- 28.04.2017, 09:58:28
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4. IGV Nahverkehrskongress in Salzburg: Digitalisierung im Fokus
Branchentreff der heimischen Mobilitätsexperten zu Kernfragen künftiger Mobilität

Utl.: Branchentreff der heimischen Mobilitätsexperten zu Kernfragen
künftiger Mobilität =
Wien/Salzburg (OTS) - Wird der Öffentliche Verkehr wegdigitalisiert?
Werden selbstfahrende Autos den Personenverkehr auf der Bahn
ersetzen? Übernehmen Öffi-Drohnen die Macht? Molekularisieren sich
die großen Gefäße im Öffentlichen Verkehr? Was tun gegen drohende
Verkehrsinfarkte und warum gibt es im kleinen Finger keine Aorta? Der
hochkarätig besetzte Branchentreff der deutschsprachigen
Mobilitäts-Experten am 25. Und 26. April 2017 stand ganz unter dem
Stern des Zukunftsdenkens. Gemäß dem Motto „Stillstand ist
Rückschritt“ nehmen die Experten aus Verkehrsunternehmen,
Verkehrsverbünden, Interessensvertretungen, Think Tanks und
Wissenschaft die Herausforderungen der zukünftigen Mobilitätsfragen
mit Elan an – immerhin stehen sie auch morgen den Fahrgästen in der
Pflicht!
Die technischen Möglichkeiten sind auch in Fragen der Mobilität
scheinbar unbegrenzt, doch wie werden und wollen wir uns künftig von
A nach B bewegen? Sind selbstfahrende Autos die Antwort auf Stau und
Stress oder droht mit fortschreitender Digitalisierung der große
Jobkiller im Öffentlichen Verkehr? Immerhin machen Personalkosten
derzeit einen großen Teil der Kosten aus, da erscheint der
Modebegriff „autonomes Fahren“ zumindest aus Sicht der Beschäftigten
möglicherweise in einem ganz andren Licht. Am 4. Nahverkehrskongress,
veranstaltet von der Interessengemeinschaft Österreichischer
Verkehrsverbünde (IGV) und dem Fachverband der Schienenbahnen (WKO)
gemeinsam mit den Gastgebern Land Salzburg, Salzburger
Verkehrsverbund (SVV) und Salzburg AG wurden diese wichtigen Fragen
offen und kontrovers diskutiert.
Diskussionsbeiträge und teilweise aufrüttelnde Impulse kamen vom
renommierten Zukunftsforscher Matthias Horx, der das Konzept der
Megatrends anhand der Mobilitätsfrage plastisch darlegte und gleich
einmal vor allzu großer Sicherheit bei der Prognose von
Zukunftsfragen warnte. Unterschätzen dürfe man aber weder in der
Automobilbranche noch im Öffentlichen Verkehr die massiven
Umwälzungen, die durch Digitalisierung, neue Arbeits- und
Lebensformen oder gesellschaftliche Umbrüche möglich sind. Der Drohne
als großem Heilsbringer in Transport- und Mobilitätsfragen erteilt
Horx auf Nachfrage eine klare Absage.
Aus der Sicht eines Insiders der Automobilindustrie beleuchtete Dipl.
Ing. Thomas Waschke die Fragen, wie sich die Menschen der Zukunft
bewegen werden, wie Mobilität in urbanen Räumen morgen aussehen
könnte oder welche Art von Autos in ein paar Jahrzehnten unterwegs
sein könnten. Den Vertretern des Öffentlichen Verkehrs schenkte
Waschke jedenfalls reinen Wein ein – Bewegung und Initiative seien
gefragt, einfach Weitermachen keine vielversprechende Zukunftsoption.
Der Strategieberater Mag. Michael Schützenhofer präsentierte ein
Potpourri an möglichen Mobilitätsformen, die durch fortschreitende
Digitalisierung denkbar sind – von Musks Hyperloop bis zum mobilen
Büro der Zukunft, das sich zu und mit den Menschen bewegt, anstatt
wie heute umgekehrt.
