische Bildungssystem im öffentlichen Sektor
laut Pisa-Studien und OECD-Vergleichen bestenfalls durchschnittlich
ist, verdient die duale Ausbildung – umgangssprachlich als „Lehre“
bekannt – das Prädikat „Weltspitze“. WIFI-Geschäftsführer und
Bildungsexperte Andreas Görgei: „Unser Land führt die
Medaillenstatistik der Berufseuropameisterschaften ‚EuroSkills‘ an
und war auch bei den jüngsten ‚WorldSkills‘ in Abu Dhabi mit vier
Goldmedaillen erfolgreich.“ Nach den bisher fünf Beteiligungen an
EuroSkills kann Österreich ein beachtliches Ergebnis vorweisen: 154
Teilnehmer haben insgesamt 90 Medaillen (75 in Einzelbewerben und 15
in Teambewerben) gewonnen sowie 24 Leistungsdiplome „Medallion for
Excellence“ erreicht.

Schon heute sei die Lehre nicht nur ein traditioneller Bestandteil
der Identität, sie sichere wie kein anderes Bildungsmodell den
Wohlstand und den Erfolg unseres Landes und sei auch die einzige
wirkungsvolle Strategie, um den Herausforderungen der sich stetig
verändernden Arbeits- und Wirtschaftswelt zu begegnen. „Deshalb soll
die duale Ausbildung der zentrale Bildungsstandard in Österreich
werden“, schlägt Görgei vor.

Nach den Vorstellungen der Wirtschaft könnte Kärnten demnach die
österreichische Mo-dellregion für die „Lehre nach der Matura“ werden.
Görgei lud alle Beteiligten und Interessierten im Kärntner
Bildungswesen ein, gemeinsam einen Neuentwurf der
Berufsschullandschaft zu wagen. Derzeit beginnen nur rund 2% oder
rund 50 Maturanten in Kärnten eine Lehre. In Deutschland steigen 18%
der Jugendlichen mit Abitur in die duale Ausbildung ein und erlernen
einen Lehrberuf. Görgei: „Für die geringe Zahl an Maturanten, die
sich für Lehrberufe interessieren, ist das fehlende
zielgruppengerechte Angebot an Berufsschulausbildungen
verantwortlich.“

Um eine Verbesserung zu erreichen, müssten eigene Berufsschulklassen
für Maturanten geführt werden. Eine großangelegte Imagekampagne und
eine Vielzahl von Maßnahmen der Berufsorientierung werden benötigt,
um in Österreich den Anteil der Maturanten unter den Lehrlingen auf
zumindest 6% zu erhöhen. Diese Anstrengung ist in Kärnten besonders
sinnvoll, da das Missverhältnis zwischen Studierenden und
akademischen Abschlüssen besonders hoch ist. Kärnten weist mit 33,5%
inländischen Studierenden bezogen auf die Einwohner im Alter von 18 -
25 nach Wien die zweithöchste Studierendenquote auf. Trotz dieser
hohen Quote ist der Anteil der Personen mit Tertiärabschluss im
Bundesländervergleich leider unterdurchschnittlich. Im Jahr 2014
hatten in Kärnten 14% der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren
einen Tertiärabschluss, in Gesamtösterreich waren es 16%.

Auch in der Organisation seien laut Görgei Veränderungen nötig: Sei
derzeit das Land Kärnten alleiniger Betreiber aller Berufsschulen in
Kärnten, könnten künftig auch die Wirtschaftskammer oder andere
Organisationen als Betreiber von Berufsschulen tätig werden. Mit
einer entsprechenden Änderung der rechtlichen Grundlagen könnte die
Möglichkeit geschaffen werden, die Berufsschulausbildung einzelner
Lehrberufe an Einrichtungen der Wirtschaftskammer (z.B. WIFI,
Innungen) zu übertragen.

Um mit Hilfe der dualen Ausbildung fit für die Zukunft zu werden,
muss das bisher traditionell geführte System der schulischen und
praktischen Ausbildung auch in anderen Aspekten den neuen
Anforderungen gerecht werden:

• Virtuelle Berufsschullehrgänge
In Lehrberufen mit geringen Lehrlingszahlen könnte man die
Berufsschulausbildung auch in Form von Videokonferenzen und
E-Learning-Systemen anbieten. Diese Systeme sind ausgereift und
werden beispielsweise im WIFI erfolgreich eingesetzt.

