- 08.06.2017, 11:13:08
- /
- OTS0088
Vatertag: Entfremdete Väter haben wenig Grund zum Feiern
Trennungs-Kinder ohne Vaterkontakt entwickeln pathologische Ablehnung – „Alienation Syndrom“
Utl.: Trennungs-Kinder ohne Vaterkontakt entwickeln pathologische
Ablehnung – „Alienation Syndrom“ =
Wien, Graz (OTS) - Am Vatertag gibt es für Trennungskinder ohne
Kontakt zum Papa wenig Grund zum Feiern, ebenso wenig wie für die
„entsorgten Väter“. Faktum ist: Rund 15% aller Scheidungen sind
hochstrittig. Laut einer Studie des Deutschen Jugend Instituts 2016
hat ein Drittel der Kinder nach der Trennung der Eltern, keinen
Kontakt zum getrennt lebenden Elternteil. In Österreich verhält es
sich ähnlich. In der Regel geht die Beziehung zwischen Vater und Kind
verloren.
„Parental Alienation Syndrom“ (PAS)
Diesem Kontaktabbruch geht in vielen Fällen ein Entfremdungsprozess
voraus. „Das sogenannte „Parental Alienation Syndrom“ (PAS)
beschreibt Symptome der Ablehnung bis zur massiven Feindseligkeit
gegenüber dem nicht betreuenden Elternteil, zu dem vor der Trennung
eine liebevolle Verbindung bestand“, erklärt Assoc. Prof. Dr. Claudia
Klier, Leiterin der pädiatrischen Psychosomatik der Medizinischen
Universität Wien. „Symptome wie unbegründete Zurückweisung und
Verunglimpfung, reflexartige Parteinahme für den betreuenden
Elternteil, Ausweitung der Feindseligkeit auf die gesamte Familie und
das Umfeld des zurückgewiesenen Elternteils sowie Verleugnung von
Schuldgefühlen wegen der eigenen Zurückweisung des Vaters können
auftreten.“
Loyalitätskonflikt
Auch wenn das „Parental Alienation Syndrom“ in Österreich nicht
anerkannt ist, kennen ExpertInnen diese Phänomene aus der klinischen
Arbeit. „Dazu ist es gar nicht nötig, dass der betreuende Elternteil
das Kind bewusst instrumentalisiert“, so Prof. Klier. Das Kind kann
sehr gut an Mimik, Gestik und den Zwischentönen erkennen, wie der
Elternteil, von dem es abhängig ist, zu dem nicht betreuenden
Elternteil - meist dem Vater - steht. „Das bringt das Kind in einen
Loyalitätskonflikt.“ Manche Kinder lösen diesen, indem sie sich mit
der Mutter bedingungslos solidarisieren. Hierbei entwickeln sie
pathologische Symptome mit langanhaltenden Folgen für die
Persönlichkeitsentwicklung oder die psychische Stabilität.
Hyperaktivität, ein gestörtes Sozialverhalten, Fremd- und/oder
Autoaggressivität und ein geringes Selbstvertrauen sind dabei nur
einige der möglichen Folgen.
Geringschätzung der Vater-Kind Beziehung?
Trotzdem wird PAS nicht ernstgenommen. „Die Beziehung der Väter zu
deren Kindern wird gesellschaftspolitisch nach wie vor gering
geschätzt“, erklärt Anton Pototschnig vom der Plattform
Doppelresidenz. „Dementsprechend tun sich Mütter leicht, Väter
auszugrenzen. Behörden setzen ihnen dabei kaum Grenzen.“ Jugendämter
sehen darin keine Gefährdung fürs Kind, RichterInnen treten verbal
zwar immer öfter dagegen auf, setzen aber kaum Maßnahmen. Doch auch
Mütter können davon betroffene sein. Ein aktueller Zeitartikel
schildert Fallgeschichten
http://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2017-05/eltern-kind-entfremdung-psychologie-vaeter
Ganz anders u.a. in Frankreich wo gezielte Kontaktverhinderung ein
Strafdelikt ist. Diese Haltung zeigt im besten Sinne einer
Generalprävention Wirkung. Kontaktverhinderung ist dort die Ausnahme.
In Österreich hingegen wird meist zugunsten der Mutter verfahren: War
Gewalt im Spiel, in welcher Form auch immer, ist auf den ersten Blick
eine Abgrenzung nachvollziehbar. In vielen Fällen aber gibt es keinen
nachvollziehbaren Grund. Die Entfremdung geschieht, weil zumeist
Mütter es so wollen. „Es fehlt am politischen Willen, aber auch an
der Bereitschaft von Fachleuten, sich mit dieser Problematik
auseinander zu setzen um diese schneller zu erkennen und gezielt
dagegen vorzugehen“, so Pototschnig.
Zusätzliche Lösungsansätze:
Mit Hilfe eines Kinderbeistandes (http://jba.gv.at) und/oder eines
Gruppenangebots, wie es der Verein Rainbows (https://www.rainbows.at)
seit vielen Jahren erfolgreich anbietet, werden Kinder gestärkt.
Beides hilft ihnen, den Loyalitätskonflikt zu mildern, Schuldgefühle
abzubauen und ihren eigenen Weg zu finden. Schlussendlich ist der
Gesetzgeber gefragt, hier wie bereits in vielen anderen Ländern die
Doppelresidenz zu fördern, um auch Trennungskindern ein Leben mit
beiden Elternteilen zu ermöglichen und beiden Elternteilen ein Leben
mit ihrem Kind/ihren Kindern. In Schweden leben 40% der
Scheidungskinder bei beiden Elternteilen gleichermaßen. Das sollte
auch ein Ziel für Österreich sein.
Geschichte von Dr. K. - Kein Einzelfall
Ein besonders krasser Fall ist jener der Tochter eines Grazer Arztes:
Gerda (Namen geändert) wurde 2000 geboren und wuchs vorerst liebevoll
von beiden Elternteilen betreut auf. Die Mutter verschuldete sich
zunehmend (Ordination und Firma) und ging daraufhin mit einer
Schuldenlast von 1,7 Mio € (!) in Konkurs und riss ihren Mann, der
gebürgt hatte, ebenso hinein. Es versteht sich von selbst, dass
daraus Spannungen resultierten. Es kam zur Scheidung. Die Mutter zog
aus, das Haus musste verkauft werden, sie separierte Gerda und
verbot jegliche Kontaktversuche des Vaters zu Gerda. 2009 wurde dem
Vater ein (gutachterlich empfohlenes) Besuchsrecht zuerkannt, das von
der Mutter jedoch sofort (ungestraft) boykottiert wurde. Erst Mitte
2010 konnten 3 begleitete Besuche absolviert werden, die von den
Begleiterinnen alle positiv eingestuft wurden; die Mutter jedoch
behauptete bei der Tochter Panikattacken und Albträume nach jedem
Besuch. 2011 beschwerte sich Gerda bei ihrem letzten Besuch, dass die
Mutter erzählt habe, dass der Vater sie und ihre Stiefschwester
„heimlich geschlagen habe“. Diese falsche Aussage wurde ungeprüft
Basis für eine gerichtliche Aussetzung des Besuchs- und
Kontaktrechtes. Später meinte Gerda, dass sie (PAS-typisch) ihren
Vater nicht mehr sehen wolle. Gerda hat den Vater, der seine Tochter
vor 6 Jahren zuletzt gesehen und gesprochen hat, nun „verdrängt“ und
will ihn nie mehr sehen.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PUR