- 01.09.2017, 11:59:03
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NR-Präsidentin Doris Bures übergibt sanierten jüdischen Friedhof der Stadtgemeinde Stockerau zur Pflege
Bures: Zunehmende Sanierung jüdischer Friedhöfe in Österreich ist ein wichtiges Zeichen und ein Grund zur Freude
Utl.: Bures: Zunehmende Sanierung jüdischer Friedhöfe in Österreich
ist ein wichtiges Zeichen und ein Grund zur Freude =
Wien (PK) - "Wir gedenken der hier bestatteten Verstorben und setzen
zugleich ein Zeichen für einen bewussten und verantwortungsvollen
Umgang mit unserer NS-Vergangenheit", sagte Nationalratspräsidentin
Doris Bures heute bei der Eröffnung des jüdischen Friedhofes in
Stockerau. In ihrer Funktion als Vorsitzende des Kuratoriums des
Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich
(Friedhofsfonds) konnte Bures den Friedhof offiziell der
Stadtgemeinde zur Pflege übergeben. Der Friedhof war 1874
eingerichtet worden, 1938 haben ihn die Nationalsozialisten
geschlossen. "Jüdischen Friedhöfen kommt in unserer Erinnerungskultur
ein besonderer Stellenwert zu - sie dürfen niemals eingeebnet werden,
sondern sollen für alle Zeiten Bestand haben", sagte die
Nationalratspräsidentin.
Die Sanierung des Friedhofs wurde seit 2011 in drei Teilprojekten mit
Mitteln des Fonds in der Höhe von rund 102.500 € sowie seitens des
Landes Niederösterreich mit rund 39.500 € unterstützt. Noch im
Dezember 2016 hat der Friedhofsfonds gemeinsam mit der Israelitischen
Kultusgemeinde (IKG) Wien die Instandsetzungsarbeiten sowohl in
Stockerau als auch am jüdischen Friedhof in Deutschkreutz abgenommen,
sodass die beiden Heimatgemeinden die Pflege nun für 20 Jahre
übernehmen können. Die Projekte in Deutschkreutz wie auch in
Stockerau wurden in enger Ansprache mit dem Bundesdenkmalamt
durchgeführt.
Bures: Jüdische Friedhöfe sind Orte der Geschichte, die es zu retten
gilt
"Friedhöfe sind Orte der Ewigkeit. Die Ruhe der Toten sollte
unantastbar sein - und doch ist sie in den Jahren des
Nationalsozialismus nicht nur gestört worden, sondern die letzten
Bleiben der Verstorbenen wurden mit Füßen getreten. Zahllose Gräber
wurden zerstört, die Namen der Toten ausgelöscht", sagte
Nationalratspräsidentin Bures. Erst in den vergangenen Jahren seien
die jüdischen Friedhöfe allmählich als Orte mit Geschichte begriffen
worden, die es zu retten gelte, so Bures. Österreich habe begonnen,
der Zerstörung und der Achtlosigkeit einen Schritt der Verantwortung
und des Respekts entgegenzusetzen.
Der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe ist beim
Nationalrat angesiedelt und wurde 2010 eingerichtet, um die Friedhöfe
und mit ihnen die Erinnerung an Jahrhunderte jüdischer Geschichte in
Österreich zu bewahren. Der Fonds wird über einen Zeitraum von 20
Jahren insgesamt 20 Mio. € zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit den
Eigenleistungen der Friedhofseigentümer und weiteren Förderungen
werden die wichtigen Sanierungen ermöglicht. Über die Arbeit des
Fonds wird dem Nationalrat jährlich berichtet.
Vermehrt Sanierungsprojekte seit 2015
"Dass seit 2015, nach einer Überarbeitung der Förderrichtlinien,
die mir als Vorsitzende des Fonds ein besonderes Anliegen war,
vermehrt Sanierungsprojekte eingereicht wurden, freut mich besonders.
Mittlerweile wurden fast 2,5 Mio. Euro an Fördermitteln beschlossen",
sagte die Nationalratspräsidentin.
