- 10.07.2017, 11:32:37
- /
- OTS0060
„kreuz und quer“ am 11. Juli: „Konstantinopel – Untergang und Neubeginn“ und „Generation Dschihad“
Wien (OTS) - Byzanz, Konstantinopel, Istanbul – drei magische Namen
für eine einzige Stadt. Diese wird im Laufe ihrer wechselvollen
Geschichte zum Zentrum zweier Weltreiche und zur Heimat für die
unterschiedlichsten Religionen. Der britische Historiker Simon Sebag
Montefiore macht sich in einer dreiteiligen Dokumentation auf eine
Spurensuche in der Metropole am Bosporus, um die Geschichte der Stadt
lebendig werden zu lassen. Im zweiten Teil, den „kreuz und quer“ –
präsentiert von Doris Appel – am Dienstag, dem 11. Juli 2017, um
22.35 Uhr in ORF 2 zeigt, wird aus dem griechischen Konstantinopel
das türkische Istanbul. Teil drei folgt am 18. Juli.
Die Flucht junger Menschen aus einer Welt, die sie überfordert,
ausgrenzt und schlussendlich in einem völlig sinnentleerten Alltag
zurücklässt, endet immer wieder in einer Radikalisierung. Immer
wieder werden Jugendliche zu religiösen Fanatikern, IS-Kämpfern und
Terroristen. Ein weltweites Phänomen, das mit brutalen Anschlägen zu
einem Gefühl ständiger Bedrohung heranwächst. „Generation Dschihad“
geht um 23.20 Uhr den Ursachen für diese Radikalisierung mitsamt
ihren Auswirkungen auf den Grund und gibt Einblick in die
Gedankenwelt jener, die sich auf der Suche nach ihrem Platz in der
Gesellschaft in eine fundamentale Weltanschauung verirrt haben und so
zur akuten Gefahr geworden sind.
Konstantinopel – Untergang und Neubeginn (2) – Ein Film von Jack
MacInnes
Die Dokumentation setzt rund 400 Jahre vor der Eroberung durch die
Osmanen ein. Denn der Anfang vom Ende beginnt mit einer Konfrontation
von Christen und Christen. Der Konflikt zwischen Konstantinopel und
Rom, zwischen Griechen und Römern, Orthodoxie und
römisch-katholischer Kirche schwelt längst, als der 4. Kreuzzug eine
riesige Horde Kreuzfahrer in die Stadt bringt. Diese verhalten sich
alles andere als christlich. Wie „betrunkene Hooligans“ hätten sich
die ersten Kreuzfahrer benommen, erläutert der Historiker Peter
Frankopan. Zunächst Verbündete der Byzantiner, werden sie schließlich
zu deren Nemesis. Die Stadt und ihre Bevölkerung werden
ausgeplündert, niedergemacht, getötet.
Nach einer unerwarteten, erneuten kurzen Blütezeit – der sogenannten
Byzantinischen Renaissance – kommt es schließlich zur Eroberung durch
die Osmanen unter Sultan Mehmet II. Dieser macht die Stadt zu seiner
Hauptstadt – und zur Hauptstadt des Islam. Beispielhaft dafür steht
die Verwandlung der großen Kathedrale Hagia Sophia in die große
Ayasofya-Moschee. Und Mehmet II. erweist sich überdies nicht nur als
kampferprobter Eroberer und brillanter Militärstratege, sondern auch
als weltoffener Ästhet, der Griechisch, Latein und Hebräisch liest
und eine Vision dieser Stadt hat, die alles andere als repressiv ist.
Seine Hauptstadt prosperiert und zeigt bald eine große Vielfalt an
religiösen Überzeugungen. Nach zwei Jahrhunderten Krieg, Blockade und
Entvölkerung florierten die Märkte der Stadt am Bosporus einmal mehr.
Und Sultan Mehmet versuchte ganz bewusst, Menschen von überall her
nach Istanbul zu locken und hier anzusiedeln – ganz unabhängig von
ihrem Glauben oder ihrer Nationalität. Aus dem Osten kommen
christliche Armenier, muslimische Araber und Kurden. Aus dem Westen
Europas gewinnt er Juden und Araber, die vor den dortigen
Repressionen fliehen. Vom Balkan kommen Albaner, Griechen, Serben und
Bosnier. Istanbul wird zur „Zuflucht der Welt“.
Die Dokumentation folgt den Stationen der Geschichte und versucht,
die wechselvollen Wendungen fassbar zu machen: imperiale
Prachtentfaltung ebenso wie die desaströsen Folgen der Kriege und
Katastrophen, die die Stadt durchlebt, bis hin zum Neubeginn als
Hauptstadt der Osmanen.
„Generation Dschihad – Über die Radikalisierung Jugendlicher in
Zeiten des globalen Terrors“ – Ein Film von Peter Kullmann und
Magdalena Maier
Weshalb geben Jugendliche – vorwiegend junge Männer – ihr Leben hier
in Österreich und Europa auf, schließen sich einer Terrororganisation
an und geraten in die Fänge des IS? Und wie kann es gelingen,
Jugendliche vor einer Radikalisierung zu bewahren und in die
Gesellschaft zu integrieren? Peter Kullmann und Magdalena Maier haben
nachgefragt: bei Betroffenen sowie bei Expertinnen und Experten.
