• 25.04.2017, 10:30:01
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  • OTS0073

Impfen zahlt sich aus

Je höher die Durchimpfungsraten, desto mehr Geld spart sich der Steuerzahler

Utl.: Je höher die Durchimpfungsraten, desto mehr Geld spart sich
der Steuerzahler =

Wien (OTS) - Kaum eine medizinische Maßnahme wird so kontrovers
diskutiert wie das Impfen. Und das, obwohl kein anderes Mittel,
abgesehen von sauberem Wasser, Infektionskrankheiten derart
erfolgreich bekämpft hat. Impfprogramme haben aber noch weitere
Vorteile: Neben der Verhinderung von menschlichem Leid und einem
Beitrag zu mehr sozialer Gerechtigkeit - unter anderem durch die
Stärkung von Frauen in Entwicklungsländern - helfen sie sogar dabei,
dem Steuerzahler Geld zu sparen.

Fakt ist: Die staatlichen Ausgaben für Impfungen sind alles andere
als hoch. Im Schnitt geben die EU-Staaten weniger als drei Prozent
aller Gesundheitsausgaben für Prävention aus. (1) Eine Studie in
sieben westeuropäischen Staaten zeigt, dass die Kosten für Impfstoffe
nicht einmal 0,5 Prozent aller nationalen Gesundheitsausgaben
betragen. (2) Die wissenschaftliche Datenlage belegt aber klar, dass
Impfungen eine der kostengünstigsten Interventionen im Rahmen der
öffentlichen Gesundheit sind, die Renditen auf individueller,
wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene erzielen.

Impfungen sparen dem Steuerzahler Geld

Senioren ohne regelmäßig überprüften aufrechten Impfschutz sind
besonders anfällig für Infektionskrankheiten, mit den entsprechenden
Auswirkungen auf Behandlungs- und Spitalskosten sowie die Mortalität.
Aufgrund der demografischen Situation mit immer mehr älteren
Menschen, stellt dies ein zunehmendes Kostenproblem für die
Gesellschaft dar. In einer Fallstudie in den Niederlanden (3) wurden
daher die finanziellen Auswirkungen eines Impfprogrammes (Influenza,
Pneumokokken, Keuchhusten, Herpes Zoster, Diphtherie, Tetanus) für
Erwachsene über 50 Jahre analysiert. Die Ergebnisse waren eindeutig:
In der Gruppe der Menschen, die 2012 50 Jahre alt waren, könnten im
Laufe ihres Lebens durch entsprechende Impfungen über 34.000
Infektionskrankheiten, knapp 5.800 vorzeitige Todesfälle und 127.000
Krankenstandstage vermieden werden. Dazu kommen 10,8 Millionen Euro
eingesparte Ausgaben für Gesundheits- und
Sozialversicherungsausgaben. Als positive Folge der Impfungen könnten
auch 537 Millionen Euro an Steuereinnahmen generiert werden, die es
sonst nicht geben würde. Zusammengefasst bedeutet das, dass jeder
Euro, der in die Erwachsenenimpfung investiert wird, etwa vier Euro
an zukünftigen Einnahmen für die Regierung bedeuten würde. Mag. Renée
Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der
Impfstoffhersteller unterstreicht: „Die Daten aus den Niederlanden
sind mit Österreich durchaus vergleichbar und sollten eigentlich ein
Weckruf für unser Gesundheitssystem sein. Denn: Impfungen bringen
nicht nur der individuellen Gesundheit etwas, sondern auch der
Volkswirtschaft und somit dem Steuerzahler.“

