• 24.10.2017, 07:00:01
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Greenpeace-Test: Weitere Lebensmittel mit krebserregenden Schadstoffen belastet

Tante-Fanny-Mürbteig, Land-Leben-Backerbsen und Milupa-Brotstangerl betroffen – Produzenten setzen erste Schritte

Utl.: Tante-Fanny-Mürbteig, Land-Leben-Backerbsen und
Milupa-Brotstangerl betroffen – Produzenten setzen erste
Schritte =

Wien (OTS) - Nach den alarmierenden Testergebnissen vom September hat
Greenpeace nun erneut eine Reihe von Markenprodukten, die
verarbeitete Pflanzenöle enthalten, auf gesundheitsgefährdende Stoffe
untersuchen lassen. Wieder wurden teils alarmierend hohe
Konzentrationen von wahrscheinlich krebserregenden Schadstoffen
festgestellt. Die Umweltschutzorganisation hat diesmal Mürbteig,
Krapfen, Chips, Backerbsen und Knabbergebäck für Babys bei der
Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) testen lassen. Der Mürbteig
von Tante Fanny, die Backerbsen von Land-Leben und die Brotstangerl
von Milupa (für Babys ab acht Monaten) erwiesen sich als stark
belastet. Die neueste Charge des Babysnacks soll aber, wie Milupa
Greenpeace mitteilte, bereits niedrige Schadstoffwerte aufweisen.
Auch Land-Leben hat schon erste Verbesserungen umgesetzt. Die
Umweltschutzorganisation fordert nun von Lebensmittel-Produzenten und
Handel Maßnahmen zur Schadstoffsenkung und verweist auf jene
Produzenten, denen dies bereits gelungen ist.

„Viele unserer Lebensmittel enthalten gesundheitsgefährdende
Schadstoffe, und das in hohen Mengen. Derzeit gelten für diese Stoffe
noch keine gesetzlichen Grenzwerte. Die Produkte verstoßen daher
nicht gegen geltendes Lebensmittelrecht. Sie können ungehindert in
den Regalen und damit auf unseren Tellern landen“, warnt Herwig
Schuster, Umweltchemiker bei Greenpeace in Österreich. Besonders hohe
Konzentrationen an 3-MCPD-Ester und Glycidyl-Ester wies der getestete
Mürbteig von Tante Fanny auf (0,473 bzw. 0,478 mg/kg). Die
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft Glycidol
- das bei der menschlichen Verdauung von Glycidyl-Ester frei wird -
als wahrscheinlich krebserregend ein. Glycidol hat sich außerdem als
erbgutverändernd erwiesen. Eine EU-Grenzwert-Verordnung für
Glycidyl-Ester wird in den nächsten Monaten in Kraft treten. 3-MCPD
wird von der EFSA als möglicherweise krebserregend eingestuft. Für
3-MCPD-Ester ist derzeit noch kein Grenzwert geplant. Sowohl die EFSA
als auch die AGES setzen den Tolerable Daily Intake (TDI) bei 0,8
Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag fest. Schuster: „Wir
raten vor allem im Fall von Kindern dringend bis auf weiteres vom
Verzehr des Tante-Fanny-Mürbteigs ab. Geht man nach dem TDI darf ein
Kind maximal ein Achtel Mürbteig-Pizza am Tag essen, um nicht zuviel
von dem Schadstoff aufzunehmen.“ Dabei, so Schuster, sei noch nicht
berücksichtigt, dass Kinder und Erwachsene an einem Tag oft eine
Vielzahl an weiteren belasteten Produkten konsumieren.