Als Joachim Gerhard erfuhr, dass seine beiden Söhne nach Syrien
gereist sind, um sich dem sogenannten „Islamischen Staat“
anzuschließen, wollte er seinen Ohren nicht trauen. Zwei Jahre sind
seither vergangen. Nachvollziehen kann der Unternehmer aus Kassel die
Entscheidung seiner Söhne, sich von ihrer Familie, ihren Freunden und
ihrem Leben in Kassel abzuwenden und dem Westen den Kampf anzusagen,
bis heute nicht. Es sind – wie der Fall der beiden Jugendlichen aus
Kassel zeigt – längst nicht nur muslimische Jugendliche oder solche
mit Migrationshintergrund, die sich dem „Islamischen Staat“
anschließen. Es wäre also zu einfach, für die Radikalisierung von
Jugendlichen allein den Islam verantwortlich zu machen, sind sich
Fachleute einig. Oft seien Jugendliche, die ihren Platz in der
Gesellschaft nicht gefunden haben, die keinen Sinn im Leben finden
und zu den Verlierern unserer kapitalistisch geprägten Gesellschaft
zählen, besonders gefährdet. Radikale Prediger und Verführer hätten
dann leichtes Spiel, dem westlichen Nihilismus ein besseres, ein
erfüllendes Sinnstiftungsangebot gegenüberzustellen, meint etwa der
international anerkannte Politologe und Islamexperte Olivier Roy. Die
Wiener Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie Gabriele Wörgötter
hat Jugendliche, die sich radikalisiert haben und deshalb in Haft
waren, untersucht und begleitet. Aus ihren Beobachtungen geht hervor,
dass die islamistischen Radikalisierer ein besonderes Gespür für
Jugendliche haben, auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen,
eine Beziehung aufbauen und einen Ausweg aus der sozialen Isolation
und Deprivation anbieten würden.
Der IS wirbt vor allem im Internet mit Propaganda-Videos um junge
Menschen. Rüdiger Lohlker, Islamwissenschafter an der Universität
Wien, analysiert diese Videos im Rahmen seiner Forschungstätigkeit.
Ein verquerer Gerechtigkeitssinn, antiquierte Männlichkeitsideale und
die Verherrlichung von Gewalt und Terror seien die dominierenden
Themen, mit denen gezielt Jugendliche angeworben werden sollen. Genau
an diesen Punkten versucht der Wiener Verein „Not in God’s Name“
anzusetzen. Man will gezielt gefährdete Jugendliche vom Weg in die
Radikalisierung abhalten. Im Kampfsportverein Tosan im zweiten Wiener
Gemeindebezirk wird trainiert und gemeinsam Zeit verbracht. Der
Verein spricht in erster Linie muslimische Jugendliche mit
Migrationshintergrund an. Erfolgreiche Sportler als Testimonials
werden den Jugendlichen als Idole zur Seite gestellt. „Sport als
Prävention“ lautet hier die Devise. Man könne freilich nicht alle
gefährdeten Jugendlichen erreichen, so der Mitbegründer des Vereins,
Alexander Karakas, doch man versuche, eine Vorbildfunktion
einzunehmen und den jungen Menschen in ihrer Identitätssuche unter
die Arme zu greifen.
„Im Endeffekt hab ich mein Leben einfach ruiniert, alles kaputt
gemacht, und jetzt langsam bau ich es wieder auf“, erzählt einer der
Jugendlichen, dem es gelungen ist, aus Syrien zurückzukehren. Ein
knappes halbes Jahr lernte er den IS von innen kennen, war Mitglied
jener Terrororganisation, die für unzählige Anschläge verantwortlich
zeichnet. Angst, Misstrauen und Gewalt seien an der Tagesordnung
gewesen, erzählt er. Schnell sei ihm klar gewesen, hier kann und
möchte er nicht bleiben. Einige Monate haben die Fluchtvorbereitungen
jedoch gedauert, denn – so der junge Mann – ständig musste er
befürchten, dabei entdeckt und dafür bestraft zu werden: Auf
Desserteure – so erzählt er – warte nämlich die Todesstrafe. Zurück
in Europa wurde der junge Mann für einige Monate inhaftiert. Nun
versucht er mit seiner Vergangenheit aufzuräumen, zu begreifen, was
geschehen war, und zu verstehen, warum gerade er in die Fänge dieser
radikalen Islamisten geraten konnte.
Die Sendungen sind auf der Video-Plattform ORF-TVthek
(http://TVthek.ORF.at) – vorbehaltlich vorhandener
Online-Lizenzrechte – als Live-Stream sowie nach der TV-Ausstrahlung
sieben Tage als Video-on-Demand abrufbar.
Das gesamte TV-Angebot des ORF – ORF eins, ORF 2, ORF III, ORF SPORT
+ sowie 3sat – ist auch im HD-Standard zu empfangen. Alle
Informationen zum ORF-HD-Empfang und zur Einstellung der neuen
HD-Angebote finden sich auf der Website hd.ORF.at, die
ORF-Service-Hotline 0800 / 090 010 gibt kostenfrei aus ganz
Österreich persönliche Hilfestellung.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NRF






