Primärversorgungsgesetz beschlossen
Sind die Reformen aus Sicht der Gesundheitsberufe wirklich für alle gelungen?
Wien (OTS) - Angesichts der demographischen Entwicklungen und der sich enorm verändernden Bedürfnisse der Menschen auch im Hinblick auf eine professionelle, qualitativ hochwertige und nachhaltig gesicherte Gesundheitsversorgung sind Reformen in eben diesem Bereich, insbes. jenem der primären Gesundheitsversorgung dringendst notwendig: das derzeitige Angebot in Gesundheitseinrichtungen stößt zunehmend an seine Grenzen. Darüber hinaus ist es schon lange offensichtlich, dass die Rollen und Versorgungsaufträge der Gesundheitsberufe insgesamt neu zu definieren sind.
Zwar wurde am Mittwoch im Nationalrat ein Gesundheitsreformumsetzungsgesetz (GRUG 2017) beschlossen, welches den erforderlichen rechtlichen Rahmen zur Errichtung von insgesamt 75 Primärversorgungseinheiten bis 2021 schafft. Auch zeichnen sich diese sog. PVE durch gute Erreichbarkeit, längere Öffnungszeiten und ein umfassendes Leistungsangebot aus. Wirklich zukunftsweisende Reformschritte, so wie sie dringend nötig wären, lässt das beschlossene Gesetz indes nicht erkennen. An bestimmten tradierten, hierarchisch orientierten Strukturen wird – und das führt den echten Reformwillen ad absurdum – nach wie vor nicht gerüttelt.
Erstversorgungszentren als GesellschafterIn zu gründen und zu betreiben ist nach langem politischen hin und her im Gesetz ein Monopol der ÄrztInnen. „In einer multiprofessionell breit aufgestellten Gesundheitsversorgung der Zukunft müssen aber qualifizierte Gesundheitsberufe mit ÄrztInnen auf Augenhöhe zusammenarbeiten können“, kritisiert die Präsidentin von MTD-Austria, Mag. Gabriele Jaksch.
Etwa 80 Prozent der direkten Gesundheitssystemkosten werden von chronischen PatientInnen verursacht. Die lebensqualitätsverbessernde Versorgung dieser PatientInnen in den Primärversorgungseinrichtungen wird hauptsächlich in den Händen von gehobenen medizinisch-technischen Berufen und der Pflege liegen.
Dass ein so wichtiges Rahmengesetz die Verankerung des bestehenden Potentials für eine echte Modernisierung für die Gesundheitsversorgung der Menschen, sowie zeitgemäße Strukturen (Leistungsdarstellung, Leistungsabgeltung inkl. eigener Verhandlungen) für die gehobenen medizinisch-technischen Dienste (Biomedizinische Analytik, Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Orthoptik, Radiologietechnologie) im Rahmen der Primärversorgung vermissen lässt, ist ein weiteres Indiz für eine allzu oft nicht wirklich der Sache, sondern vielmehr den Interessen der jeweils mächtigsten Lobby dienenden Politik.
MTD-Austria hat sich stets bereit erklärt, jegliche Initiativen, die der Erhaltung und Weiterentwicklung einer modernen Gesundheitsversorgungdienen, unabhängig von der politischen oder berufspolitischen Intention konstruktiv zu bereichern und ist auch weiterhin bereit, als verlässlicher Partner im Gesundheitswesen Verantwortung zu übernehmen.
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