Linz (OTS) - Die Konjunkturerholung hilft Langzeitarbeitslosen nicht.
Mit steigender Verweildauer in der Arbeitslosigkeit steigen sowohl
die Zahl der Bezieher/-innen von Notstandshilfe als auch das
Armutsrisiko. „Eine Entwicklung, die wir nicht zulassen dürfen“,
erklärt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert eine
Verlängerung des Arbeitslosengeldbezuges, um das System armutsfester
zu machen und den Arbeitslosen mehr Zeit zu geben, einen passenden
neuen Job zu finden. „Zudem muss die Anrechnung des Partnereinkommens
bei der Notstandshilfe endlich abgeschafft werden“, sagt Kalliauer.
Im März 2017 waren in Österreich 123.891 Menschen seit mindestens
einem Jahr beschäftigungslos – das ist ein Plus von 1,1 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr. In Oberösterreich gab es 11.885
Langzeitarbeitslose (plus 0,9 Prozent). Mit der längeren Dauer der
Arbeitslosigkeit sind auch immer mehr Menschen auf Notstandshilfe
angewiesen. In Oberösterreich hat sich die Zahl der Bezieher/-innen
von Notstandshilfe von 2008 bis 2016 auf rund 16.800 Personen nahezu
verdreifacht. Bundesweit stieg im gleichen Zeitraum die Zahl der
Bezieher/-innen von Notstandshilfe von 78.400 auf 167.000 Menschen.
Notstandshilfe erhalten arbeitslose Menschen, wenn ihr
Arbeitslosengeldbezug ausgelaufen ist und eine Notlage im Haushalt
vorliegt. Die Anrechnung des Einkommen des Partners unter
Berücksichtigung von bestimmten Freibeträgen reduziert die
Leistungshöhe oder führt unter Umständen zum gänzlichen
Leistungsentfall. Davon waren im Jahr 2016 rund 18.600 Menschen (OÖ:
2780 Personen) betroffen. „Die krasse Ungerechtigkeit der Anrechnung
des Partnereinkommens muss endlich abgeschafft werden“, fordert daher
AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Die durchschnittliche monatliche Notstandshilfe betrug im Jahr 2016
bei Frauen 678,9 Euro (OÖ: 636,4 Euro) und bei Männern 787,4 Euro
(OÖ: 818,4 Euro). Diese Beträge sind deutlich niedriger als die
Armutsschwelle, die bei 1.163 Euro netto (12 Mal pro Jahr bei einem
Einpersonenhaushalt) liegt.
Diese Armutsfalle für arbeitslose Menschen gilt es zu entschärfen,
indem die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes (AlG) zumindest auf den
EU-Schnitt von zwölf Monaten angehoben wird. Aktuell liegen die
kürzesten AlG-Bezugsdauern in Österreich bei 20 bzw. 30 Wochen und
steigen erst im Alter von 50 Jahren nach Vorliegen von längeren
Versicherungszeiten auf 52 Wochen an.
„Die Angst, dass durch die längere Bezugszeit Anreize fehlen, sich
wieder einen Job zu suchen, ist völlig unbegründet“, betont der
AK-Präsident. Denn das WIFO verdeutlicht, dass ein längerer Anspruch
auf Arbeitslosengeld nicht zu einer Verzögerung von Jobaufnahmen
führt, sondern vielmehr einen gänzlichen Rückzug vom Arbeitsmarkt
verhindert. Zudem haben Arbeitslose laut WIFO und einer aktuellen
Studie der Universität Wien länger Zeit, geeignete Jobs zu finden,
die möglichst gut zu den eigenen Qualifikationen passen und höhere
Einkommen zur Folge haben.
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