Einen besorgniserregend hohen Glycidyl-Ester-Wert wiesen die
getesteten Brotstangerl von Milupa auf (0,241 mg/kg). Das Produkt
überschreitet den geplanten EU-Grenzwert für Kindernahrung um das
Vierfache. Die neueste Lieferung der Brotstangerl soll aber laut dem
Unternehmen bereits niedrige Glycidyl-Ester-Werte aufweisen. „Bei den
Milupa-Brotstangerl ist daher unbedingt darauf zu achten, welches
Mindesthaltbarkeitsdatum sie haben“, so Schuster. „Wenn das MHD vor
April 2018 liegt, sollten Babys und Kinder sie keinesfalls
verzehren.“

Die Land-Leben-Backerbsen wurden zwei Mal untersucht. Während das
Produkt, das von Greenpeace getestet wurde, sowohl bei 3-MCPD-Ester
als auch bei Glycidyl-Ester sehr hohe Werte aufwies (0,281 mg/kg bzw.
1,089 mg/kg), ergab der vom Unternehmen beauftragte Test einer
späteren Charge einen sehr niedrigen Glycidyl-Ester-Wert (0,028
mg/kg). Die Belastung durch 3-MCPD-Ester war jedoch auch bei diesem
Test beträchtlich (0,273 mg/kg). „Mit rund acht Löffeln der
Backerbsen hat ein kleines Kind schon die tolerierbare tägliche
Aufnahmemenge von 3-MCPD-Ester erreicht. Kinder greifen bei
Backerbsen gerne übermäßig zu. Es ist daher unbedingt Vorsicht
geboten“, rät Schuster. „Als Alternative bieten sich die
Alnatura-Backerbsen an, die in unserem Test sehr gut abgeschnitten
haben.“ Die schädlichen 3-MCPD-Ester und Glycidyl-Ester entstehen bei
der Raffination von Pflanzenölen wie Palmöl, von dem die
Land-Leben-Backerbsen besonders viel enthalten. Einige palmölhaltige
Produkte des aktuellen Tests zeigen aber niedrige Schadstoffwerte
auf, etwa die Nuss-Nougat-Creme Nutella. Schuster: „Die Art der
Raffination hat großen Einfluss auf das Schadstoff-Level. Land-Leben
konnte durch bessere Raffinierungstechniken zumindest den
Glycidyl-Ester-Wert massiv senken.“

Für die im September beanstandete Milka-Erdbeer-Schokolade gibt
Greenpeace vorsichtig Entwarnung. Die neueste Produktion enthält
deutlich weniger Schadstoffe, wie von Hersteller Mondelez vorgelegte
Analysen belegen. Für die beiden von Greenpeace beanstandeten
Margarine-Produkte, den Rama-Würfel und die Alsan, bleibt die
Greenpeace-Verzehrwarnung jedoch trotz positiver
lebensmittelrechtlicher Beurteilung durch die AGES weiterhin
aufrecht. „Die Behörden können leider nur die bereits gültigen
Gesetze umsetzen. Die beiden Margarine-Produkte sind vor allem für
Kinder bei regelmäßigem Verzehr gesundheitlich bedenklich und sollen
daher weiter nicht verkauft oder als Kindernahrung verwendet werden“,
sagt Schuster.

Trotz der Bemühungen einiger Produzenten besteht weiter dringend
Handlungsbedarf. Greenpeace in Österreich fordert von Herstellern,
dass sie ab sofort nur solche Pflanzenöle für Lebensmittel verwenden,
die aufgrund besserer Raffinierungstechniken keine hohen
Schadstoffkonzentrationen aufweisen. Außerdem müsse der Handel die
Milupa-Brotstangerl mit MHD 13/03/18, die Land-Leben-Backerbsen mit
MHD 04/18 und den Tante-Fanny-Mürbteig vorerst aus den Regalen
nehmen. „Wir verlangen vom Handel, ab sofort sicherzustellen, dass
bei allen Produkten mit raffinierten Pflanzenölen schon jetzt der
geplante EU-Grenzwert für Glycidyl-Ester eingehalten wird. Die
Lebensmittelindustrie darf nicht darauf warten, bis die Grenzwerte
endlich lebensmittelrechtlich gelten. Die Gesundheit der
Konsumentinnen und Konsumenten muss an erster Stelle stehen“, betont
Schuster.

Die Ergebnisse des Greenpeace-Tests im Detail finden Sie hier:
http://act.gp/2laFgtr

Bildmaterial finden Sie hier: http://act.gp/2gwQ8MN
Dieses kann unter Angabe des Copyrights (Greenpeace / Vor- und
Nachname FotografIn) verwendet werden.

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