Durchimpfungsraten erhöhen – Kosten senken

Dass Impfen dem Steuerzahler Geld spart, zeigt auch eine EU-weite
Studie zur Influenza-Impfung aus dem Jahr 2014 (4): Von den 180
Millionen Europäern, für die eine Influenza-Impfung empfohlen wird,
sind nur etwa 80 Millionen auch tatsächlich geimpft. In der geimpften
Gruppe werden jährlich mindestens 1,6 Millionen Krankheitsfälle,
45.000 Hospitalisierungen, 25.000 Todesfälle und 715.000
Krankenstandtage vermieden. Ebenso Kosten in der Höhe von knapp 250
Millionen Euro. Würde die empfohlene Durchimpfungsrate von 75 Prozent
in den gefährdeten Bevölkerungsgruppen tatsächlich erreicht, könnten
die mit Influenza im Zusammenhang stehenden gesundheitlichen Folgen
um zusätzliche 1,6 Millionen Fälle reduziert werden, weitere 24.000
Hospitalisierungen wären nicht notwendig und 10.000 Todesfälle
könnten darüber hinaus vermieden werden. Ebenso 680.000 Arztbesuche
und knapp 900.000 verlorene Arbeitstage. Insgesamt könnten durch
Erreichung der empfohlenen Durchimpfungsrate in den Zielgruppen etwa
190 Millionen Euro an zusätzlichen jährlichen Kosten gespart werden.
Österreich ist von den 75 Prozent übrigens meilenweit entfernt, einer
aktuellen Befragung aus dem Jahr 2016 zufolge sind in Österreich nur
14 Prozent der über 60jährigen gegen Influenza geimpft. (5) „Sogar,
wenn eine Impfung, wie die Influenza-Impfung keine 100prozentige
Schutzwirkung hat, aber zumindest schwere Krankheitsfälle verhindern
kann, zeigen diese Zahlen eindeutig, dass es nicht nur aus
individueller, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht Sinn
macht, mehr in Impfaufklärung zu investieren. Es ist ganz wichtig,
mehr Menschen zu motivieren, sich auch tatsächlich impfen zu lassen“,
so Gallo-Daniel dazu.

Masern – eine Kinderkrankheit, die kostet

Auch wenn Infektionskrankheiten bei älteren Erwachsenen besonders
gefährlich und kostenverursachend sind, sind auch Kinderkrankheiten
nicht immer harmlos. Weder gesundheitlich, noch finanziell. Eine
deutsche Studie aus dem Jahr 2009 zeigt, dass die durchschnittlichen
Kosten einer Masernerkrankung bereits damals 520 Euro betrugen. (6)
Dazu kommen im Fall des Falles auch die Kosten für Arbeitsausfälle
der Eltern. Schon bei einem unkomplizierten Masernfall können Mütter
oder Väter erkrankter Kinder an einem bis mehreren Tagen nicht
arbeiten (acht bis 24 Stunden Arbeitsausfall), wie eine weitere
Studie zeigt.
(7) Interessant ist auch ein anderer Kostenvergleich: Infolge eines
Masernausbruchs in Italien (2002-2003) mussten mehr als 5.100
Menschen (zwei Drittel davon Kinder) im Spital behandelt werden. Es
entstanden direkte Kosten von 17,6 bis 22 Millionen Euro, (40 bis 50
Prozent davon entfielen auf die Spitalsbehandlungen). Mit diesem Geld
hätte man 1,5 bis 1,9 Millionen Kinder mit einer Dosis MMR (Masern,
Mumps, Röteln) impfen können, was zusätzlich viele Fälle von Mumps
und Röteln vermieden hätte. (8) In Österreich hat man die
Kostenvorteile einer Masern-Impfung übrigens bereits in den 1970er
Jahren berechnet: Das jährliche Impfen von 100.000 einjährigen
Kindern könnte innerhalb von 12 Jahren 528 Millionen Schilling
einsparen (die Abwesenheit von Eltern am Arbeitsplatz mitgerechnet),
so die Studienautoren damals.(9)

(1) WHO Report 2014 on The case for infesting in Public Health,
https://www.ots.at/redirect/euro.who.int
(2) Olivier Ethgen, Florence Baron-Papillon, Murielle Conier (2016):
How much money is spent on vaccines across Western European
countries?, Human Vaccines & Immunotherapies.
(3) SAATI (2013), Adult Vaccination: A Key Component of Healthy
Ageing – The benefits of life-course immunisation in Europe.
https://www.ots.at/redirect/ifa_fiv
(4) Préud et. Al. (2014), Annual public health and economic benefits
of seasonal influenza vaccination: a European estimate, BMC Public
Health 2014. https://www.ots.at/redirect/bmcpublichealth
(5) Data on file Sanofi Pasteur, Integral Marktforschung 2015/16
(6) Wichmann O et al. Further efforts needed to achieve measles
elimination in Germany: results of an outbreak investigation.
Bulletin of the World Health Organization, 2009, 87:108–115.
(7) Carabin H et al. The average cost of measles cases and adverse
events following vaccination in industrialised countries. BMC Public
Health, 2002, 2:22.
(8) Filia A et al., Health burden and economic impact of
measles-related hospitalizations in Italy in 2002–2003, BMC Public
Health20077:169
(9) Wiedermann G, Ambrosch F (1979) Costs and benefits of measles and
mumps immunization in Austria. Bull World Health Organ 57:625–629

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