- 01.09.2017, 11:20:43
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- OTS0085
Afghanische Geflüchtete fordern Gerechtigkeit und Abschiebestopp
Erklärung der afghanischen Geflüchteten zum Wiener Refugee-Protestcamp 2017
Utl.: Erklärung der afghanischen Geflüchteten zum Wiener
Refugee-Protestcamp 2017 =
Wien (OTS) - Als Antwort gegen die fortgesetzten Abschiebungen sind
afghanische Geflüchtete in Österreich mit einer Protestkampagne an
die Öffentlichkeit getreten. Auftakt war ein 4-tägiges Camp im Wiener
Sigmund Freud Park vom 25. bis 28. August.
Wir afghanischen Geflüchteten möchten auf die lebensgefährliche
Situation in Afghanistan aufmerksam machen und haben diesbezüglich
folgende Forderungen an die österreichische Regierung:
1) Wir wollen einen SOFORTIGEN Stopp der Abschiebungen nach
Afghanistan. Das Abkommen zwischen der Regierung Afghanistans und der
EU müssen gestoppt werden – dieses ist eine völlige Missachtung
grundlegender Menschenrechte. Afghanistan ist nicht sicher, das
beweisen die täglichen Meldungen über Anschläge in den Medien. Wir
fordern von der österreichischen Regierung, dass sie die zahlreichen
offiziellen Berichte, wie von UNAMA oder Amnesty International
ernstnimmt, sie den Anstieg der Todeszahlen durch
Selbstmordattentate, Bombenexplosionen und gewalttätige Angriffe bei
der Entscheidung über Asylanträge berücksichtigt und auf Grundlage
dessen die Sicherheitslage in Afghanistan neu bewertet. Auch die
UNHCR Richtlinien für Afghanistan unterstreichen, dass in Afghanistan
keine Region – und hiermit auch keine Großstadt - auf Grund der
prekären Sicherheitslage und ihrer stetigen Verschlechterung als
sicher gelten kann.
2) Keine Entscheidungen mehr auf Grundlage von einseitigen
Expertisen. Die Österreichischen Behörden verleihen einzelnen
Gutachten über die Situation in Afghanistan mehr Gewicht, als denen
von renommierten internationalen Organisationen und ExpertInnen.
Daher werden Asylanträge afghanischer Geflüchteter oft auf Grundlage
von veralteten oder beschönigenden Informationen abgelehnt und die
Geflüchteten erneut der Gefahr ausgeliefert. Das von uns kritisierte
Gutachten Mahringers geht von einer sicheren Rückkehr für afghanische
Geflüchtete in die Großstädte - besonders nach Kabul - aus. Die
Realität ist aber eine andere. Zahlreiche Anschläge, staatliche
Korruption, sowie landesweite Verfolgung durch Aufständische, machen
ein Überleben in Kabul für abgeschobene Geflüchtete unmöglich.
Unterkunft, Infrastruktur und Arbeit, aber besonders Sicherheit oder
der Rückgriff auf soziale Netzwerke als Unterstützung, sind nicht
vorhanden. Die Gefahr von Anschlägen und die Drohungen durch die
Taliban und die ISIS, die in Afghanistan herrschen – und die auf dem
Parkett der internationalen Politik gefürchtet und viel diskutiert
werden - sind real und machen das Leben in Afghanistan zu einen
Überlebenskampf. Die meisten Abschiebungen von Österreich nach
Afghanistan werden auf der Grundlage falscher beziehungsweise
inaktueller Informationen vollzogen.
3) Wir fordern faire Asylverfahren, die von kompetenten, unabhängigen
und unvoreingenommenen DolmetscherInnen begleitet werden, sowie
Zugang zu ausreichend qualifizierter Rechtsberatung und
verständlicher rechtlichen Information von Beginn an bis zum Ende
unserer Asylverfahren. Zudem wünschen wir uns gleichberechtigten
Zugang zu Integration und hiermit zu den öffentlichen Schulen – auch
für geflüchtete Jugendliche, die das fünfzehnte Lebensjahr bereits
erreicht haben. Wir fordern die Anerkennung afghanischer Geflüchteter
in Österreich ohne Diskriminierung.
Einen Bericht und genaue Analyse unserer Forderungen finden sie unter
folgendem Link: https://www.ots.at/redirect/document
Wir setzen unseren Protest fort, bis die Abschiebungen gestoppt
werden!
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