Digitalisierung, Datenmanagement und wirtschaftliche Aspekte waren
die Leitthemen von Friedemann Brockmeyer (Civity) und Alexander
Gänsdorfer (T-Mobile). Auf den Boden der Realität und dann gleich
wieder in luftige Höhen wurden die Teilnehmer des 4.
Nahverkehrskongresses von Dr. Markus Schrentewein befördert. Der
Vertreter des weltweit erfolgreichen Österreichischen Unternehmens
Doppelmayr berichtete von den bahnbrechenden Möglichkeiten von
Seilbahnen als Nahverkehrsmittel im städtischen Bereich.
Der Kongress bot seinem Publikum zum Abschluss eine Podiumsdiskussion
zwischen Vertretern unterschiedlichster Interessen zum Thema „Wer ist
komplementär, wer Konkurrenz zum ÖV und was bringt die Zukunft?“.
So räumten Verantwortliche der Schienen- und Regionalbusdienstleister
(ÖBB-PV und Dr. Richard) sowie des Salzburger Verkehrsverbundes (SVV)
„Newcomern“ wie Uber durchaus große Chancen als ergänzende
Mikro-ÖV-Option ein. Als Ergänzung deshalb, weil Fahrgäste ja auch
auf dem letzten Kilometer zum Ziel gebracht werden wollen – und dafür
sind die klassischen Busse und Bahnen schlicht zu wenig flexibel und
zu teuer. ISTmobil-Stimme Alexander Stiasny, Bsc, ermahnt bei aller
Euphorie über neue Mobilitätslösungen samt Newcomern wie Uber, dass
die Erfüllung von arbeitsrechtlichen Bestimmungen wie Nacht- bzw.
Arbeitszeitbeschränkungen nicht in Frage gestellt werden dürfen.
Seitens Uber gibt es die Zusage, alle rechtlichen Kriterien zu
erfüllen und in Österreich und Deutschland keine Privatleute zu
engagieren, sondern Mietautofirmen und Taxiunternehmen. Dadurch stehe
die Frage nach der sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern
außer Diskussion.
Auch die Podiumsdiskussion streifte kurzzeitig das Thema „Autonomes
Fahren“, wobei der provokative Impuls der Zubetonierung aller
Schienen zugunsten von Asphaltstraßen für selbstfahrende Autos auf
recht starken Widerstand nicht nur seitens der ÖBB stieß. Wie Klaus
Garstenauer von den ÖBB kann sich auch Allegra Frommer, SVV, autonome
Fahrzeuge im ÖV-Alltag zwar vorstellen, plädierte aber für die
Priorisierung realer Probleme. „Der ÖV sei nicht sexy“ und schafft es
im Gegensatz zur Automobilbranche mehr schlecht als recht, sich durch
ein positives Image im Bewusstsein der Menschen zu manifestieren.
Nichts desto trotz sind die großen Mobilitätsströme – etwa zur Rush
Hour in großen Städten – nicht mit noch mehr PKWs, sondern nur mit
großen Gefäßen (U-Bahn, Bussen und Bahnen) zu bewerkstelligen.
DI Franz Schwammenhöfer vom BMVIT ließ zum Schluss aufhorchen durch
den Hinweis, dass niemand sich vor der gegenseitigen Wegnahme von
Fahrgästen fürchten müsse, denn: Das ganze System sollte mehr sein
als die Summe seiner Fahrgäste.
Die Teilnehmenden konnten nach Ende des Kongresses noch eine
Testfahrt mit einem selbstfahrenden Minibus machen. Der Minibus fuhr
dabei auf einer vorgegebenen Teststrecke vollständig automatisiert im
Mischverkehr. Organisiert wurde die Fahrt von der Salzburg Research
Forschungsgesellschaft, das Testfahrzeug stammt von der französischen
Firma Navya. Es handelte sich dabei um das Modell „Arma“, das als
intelligentes, elektrisch betriebenes Shuttle für bis zu 15 Personen
konzipiert wurde.
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