Stellungnahme zur Entscheidung des Presserats vom 2.6.2017 bzgl „Verletzung des Identitätsschutzes“ eines angeklagten Arztes in Krone und Kurier
Utl.: Stellungnahme zur Entscheidung des Presserats vom 2.6.2017
bzgl „Verletzung des Identitätsschutzes“ eines angeklagten
Arztes in Krone und Kurier =
Wien (OTS) -
Lieber Presserat,
Sie schreiben, dass die Namensnennung in erster Linie deshalb
erfolgte, weil der Bruder des Angeklagten in der Öffentlichkeit
steht.
Wir, Stephanie Lopatka, Madlen Lopatka, Miriam Lopatka und Josef
Lopatka, möchten zur Entscheidung des Presserats vom 2.6.2017
folgendes festhalten:
Wir sind Kinder, Patienten und Opfer des beschuldigten Arztes, gegen
den jetzt ein Strafverfahren am Landesgericht Graz läuft. Wir haben
den Eindruck, dass wir von Behördenwillkür betroffen sind, eben weil
der Bruder des Angeklagten Spitzenpolitiker in der Bundesregierung
ist. Wir leben seit Jahren in Todesangst vor unserem Vater und sind
aufgrund nachgewiesener politischer Interventionen an die
Öffentlichkeit gegangen. Auch andere Betroffene haben Angst, vor der
Behörde auszusagen oder eine Anzeige zu machen, weil sie negativen
Konsequenzen befürchten.
Wir haben Krone und Kurier die Erlaubnis erteilt, dass in der
Berichterstattung zu diesem Strafverfahren unser Familienname genannt
werden darf, weil wir im Laufe des Verfahrens den Eindruck bekommen
haben, dass uns gerade wegen des Familiennamens unseres Vaters bzw.
aufgrund seiner Verwandtschaft zu einem ÖVP-Spitzenpolitiker Hilfen
versagt und Fakten unterdrückt wurden.
Beispiele für die Unterdrückung von Fakten:
+ Die örtliche Polizei: Sie verweigerte die Protokollierung
krimineller Handlungen des Beschuldigten, später wurde nur
widerwillig dokumentiert.
+ Der Bezirkshauptmann weigerte sich anfänglich trotz Meldung über
kriminelle Handlungen des Beschuldigten, eine Anzeige zu machen. Und
dies obwohl der hauseigene Amtspsychologe dies auch empfohlen hatte.
+ Kripo zögerlich: Obwohl unser Vater massive Drohungen gegen uns
ausgesprochen hat („dass er unser Haus samt Inhalt in die Luft
sprengen will“, „unser Mutter Säure ins Gesicht schütten will“, „mit
einer Glock das Hirn wegschießen will“...), verweigerte die
Kripobeamtin die Anzeige gegen ihn.
+ Ungeklärter „Selbstmord“: Als die „Geliebte“ unseres Vaters, die in
erster Linie eine Patientin von ihm war und zum damaligen Zeitpunkt
psychische Probleme hatte, Angst bekam und sich von ihm trennte,
wurde sie von einer weiteren Lebensgefährtin und Patientin unseres
Vaters massiv bedroht. In ihrer Todesangst vertraute sie sich ihrem
Vater an. Drei Tage nachdem dieser ihr Hilfe versprochen hatte, lag
er erschossen mit einer nicht registrierten Waffe unseres Vaters da.
Schmauchspuren konnten nicht festgestellt werden. Angehörige und die
ihn betreuende Krankenschwester sagen, dass er an beiden Armen in
seiner Beweglichkeit extrem eingeschränkt gewesen sei. Ein von der
Tochter des Toten angestrengtes Verfahren u. a. wegen Ausnutzung des
Autoritätsverhältnisses wurde eingestellt. Sie leidet heute unter
einer posttraumatischen Belastungsstörung. Dass sie darüber in den
Medien spricht, ist uE nicht das Ausnutzen einer „Bühne“ sondern ein
Hilfeschrei.
+ Interventionen beim Gutachter: Der Gerichtsgutachter Dr. Walzl, der
unsere Glaubwürdigkeit hätte untersuchen sollen, hat seinen Auftrag
an die Staatsanwaltschaft Graz zurückgelegt, weil lt dessen eigenen
Angaben wochenlang von Kollegen und Politikern interveniert wurde.
+ Hausdurchsuchung: Als es endlich eine Hausdurchsuchung bei unserem
Vater gab, fanden die Behörden eine ausgebaute Festplatte am PC. Der
nächste für uns Kinder bestellte Gutachter aus Kärnten
diagnostizierte, dass das Verhalten von Dr. L. schwere Auswirkungen
auf uns hatte und belastet ihn damit.
+ Die Ärztekammer: Diese reagierte nicht, trotz massiver Vorwürfe
(auch die ärztliche Tätigkeit betreffend) und trotz vieler Opfer.
Sehr geehrter Presserat, mit ihrer Verurteilung von Krone und Kurier
betreiben Sie uE Täterschutz und nicht Opferschutz. Ohne die
Prominenz unsers Vaters bzw. seines Politikerbruders hätten wir und
möglicherweise auch andere betroffene PatientInnen bereits Hilfe
bekommen. Vielleicht hätte man sich mit der Analyse des
Gewaltschutzzentrum befasst, das Untersuchungshaft für unseren Vater
empfohlen hat, weil eine schwere und unmittelbar bevorstehende
Straftat durch ihn nicht ausgeschlossen werden kann.
Wir danken deshalb jeder Zeitung, die uns hilft, diesen Wahnsinn
öffentlich zu machen, mit dem wir leben müssen: mit den
Behinderungen, Unterdrückungen von Fakten und zahlreichen politischen
Interventionen im Rahmen dieses Strafverfahrens.
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