- 13.09.2017, 22:00:01
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TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Ein olympisches Strohfeuer?", von Manfred Mitterwachauer
Ausgabe vom 14. September 2017
Utl.: Ausgabe vom 14. September 2017 =
Innsbruck (OTS) - Der Funke der Begeisterung für Olympia 2026 will
 bisher nicht auf die Tiroler überspringen. Wie auch? Die laufende
 Infotour ist bis dato ein Schuss ins Knie. So droht dem Tiroler
 „Schnäppchen-Angebot“ am 15. Oktober das Ladenhüter-Schicksal.
Kaum mehr als 80 Leute hat die kürzlich gestartete „Olympia im
 Dialog“-Reihe von Land und Stadt Innsbruck bei ihren ersten beiden
 Stopps in Innsbruck und Imst erreicht. Seither lodert das Feuer. Aber
 nicht da, wo es die vordersten Olympiabefürworter, Landeshauptmann
 Günther Platter (VP) und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine
 Oppitz-Plörer (FI), gerne hätten – in den Herzen der Tirolerinnen und
 Tiroler. Vielmehr ist intern Feuer am Dach. Von einer
 Aufbruchsstimmung in der Bevölkerung für die olympische Idee ist
 nämlich vier Wochen vor der entscheidenden Volksbefragung noch immer
 weit und breit keine Spur.
 Wundern braucht das freilich keinen. Die Infotour, die übrigens
 nur die Bezirksstädte streift, kommt trotz üppigem Budget dermaßen
 schmalspurig, bieder und bar jeder Emotion daher, dass einem das dort
 dargebotene Zahlenmaterial schier im Halse stecken bleibt. Dem
 promigespickten Team an Olympiabotschaftern fehlt der erhoffte
 Multiplikationsfaktor. Und auch das politische Kalkül, dass das
 Versprechen für maßstäblichere, nachhaltigere und kostenneutrale
 Spiele – also das „Tiroler Angebot“ an das IOC – die unzähligen
 Ehrenamtlichen in den Tiroler Sportvereinen von selbst zu flammenden
 Pro-Olympia-Appellen in der Öffentlichkeit hinreißen wird, ist nicht
 aufgegangen.
 Der Präsident des ÖOC, Karl Stoss, war es, der noch im Juni
 mahnte, dass der Olympia-Funke nur auf die Bevölkerung überspringen
 wird, wenn die Politik das Feuer für Olympia entzündet. Tirols
 Politik jedoch kennt derzeit nur ein Thema – die Nationalratswahl. Wo
 sind in Tirol die Wahlbewegungen und -busse à la Kurz und Kern, wenn
 es darum geht, die Stimmung im Land für Olympia zu drehen? Wo bleibt
 das Klinkenputzen für den olympischen Traum? Denn der Ausgang der
 Abstimmung dürfte weiter auf Messers Schneide stehen.
 Platters und Oppitz’ Plan, Nationalratswahl und Volksbefragung
 zusammenzulegen, um so mehr Pro-Stimmen für Olympia zu generieren,
 droht der Bumerangeffekt. Denn das Wahlkampfgetöse übertönt das laue
 Werben für Olympia um ein Vielfaches. Von Olympia nehmen bisher nur
 wenige Notiz – ein Ladenhüter-Schicksal droht. Wenn nämlich die
 Abstimmung – trotz hoher Wahlbeteiligung und Suggestivfrage – doch
 negativ enden sollte. Die politische Exit-Strategie? Hat halt die
 Bundeswahl Olympia das Licht ausgeblasen – und nicht das eigene
 Unvermögen, aus dem olympischen Strohfeuer den notwendigen
 Flächenbrand zu entzünden.
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