Bures dankte in Stockerau auch all jenen, die an dieser Sanierung
mitgearbeitet haben, namentlich Architekt Wolfgang Brenner und seinen
MitarbeiterInnen, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde
Oskar Deutsch, dem Land Niederösterreich sowie dem Team um die
Generalsekretärin des Nationalfonds, Hannah Lessing. Und ein ganz
besonderer Dank der Nationalratspräsidentin galt dem Bürgermeister
der Stadt Stockerau, Helmut Laab, der sich frühzeitig bereit erklärt
hatte, die Pflege des Friedhofs in seiner Gemeinde zu übernehmen.
"Die Gemeinde leistet damit einen immens wichtigen Beitrag zur
Übernahme der historischen Verantwortung Österreichs", so Bures.
Helmut Laab: Einstmals blühende jüdische Gemeinde nicht in
Vergessenheit geraten lassen
Helmut Laab, Bürgermeister der Stadtgemeinde Stockerau, sagte zum neu
eröffneten Friedhof: "Sowohl der Stadtgemeinde Stockerau als auch mir
persönlich war es immer ein wichtiges Anliegen, den jüdischen
Friedhof Stockerau in gutem Zustand zu erhalten und so auch die
MitbürgerInnen der einstmals blühenden jüdischen Gemeinde nicht in
Vergessenheit geraten zu lassen. Da war es nur logisch, dass
Stockerau als erste Gemeinde außerhalb Wiens im Jahr 2004 dem
Washingtoner Abkommen beigetreten ist und schließlich auch als erste
Gemeinde Niederösterreichs die neue Pflegevereinbarung für den
jüdischen Friedhof Stockerau unterschrieben hat. Besonders stolz bin
ich darauf, dass alle Beschlüsse in diesem Zusammenhang mit
überwältigender Mehrheit gefasst wurden. Das zeigt die breite
Mehrheit und die Selbstverständlichkeit, mit der in Stockerau mit
diesem Thema umgegangen wird."
Oskar Deutsch: Der Friedhofsfonds hilft, die Friedhöfe wieder in
einen würdigen Zustand zu bringen
Die gesetzliche Basis für den Fonds zur Instandsetzung der jüdischen
Friedhöfe in Österreich wurde im Dezember 2010 geschaffen, um die
völkerrechtliche Verpflichtung Österreichs zur Restaurierung und
Erhaltung bekannter und unbekannter jüdischer Friedhöfe in
Österreich, die im "Washingtoner Abkommen" vereinbart worden war,
umzusetzen.
Jüdische Friedhöfe sind nicht nur besondere Erinnerungsorte, viele
von ihnen verfügen auch über einen bedeutenden kulturhistorischen
Wert. Der jüdischen Tradition entsprechend sind Grabstätten bis an
das Ende der Tage gedacht.
"Nach der Vertreibung oder der Ermordung der Mitglieder jüdischer
Gemeinden in ganz Österreich waren die jüdischen Friedhöfe in
Österreich dem Verfall preisgegeben", betonte der Präsident der
Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch. "Nur in Wien und den
Landeshauptstädten entstanden vergleichsweise kleine neue Gemeinden.
Nach vielen Jahren konnte die gesetzliche Grundlage und ein Modus
gefunden werden, gemeinsam an die Arbeit zu gehen, um die Friedhöfe
in einen würdigen Zustand zu bringen."
Im Auftrag der der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, die großteils
Eigentümerin der jüdischen Friedhöfe ist, wurden diese systematisch
erfasst. Das Bundesdenkmalamt überprüfte zudem die Friedhöfe auf ihre
Denkmalwürdigkeit und nahm über 60 davon in die so genannte § 2a-
Verordnung des Bundesdenkmalamtes auf, wodurch sie unter Schutz
gestellt sind. Die Friedhöfe umfassen jeweils zwischen zehn und
mehreren hundert Grabstellen, die Grabsteine datieren aus dem 15. bis
ins 20. Jahrhundert. Mit Unterstützung des Fonds können diese
Friedhöfe vor dem Verfall bewahrt werden.
Nähere Informationen über den Friedhofsfonds finden Sie unter:
https://www.friedhofsfonds.org/startseite.html. (Schluss) jan
HINWEIS: Fotos finden Sie auf der Website des Parlaments unter
www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/ARCHIV.
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