• Neue Rechtsgrundlagen für Berufsschullehrer
Die rechtlichen Grundlagen für die Auswahl, die Entlohnung, die
Weiterbildung und den Einsatz von Berufsschullehrern brauchen
dringend eine Überarbeitung. Besondere Praxisorientierung und der
Einsatz von Berufsschullehrern im realen Wirtschaftsleben sollen
dadurch sichergestellt werden. Nach dem Vorbild von Fachhochschulen
und Bildungseinrichtungen der Erwachsenenbildung soll es möglich
sein, dass Lehraufträge breit und flächendeckend an Unternehmer und
Lektoren gehen, damit so ein möglichst hoher Praxishintergrund
geschaffen wird.

• Nutzung der Landwirtschaftlichen Fachschulen
für das Berufsschulwesen
Die gut ausgestatteten Landwirtschaftlichen Fachschulen in Kärnten
(Drauhofen, Litzlhof, Stiegerhof, Ehrental, Goldbrunnhof, St.
Andrä/Lav., Buchhof, Althofen) könnten als regionale Standorte unter
gemeinsamer Direktion von bestehenden Berufsschulen insbesondere für
die Ausbildung von Lehrberufen mit geringer Lehrlingsanzahl genutzt
werden. Die bestehende Infrastruktur der Landwirtschaftlichen
Fachschulen (z.B. Internate) ist hervorragend, während dort die
Schülerzahlen sinken.

• Gleichstellung der Lehrlinge
Lehrlinge sollen während der Berufsschulzeit mit den Schülern von AHS
und BHS durch Übernahme der Reise- und Internatskosten durch die
öffentliche Hand gleichgestellt werden.

• Die Lehre als Life Long Learning Bildungsstandard
Einer der größten Nachfrager von Qualifikation und Bildungsmaßnahmen
von Erwachsenen ist das AMS. Allein in Kärnten werden jährlich rund
17 Millionen Euro in die Requalifikation und Weiterbildung von
Arbeitssuchenden investiert. Oft enden diese Maßnahmen ohne
anerkannten Bildungsabschluss. Die Lehre sollte zum zentralen
Bildungsstandard aller AMS Qualifikationsmaßnahmen werden. Ein
Lehrabschluss oder ein zusätzlicher Lehrabschluss ist für alle
Arbeitssuchenden ein nachweisbarer und nutzenstiftender
Kompetenznachweis, der die Chancen am Arbeitsmarkt stark erhöhen
kann.

Die Wirtschaftskammer und das WIFI würden bei einer Reform mit gutem
Beispiel vorangehen: „Wir sind die einzigen, die nicht nur
kritisieren und fordern, sondern als zweitgrößter Bildungsanbieter
nach der Republik auch etwas zu bieten haben. Schon heute geben wir
große Beträge aus Mitgliedsbeiträgen für die Bildung der Jugendlichen
aus.“ Die traditionell niedrige Jugendarbeitslosigkeit (Österreich
derzeit 9,6%, Euro Zone 18,7%) und die kurzen Einführungszeiten neuer
Lehrberufsbilder (z.B. eCommerce Handel: ein Jahr) sind weitere
Beweise für die unschlagbare Leistungsfähigkeit dieses
Ausbildungssystems. Um den Wirtschaftsstandort zu fördern, muss sich
Kärnten auf seine Stärken konzentrieren – und die liegen eindeutig im
System der Lehre.

EuroSkills 2020 – eine Europameisterschaft vor der Haustüre
Eine seltene Gelegenheit der imagemäßigen Neupositionierung der Lehre
sind die EuroSkills 2020 in Graz. Die Berufseuropameisterschaft
findet in drei Jahren in der benachbarten Steiermark statt und die WK
Kärnten unternimmt große Anstrengungen, um ein erfolgreiches „Team
Kärnten“ zu formen, das bei den 40 verschiedenen Bewerben antreten
soll. Um unentdeckte Talente zu finden, läuft derzeit eine eigene
Kampagne mit dem Titel „Kärnten sucht Europameister“: Ein Team von
zehn bis zwanzig kompetenten jungen Menschen soll sich der
Herausforderung zur Qualifikation „EuroSkills Graz 2020“ stellen.
Dazu ist in der Regel ein Sieg bei den Staatsmeisterschaften im Jahr
2018 notwendig. Aus Kärntner Sicht liegen die Hoffnungen auf
Europameisterehren besonders in den Bereichen Tourismus und
Schweißen.

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WKK

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