• 10.08.2017, 08:00:01
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Greenpeace: Synthetik-Kleidung verursacht massive Meeresverschmutzung

Winzige Plastikfasern gelangen durch Waschen von Kleidung ungefiltert in die Ozeane

Utl.: Winzige Plastikfasern gelangen durch Waschen von Kleidung
ungefiltert in die Ozeane =

Wien (OTS) - Billige Kunstfasern in unserer Kleidung haben
katastrophale Auswirkungen auf die Weltmeere, warnt Greenpeace. Ein
aktueller Bericht der Umweltschutzorganisation zeigt auf, dass
bereits rund 60 Prozent aller Textilien Polyester enthalten, Tendenz
steigend. Beim Waschen solcher Synthetik-Kleidung gelangen
zigtausende Mikroplastikfasern ins Abwasser. Diese Fasern sind so
klein, dass sie von handelsüblichen Waschmaschinen nicht gefiltert
werden können, und auch Kläranlagen können sie nur unzureichend
aufhalten: Das Plastik landet direkt in den Meeren. Kleidung aus
Polyester ist außerdem billig. Das befeuert das rasche Kaufen und
Wegwerfen von Textilien, den so genannten Fast-Fashion-Trend.
Greenpeace fordert Textil-Konzerne auf, statt auf Wegwerf-Mode
vermehrt auf umweltfreundlich produzierte und langlebige Kleidung zu
setzen.

„Eine Fleecejacke kann pro Waschgang bis zu eine Million
Mikroplastikfasern verlieren, ein Paar Nylon-Socken immerhin
136.000“, sagt Nunu Kaller, KonsumentInnensprecherin bei Greenpeace
Österreich. „Die Verschmutzung unserer Meere durch Mikroplastik hat
inzwischen epidemische Ausmaße angenommen. Die winzigen
Plastikpartikel wurden bereits an entlegenen Sandstränden, in der
Arktis und sogar in der Tiefsee nachgewiesen. Laut wissenschaftlichen
Untersuchungen gibt es inzwischen Buchten, in denen sechsmal mehr
Mikroplastik als Plankton schwimmt.“

Mikroplastik gilt als große, noch lange nicht vollständig erforschte
Gefahr für die Meeresflora und -fauna. Problematisch ist dabei unter
anderem, dass sich an den Plastikpartikeln, die von Meeresbewohnern
gefressen werden, Schadstoffe aller Art anlagern können.
Mikroskopisch kleine Planktontierchen sind davon genauso negativ
betroffen wie große Meeressäuger. Doch Mikroplastik kann auch in
menschliche Körper gelangen. „Wer sich einen leckeren Fisch auf den
Grill legt, muss damit rechnen, dass in den Eingeweiden des Tieres
Mikroplastikfasern stecken. Man isst also quasi indirekt seine eigene
Kleidung“, erklärt Nunu Kaller. Es ist noch unklar, wie sich
Mikroplastik im menschlichen Körper verhält. Sehr kleine Partikel
können womöglich in das Körpergewebe eindringen und Entzündungen
auslösen.

Laut einer EU-Studie spülen allein Europas Waschmaschinen jährlich
30.000 Tonnen Synthetik-Fasern ins Abwasser. Kläranlagen können diese
Mikroplastikfasern am Weg in die Weltmeere übrigens nicht aufhalten:
Die Ergebnisse internationaler Studien schwanken zwischen 60 und 90
Prozent Fasern, die von den Aufbereitungsanlagen erwischt werden
können. Doch selbst wenn man von der höheren Zahl ausgeht, ist der
Erfolg mäßig. „Die Fasern landen im Klärschlamm und damit wiederum in
der Umwelt. Dadurch ist wenig gewonnen“, sagt Kaller. Ein Ende des
Synthetik-Booms ist nicht in Sicht: In den Jahren 2000 bis 2016 stieg
etwa der Einsatz von Polyester in der Textilindustrie von 8,3 auf
21,3 Millionen Tonnen weltweit. Gleichzeitig hat sich die
Textilproduktion insgesamt verdoppelt, mit einem Polyesteranteil von
60 Prozent – und für 2030 wird sogar ein Anteil von 70 Prozent
prognostiziert. „Hier braucht es eine Trendwende“, sagt Kaller. „Die
Modeindustrie muss in Zukunft verstärkt auf umweltfreundlich
produzierte, langlebige und recyclingfähige Textilien setzen.“

Ein Boykott speziell von Polyesterkleidung durch Konsumentinnen und
Konsumenten ist laut Greenpeace keine Lösung. Ein solcher würde das
Problem lediglich auf andere Rohstoffe verlagern. Stattdessen rät
Kaller, besser zwei Mal beim Kauf eines neuen Kleidungsstücks
nachzudenken: „Das Hauptproblem sind die schieren Mengen an
produzierter Kleidung und der schnelle Konsum. Wir müssen lernen,
wieder weniger zu konsumieren und auf Qualität und Reparierbarkeit zu
achten. Kleidung muss außerdem nicht immer neu gekauft werden, es
gibt bereits viele Kleidertauschbörsen und Second-Hand-Läden. Echte
Mode ist mehr als nur eine bloße Verpackung, die man kurzeitig nutzt
und dann wegwirft. Mode soll nicht umweltbelastend, sondern
identitätsstiftend sein.“

Hier finden Sie den Greenpeace-Bericht „Mikrofasern: Gefahr aus dem
Kleiderschrank“: http://bit.ly/2vhHrOC

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